Corona-Impfaktion für Obdachlose in Mönchengladbach: "Endlich Sicherheit!"

Stand: 07.05.2021, 06:00 Uhr

Lange Schlangen vor dem Eingang des "Café Pflaster" in Mönchengladbach: Hier gab es am Donnerstag unkompliziert und - fast - formlos eine Impfung für rund 170 obdach- und wohnungslose Menschen.

Von Susanne Schnabel

"Ich bin so froh, dass ich geimpft werde. Meine Mutter und mein Bruder sind sehr krank. Jetzt kann ich sie wieder besuchen. Endlich Sicherheit", sagt Uwe Modersbach, 57 Jahre alt. Er wartet mit vielen anderen geduldig vor dem improvisierten Impfzentrum mitten in der Mönchengladbacher City.

"Vertraute Umgebung, vertraute Gesichter"

"Wer auf der Straße lebt, führt nicht gerade das gesündeste Leben. Die Leute haben verschiedene Vorerkrankungen, Suchterkrankung und andere körperliche Einschränkungen", sagt Martin Büssen, Streetworker der Diakonie Mönchengladbach. Er und sein Team sind seit einer Woche unterwegs und informieren obdachlose Menschen über die Gelegenheit, sich im "Café Pflaster" impfen zu lassen. Ein guter Ort für diese Aktion findet Büssen: "Vertraute Umgebung, vertraute Gesichter. Das nimmt die Hürde."

Norbert Schöneberg erklärt, dass in dem Café normalerweise obdachlose Menschen morgens ihre Tasse Kaffee und ein Brötchen bekommen. "Es ist irgendwie ein Stück Zuhause", sagt der wohnungslose 69-Jährige. Er ist froh über das Impfangebot, weiß aber auch, dass es kritische Stimmen bei obdachlosen Menschen gibt: "Das fängt an bei Datenschutzbedenken, Angst vor Nebenwirkungen und einige Leute, die schon ziemlich lange draußen sind, haben eine allgemeine Angst vor allem Neuen."

Vom Papierkram bis zum Brötchen danach

Die Angst nehmen die rund 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des improvisierten Impfzentrums den Menschen, die sich ihnen anvertrauen. Organisiert haben die Aktion die Stadt Mönchengladbach, das Diakonische Werk, die Feuerwehr und das Ärzteteam des Mönchengladbacher Impfzentrums.

"Wir sind sehr glücklich, dass alles so glatt läuft, dass unser Angebot angenommen wird", sagt Brigitte Bloschak vom Diakonischen Werk, die sich seit vielen Jahren um wohnungslose Menschen kümmert.

Sie und ihr Team sorgen dafür, dass es den Impfwilligen an nichts fehlt: Sie klären auf, kümmern sich um Formulare, übersetzen, falls es nötig ist, bieten Schmerztabletten, Kaffee und frische Brötchen nach der Impfung an. Diakonie-Krankenschwester Manuela Brüll: "Damit können wir die Menschen mit ruhigem Gewissen wieder entlassen."

Weitere Impfaktionen geplant

An diesem Donnerstag werden rund 170 Menschen geimpft. Das Land hat der Stadt Mönchengladbach zunächst 330 Impfdosen von Johnson & Johnson zur Verfügung gestellt. Insgesamt leben knapp 700 Menschen in Mönchengladbach ohne Wohnung. Es werde noch weitere vergleichbare Aktionen in der Stadt geben und sollte es Reste geben, dann werden diese an Frauenhäuser verteilt, so ein Stadtsprecher.

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