Mieter:innen kämpfen um vernünftige Wohnungen

Lokalzeit aus Düsseldorf 23.01.2024 Verfügbar bis 23.01.2026 WDR

Schimmelwohnungen in Düsseldorf: "Man fühlt sich als Mensch wertlos"

Stand: 23.01.2024, 17:30 Uhr

Mieter in Düsseldorf-Lörick warten seit Jahren vergeblich auf versprochene neue Wohnungen einer Immobilienfirma. Stattdessen müssen die Betroffenen in Übergangswohnungen mit vielen Mängeln leben. Ein Besuch vor Ort.

Von Peter Hild

Elif Atug sitzt auf einer Couch in ihrer Wohnung und legt sich eine Decke über den Schoß. "Ich friere sonst, da meine Heizung auf volle Pulle im Winter nicht ausreicht", erzählt die Einzelhandelsverkäuferin, die seit sechs Jahren übergangsweise in der Wohnung am Niederkasseler Lohweg im Stadtteil Lörick lebt.

Die 59-Jährige beklagt zahlreiche Mängel in ihrer Wohnung - undichte Fenster, ein kaputtes Dach und immer wieder Schimmel im Badezimmer. Im Treppenhaus löst sich die Tapete von der Wand. Auch die übrigen Mieter in dem Reihenhaus schimpfen über ähnliche Mängel in ihren Wohnungen.

Investor baut nicht - trotz Genehmigung

Eine Brachfläche mit Gestrüpp, im Vordergrund der Bauzaun im Anschnitt.

Brachfläche an der Hansaallee

Viele der betroffenen Mieter sind vor rund sechs Jahren von der benachbarten Hansaallee hierher gezogen. Die dortigen Wohnungen sollten abgerissen und vom Leipziger Immobilieninvestor Quarterback neu gebaut werden - damit die Mieter dort wieder einziehen können und die alten Werkswohnungen am Lohweg abgerissen werden können.

Elif Atug kann von ihrem Balkon aus auf die Abrissfläche an der Hansaallee schauen. Doch gebaut wird dort seit Jahren nicht, trotz Baugenehmigung. Parallel ist der Zustand der Übergangswohnungen offenbar immer schlechter geworden.

Mieter fühlen sich wertlos und ignoriert

Damit es endlich mit den Bauarbeiten losgeht, haben die Mieter zusammen mit dem Düsseldorfer Bündnis für bezahlbaren Wohnraum am Dienstag vor dem Bauzaun symbolisch den ersten Spatenstich gesetzt.

Ein Mann mit weißen Haaren und Brille steht in einem Bauzaun mit großem montierten Schild

Mieter Kemal Cavdar

Kemal Cavdar schaut traurig durch den Zaun auf die Brachfläche. Seit gut 20 Jahren wohnt er im Reihenhaus am Lohweg. Immer wieder hat er die Beseitigung seiner Mängel wie kaputte Türen oder Heizkörper angemahnt, ohne Erfolg. Quarterback teilte dem WDR schriftlich mit, dass alle Mängel zusammen mit dem städtischen Wohnungsamt begutachtet und dann behoben worden seien.

"Das ist eine Lüge und eine Unverschämtheit", schimpft Cavdar. Nichts sei gemacht worden. "Es ist wirklich traurig. Man wird schlicht ignoriert und hat das Gefühl, wertlos zu sein." Der Investor teilte dem WDR mit, dass für einen Baubeginn erst alle Mieter aus dem Reihenhaus ausziehen müssten und dass den Betroffenen Ersatzwohnungen angeboten worden seien. "Aber die waren für uns nicht bezahlbar", betont Cavdar.

Stadt: Investor soll sich um Mängelbeseitigung kümmern

Die Stadt Düsseldorf hat dem Investor eine Frist zur Mängelbeseitigung gesetzt, und der würde er auch nachkommen, heißt es in einer Stellungnahme auf WDR-Anfrage. Aufträge an Handwerksfirmen seien nachgewiesen worden, erklärte ein Stadtsprecher.

Sollten Mängel noch nicht behoben sein, würde Quarterback auf fehlendes Personal in den Handwerksbetrieben verweisen. Ein Teil der Mängel kann laut Stadt auch nicht beseitigt werden, weil Mieter nicht kooperieren würden.

Eine Frau auf einer organgenen Couch mit einer Wolldecke auf dem Schoß

Mieterin Elif Atug

Elif Atug blickt resigniert aus ihrem Wohnzimmerfenster. "Die versuchen, uns hier einfach rauszuekeln", klagt sie. Sie glaubt nicht, dass sich die Immobilienfirma in nächster Zeit bewegen wird. Deshalb schaut sich bereits selbst nach anderen Wohnungen um: "Aber was Bezahlbares ist für mich hier schwer zu finden."