Azubis: Keine Berufsschule vor der Prüfung

Stand: 15.05.2020, 14:23 Uhr

  • Abschluss-Prüfungen der IHK und HWK sollen stattfinden
  • Prüfungsvorbereitung schwierig, weil Berufsschulen geschlossen
  • Insgesamt 300.000 Auzubildende im dualen System in NRW

Von Sabine Schmitt

Dass es mit ihrer Ausbildung mal so zu Ende geht. Das hätte Tabea Schüler sich vor ein paar Monaten nicht ausmalen können. Doch dann kam Corona. Plötzlich war alles anders. Nicht nur für normale Schüler - auch für sie und etwa 300.000 Auszubildende in NRW. Besonders hart trifft es die, die eigentlich fast fertig sind mit der Ausbildung.

Tabea Schüler macht eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement in einer Düsseldorfer Autolackierei. Sie ist im letzten Ausbildungsjahr, steht kurz vor der mündlichen Abschlussprüfung. Und die Berufsschulen in NRW? Geschlossen. Kein Unterricht. Wochenlang.

Abschlussprüfungen finden statt

Doch die Abschlussprüfungen finden statt. Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) laufen seit 4. Mai wieder Prüfungen. Einen Überblick über Termine gibt die IHK Mittlerer Niederrhein.

Und auch bei der Handwerkskammer sollen die Gesellenprüfungen fast alle noch vor den Sommerferien stattfinden, sagt Alexander Konrad, Sprecher der HWK Düsseldorf. Allerdings habe jede örtliche HWK andere zentrale Prüfungstermine.

Auch der Unterricht startet wieder - aber schrittweise und nicht für diejenigen, die jetzt ihre Abschlussprüfung haben.

Die Vorbereitung? Schwierig

Wie bereitet man sich trotzdem gut auf eine so wichtige Prüfung vor? "Puh", sagt Tabea Schüler. "Das ist schon schwierig." Die Klassenlehrerin schicke Aufgaben per E-Mail. "Wir haben dann eine Woche Zeit, das zu bearbeiten." Außerdem habe sie alte Prüfungsfragen bekommen und Bücher bestellt.

Trotzdem. Ein mulmiges Gefühl bleibe. Es sei eben etwas anderes, ob man alleine lernt oder in der Schule unterrichtet wird - Fragen stellen kann, mit anderen in der Klasse sitzt, sich gemeinsam vorbereitet.

Und so wird etwas, das für Tausende Azubis immer selbstverständlich war, plötzlich etwas, das sie vermissen: Präsenzunterricht in der Berufsschule.

In der Autolackierei sind derweil alle bemüht zu helfen. Der Betrieb stellt einen Raum. Da können Azubis an Aufgaben arbeiten. Und so kommt es, dass Tabea Schüler gemeinsam mit Karosserie- und Lackierer-Azubis paukt. Einer davon ist Burak Poyrath (22), im zweiten Lehrjahr - die Ausbildung dauert 3,5 Jahre. Das macht gelassen.

Franziska Schneider betreut die Azubis im Betrieb Thedens. In jeder Klasse läuft es anders, sagt sie. "Manche Lehrer melden sich bei uns, andere kommunizieren nur mit den Azubis selbst." Da könne man noch einiges verbessern.

Bestehen - "alles andere wäre doof"

Und mit welchen Gefühlen geht Tabea Schüler jetzt in die Prüfung? "Ich glaube schon, das ich das schaffen werde", sagt sie. "Alles andere wäre auch echt doof."

Der Betrieb habe zugesagt, sie zu übernehmen. Durchfallen würde bedeuten: weniger Geld in den nächsten Monaten. Ihre Klassenlehrerin habe geschrieben, dass sie die Daumen drückt.

Und auch Prüfer in NRW versuchen jetzt, das Beste aus der Situation zu machen - darunter auch Alexandra Houx-Brenner aus dem Kreis Viersen. Sie kommt aus einer ganz anderen Branche, hat aber auch mit Azubis zu tun.

"Alle reden nur über Abiturienten"

Sie ist Friseurin in Niederkrüchten und Obermeisterin. Sie hatte in letzter Zeit oft das Gefühl, dass Azubis von vielen vergessen worden sind. "Alle haben nur über Abiturienten geredet." Für Azubis sei die Situation genauso schwierig, der Abschluss extrem wichtig. Daran denke sie auch, wenn sie jetzt Prüfungen abnimmt.

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