Vereine kritisieren Corona-Lockerungen im Breitensport

Stand: 10.05.2020, 17:50 Uhr

  • Sportvereine kritisieren Lockerungen
  • Offener Brief an Ministerpräsident Laschet
  • Sportler: "Falsche Priorität"

Seit Donnerstag (07.05.2020) ist Vereinssport im Freien wieder erlaubt, ab Montag (11.05.2020) dürfen auch die Sporthallen in NRW wieder öffnen. Ende des Monats (30.05.2020) ist sogar Körperkontakt beim Sport wieder erlaubt. Auch dürfen die Vereine dann wieder Turniere im Kinder-, Jugend- und Amateurbereich veranstalten. So sieht es die neue Corona-Schutzverordnung des Landes vor.

Brief an Laschet: "Treten Sie auf die Bremse"

Für Frank Fligge, Leiter der Handball-Abteilung des ASC 09 Dortmund, kommen diese Lockerungen viel zu schnell. In einem offenen Brief wirft er Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) vor, die Gefahren zu unterschätzen: "Wir befinden uns noch immer in einer Pandemie – und Sie nehmen eine Ausbreitung des Virus‘ zumindest billigend in Kauf."

Mit den Lockerungen für den Breitensport setze die Landesregierung falsche Prioritäten, so Fligge: "Bitte sorgen Sie dafür, dass die Wirtschaft wieder anläuft! Dass Arbeitsplätze gesichert werden! Sorgen Sie dafür, dass Kitas wieder öffnen und Schüler*innen wieder zum Unterricht können! Aber treten Sie auf die Bremse, wo Lockerungen nicht zwingend nötig sind."

Verantwortung werde auf Ehrenämtler abgewälzt

Der Sport sei so ein Fall. Es bestehe keine Not, Lockerungen schnell durchzusetzen. Gleichzeitig sei, so der Leiter der Handball-Abteilung, die Ansteckungsgefahr in diesem Bereich besonders groß. "Dieselben Kinder und Jugendlichen, für die es am 30. Mai noch keinen geregelten Schulunterricht geben wird, sollen dann am Nachmittag zum Training in die Sporthallen kommen, wo sie face-to-face in den Zweikampf gehen." Unter diesen Bedingungen Sport auszuüben, sei grober Unfug.

Unklar ist für Fligge auch, wie die strengen Hygienevorschriften durch die Vereine umgesetzt werden sollen. Diese Verantwortung werde jetzt auf die Ehrenamtler in den Vereinen abgewälzt.

Kritik von mehreren Vereinen

Auch andere Vereine in NRW sehen in den Lockerungen große Herausforderungen. Für die Handballer der SG Düsseldorf Unterrath kamen die Lockerungen schneller als gedacht, sagt Abteilungsleiter Holger Petersen: "Wir müssen uns ganz schnell auf Veränderungen einstellen und arbeiten zum Teil doppelt und dreifach."

Frank Fligge vom Sport-Club Aplerbeck kritisiert, durch die schnelle Öffnung steige der Druck auf die Vereine. Sie müssten ihren Betrieb aufnehmen, auch wenn sie noch nicht soweit seien. "Natürlich müssen wir, sobald der erste benachbarte Verein die Halle aufschließt."

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