Das Fest des Fastenbrechens ab Sonntag (24.05.2020) ist neben dem Opferfest die wichtigste Feier im Islam. Es markiert das Ende des Fastenmonats Ramadan.
In diesem Jahr ist wegen der Corona-Pandemie vieles nicht möglich, was sonst selbstverständlich wäre. Der Zentralrat der Muslime in NRW rät zum Beispiel vom gemeinsamen Beten in der Moschee ab. Auch der 30-jährige Kölner Bora Anaç will mit seiner Familie darauf verzichten. Ein Interview.
WDR: Herr Anaç, normalerweise ist beim Fastenbrechen das Haus voller Gäste – wie läuft es dieses Jahr in ihrer Familie ab?
Bora Anaç: Wir sind alle gemeinsam vorsichtig und passen uns der Situation an. Zum Beispiel bei den Familienbesuchen. Da achten wir darauf, dass sich nur zwei Haushalte treffen. Und dass wir uns in verschiedenen Räumen aufhalten. Wir treffen uns bei den Verwandten, die am meisten Platz haben oder wo man auch draußen sitzen kann. Normalerweise sitzen schon mal 15 bis 20 Leute zusammen. Das geht jetzt natürlich nicht.
WDR: Mit wie vielen Verwandten werden Sie denn feiern?
Anaç: Das dürften etwa acht bis zehn Leute sein - aus zwei Haushalten.
Fastenbrechen - das raten die muslimischen Verbände in NRW
Das Fest des Fastenbrechens beendet im Islam den Ramadan, den Fastenmonat. Es geht über drei Tage und beginnt normalerweise mit dem Festtagsgebet in der Moschee. In diesem Jahr empfiehlt aber etwa der Zentralrat der Muslime in NRW, zu Hause zu beten – der Schutz der Gläubigen und der Gesellschaft gehe vor. Der Ditib-Verband, zu dem etwa 260 Moscheen in Nordrhein-Westfalen gehören, rät, auch beim Fastenbrechen aufs Händeschütteln und auf Umarmungen zu verzichten. Für Glückwünsche sollten lieber Telefon oder Videochats genutzt werden.
WDR: Beim Fastenbrechen spielt das Essen eine zentrale Rolle, nachdem man einen Monat tagsüber verzichtet hat. Wie regeln Sie das?
Anaç: In großer Runde am Tisch sitzen, das wäre keine gute Idee. Bei vielen wird das gemeinsame Essen wohl leider ausfallen. Aber da geht die Gesundheit eben vor.
WDR: Gibt es weitere Rituale, die wegen des Virus nicht gehen?
Anaç: Ja, der Handkuss.
WDR: Warum geht es da?
Anaç: Eigentlich ist es üblich, Älteren wie zum Beispiel den Großeltern als Zeichen des Respekts die Hand zu küssen. Das wäre zu riskant, gerade für die älteren Familienmitglieder. Dass dieser Brauch mal wegfällt, hätte ich mir noch vor ein paar Monaten gar nicht vorstellen können.
WDR: Das Fastenbrechen wird auch Zuckerfest genannt, weil es für die Kinder Süßigkeiten gibt. Wird es ein trauriges Zuckerfest?
Anaç: Für die Kinder ist es eigentlich ganz okay. Für sie ist vor allem wichtig, dass sie Geschenke und Süßigkeiten bekommen. Und das bekommen sie.
Das Interview führte Peter Neuhaus.