Mitarbeiter sitzen in abgetrennten Boxen und machen Schnelletsts

Mehr Coronatests in Unternehmen - Probleme für viele Betriebe

Stand: 09.04.2021, 13:27 Uhr

Während Schulen wieder schließen, arbeiten vielerorts Unternehmen voll besetzt. Getestet wird nicht mal in jedem zweiten Unternehmen. Eine Testpflicht für Unternehmen hat der Bund jetzt abgelehnt.

Von Nina Magoley

Zwar stecken sich die meisten mit Corona derzeit im privaten Umfeld an, aber auch in vielen Unternehmen treffen weiter Menschen aufeinander, ohne zu wissen, ob das Virus unter ihnen grassiert. Mehr als die Hälfte der Betriebe würde gar nicht testen, fand die Hans-Böckler-Stiftung in einer Umfrage jüngst heraus.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte der Wirtschaft zuletzt mit Auflagen gedroht, wenn nicht mindestens 90 Prozent der Firmen regelmäßige Testmöglichkeiten schaffen, am besten zwei Tests pro Woche. Am Freitag gab Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) aber bekannt, er halte eine Pflicht zu Corona-Tests in Unternehmen nicht für nötig: "Es ist erstaunlich, wie viel erreicht wurde", sagte er mit Blick auf den freiwilligen Aufbau von Testmöglichkeiten in Firmen. Es brauche aber eine weitere Steigerung. Details zum weiteren Vorgehen würden Anfang nächster Woche geklärt.

Amazon in Werne testet nicht

Offenbar ist die Bereitschaft der Arbeitgeber, mit Coronatest die Sicherheit der Mitarbeiter zu erhöhen, bislang sehr unterschiedlich. So meldet die Gewerkschaft Verdi NRW, dass im Amazonstandort in Werne, wo 1.800 Mitarbeiter in drei Schichten arbeiten, bislang noch gar nicht getestet würde.

Beim Pumpenhersteller Wilo in Dortmund dagegen testet man seit drei Wochen konsequent: In einer freigeräumten Halle gibt es ein eigenes Testzentrum mit 30 Plätzen. Jeder käme zweimal pro Woche an die Reihe, Außendienstmitarbeiter auch öfter, sagt Standortleiter Georg Fölting. Das Ergebnis werde vom Testpersonal ausgewertet, positiv Getestete sofort nach Hause und zur medizinischen Untersuchung geschickt.

Testen am Arbeitsplatz ist "riesige Herausforderung" für Betriebe

Grundsätzlich gebe es eine "sehr große Bereitschaft, in den Betrieben Tests anzubieten", sagt eine Sprecherin beim Verband Unternehmen NRW - aber der Beratungsbedarfs sei hoch. Beschaffungsprobleme oder Ärger mit unzuverlässigen Testlieferanten seien "eine riesige Herausforderung" für viele Betriebe. Mindestabnahmemengen von Tests seien für kleinere und mittlere Unternehmen ein Problem, viele setzten auf Selbsttests. Auch sei es für sie kaum möglich, die Belegschaft während der Arbeitszeit zu Testzentren zu schicken oder selber Testzentren zu bauen.

Der Unternehmerverband spricht sich klar gegen eine Testpflicht für Betriebe aus: "Auch eine staatliche Verordnung löst nicht die Probleme bei der Organisation und Beschaffung", sagt die Sprecherin.

Überzeugungsarbeit für Coronatests nötig

"Alle Betriebe über einen Kamm zu scheren, kann nicht die Lösung sein", meint auch Stefan Dietzfelbinger von der IHK Duisburg. Zudem brauche es Überzeugungsarbeit, um Angestellte zur Teilnahme an Tests zu bewegen.

Eine einfache Rechnung macht dagegen Elke Ahlers von der Hans Böckler Stiftung auf: Ein Test koste pro Person zwischen fünf und zehn Euro. Bei Ausfall wegen einer Coronaerkrankung habe der Arbeitgeber Lohnfortzahlung zu leisten, was deutlich teurer sei, so Ahlers. "Dieser Gedanke ist in vielen Betrieben noch nicht angekommen."

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