Das Schuljahr 2019/2020 geht zu Ende, nach Monaten Corona-bedingter Einschränkungen bekommen fast 190.000 Schülerinnen und Schüler in NRW ihre Abschluss-Zeugnisse. Sie blicken auf einen Arbeitsmarkt, der ebenfalls die Auswirkungen des Corona-Virus spürt. Robert Schweizog, der Geschäftsführer Bildung der IHK NRW, sagt, die Schulabgänger würden trotz Corona einen Ausbildungsplatz finden, wenn sie wollen.
WDR: Herr Schweizog, wie viele Sorgen muss ich mir als Jugendlicher machen, wenn ich nun mit der Schule fertig bin und eine Lehrstelle haben möchte?
Robert Schweizog: Man muss sich nach jetzigem Stand keine größeren Sorgen machen als in Vorjahren. Tatsächlich ist das Verhältnis von Stellen zu Bewerbern auf dem Ausbildungsmarkt sogar besser. Das heißt, es gibt sehr viele freie Stellen, und es lohnt sich, jetzt aktiv zu werden. Ein Blick in die IHK-Lehrstellenbörse lohnt sich zum Beispiel.
WDR: Jugendliche berichten aber, manche Ausbilder hätten vor der Corona-Krise gegebene Zusagen wieder zurückgezogen.
Schweizog: Natürlich ist gerade auch bei den Betrieben die Verunsicherung groß. Das merkt man daran, dass weniger Ausbildungsplätze angeboten werden. Von zurückgezogenen Ausbildungsangeboten bekommen wir in der Fläche aber nicht viel mit.
WDR: Wenn ich wegen der erschwerten Bedingungen nun eine schlechtere Abschlussnote habe, bringt mir das bei der Bewerbung Nachteile?
Schweizog: Davon würde ich nicht ausgehen. Schulnoten sind nicht alles. Natürlich wollen Betriebe die bestmöglichen Auszubildenden finden. Dabei achten sie auch auf den Schulabschluss. Aber eben nicht nur. Und die Betriebe wissen natürlich, dass dieser Jahrgang ein ganz besonderer ist, der unter erschwerten Bedingungen den Abschluss geschrieben hat. Das werden sie einpreisen.
WDR: Die Arbeitsagentur meldet, dass sich im Mai bei ihr im Vergleich zum Vorjahr 11,6 Prozent weniger Bewerber gemeldet haben, die eine duale Ausbildung machen wollen. Das sind fast 12.800 junge Menschen. Wie kommt das?
Schweizog: Die jungen Leute hatten anderes im Kopf, als sich zu bewerben. Der Schulabschluss war schwerer, und es fehlte der positive Herdentrieb, den man in der Schule sonst mitnimmt. Lehrer, die zwischendurch nachfragen, wie’s denn mit der Lehrstellen-Suche aussieht. Aber auch Schulkameraden, die vom Auswahlverfahren berichten.
WDR: Ist nun noch ein Schub zu erwarten, oder suchen sich Jugendliche vermeintlich sichere Bereiche wie weiterführende Schulformen?
Schweizog: Ich gehe davon aus, dass sich Jugendliche nach dem Schuljahr vermehrt bewerben. Die Ausbildung ist eine sichere Möglichkeit. Man weiß nicht, ob Work and Travel wieder möglich sein wird oder der Besuch von Hörsälen. Die duale Ausbildung aber ist möglich.
Das Interview führte Carsten Upadek.