"Mal geht es gut aus - mal nicht." Am gefährlichen Rheinstrand in Düsseldorf-Himmelgeist

Stand: 27.06.2023, 09:56 Uhr

Der Sandstrand am Rhein in Düsseldorf-Himmelgeist lockt immer viele Besucher an. Doch der Ort ist gefährlich. Immer wieder gibt es Unfälle am Wasser. Auch tödliche.

Von Zübeyde Sürgit

"Es ist einfach zu schön bei uns“, sagt Günther Kepp, während er das Laub in seiner Einfahrt zusammenkehrt. Seit zwanzig Jahren wohnt er in Düsseldorf-Himmelgeist mit Blick auf den Rhein. Vom nahegelegenen Bauernhof weht einem Stallgeruch um die Nase. Die Anwohner genießen ein Zuhause in idyllischer Ruhe, trotzdem stadtnah.

Doch an diesem Wochenende wurde das Glück der Menschen hier getrübt. Rettungshubschrauber kreisten über ihren Köpfen. Feuerwehr, DLRG und Wasserschutzpolizei suchten nach einem Wuppertaler, den die Strömung des Rheins mitgerissen hat.

Immer wieder gehen Menschen im Rhein baden

"Jedes Jahr ist da unten Action. Mal geht es gut aus, mal nicht. Am Wochenende ist das der Wahnsinn hier. Die Leute parken uns alles zu. Ich verstehe das. Es ist heiß und viele haben nicht mal einen Balkon und wollen sich abkühlen. Aber die Strömung ist einfach zu gefährlich, selbst wenn man nur knöcheltief im Wasser steht.“ Günther Kepp, Anwohner

Tragisches Unglück

Am Samstag waren drei litauische Männer Anfang zwanzig zum Abkühlen ins vermeintlich seichte Wasser gegangen und wurden von der Strömung mitgerissen. Einem gelang es, sich an einem Stein im Wasser festzuhalten, ein weiterer konnte auf ein Schlauchboot gerettet werden. Vom dritten Mann fehlt jede Spur.

Die Feuerwehr Düsseldorf suchte mit Strömungsrettern und Tauchern das Gebiet ab. Eine großangelegte Suche brachte keinen Erfolg - weder vom Land noch vom Wasser aus oder aus der Luft. Am Montag wurde eine Leiche in Duisburg im Rhein gefunden. Ob es sich dabei um den 22-jährigen Mann aus Wuppertal handelt, soll eine Obduktion klären.

Betreten auf eigene Gefahr

Auf dem Weg zum Ufer gibt es nur ein einziges Schild, dass darauf hinweist, dass man sich auf eigene Gefahr begibt. Warum hier keine Warnhinweise auf gefährliche Unterströmungen aufgestellt wurden, hat uns die Stadt Düsseldorf heute nicht beantwortet.

Laut Anwohnern sperrt das Ordnungsamt die kleine Zufahrtsstraße zum Ufer an Wochenenden für Autos ab, es wird wild geparkt. Zu Fuß kann aber jeder noch ans Ufer laufen. "Oft sind es ausländische Mitbürger, die hier ins Wasser gehen", sagt Manja Welfle aus Korschenbroich.

Sie kommt häufig mit ihrem Sohn an den Sandstrand, um Muscheln zu sammeln. Dass mehr Aufklärung und Warnschilder in verschiedenen Sprachen helfen würden, glaubt sie aber nicht. "Man kann die Strömungen schon vom Ufer sehen. Die wollen die Gefahr einfach nicht erkennen", sagt die Mutter.

Ihren Sohn lässt sie nicht aus den Augen. Heute sammeln sie neben Muscheln auch viel Müll am Strand ein, um ihn zu entsorgen. Müll, Lagerfeuerspuren und ein Handtuch im Wasser sind nur einige sichtbare Spuren vom Wochenende.

Kiesflächen verursachen gefährliche Strömungen

Der Platz am Fähranleger in Himmelgeist zieht im Sommer viele Menschen an. Doch der Sandstrand und das flache Ufer sind trügerisch. An dieser Stelle befindet sich eine so genannte Kribbe. Hier ragen Kiesflächen ins Wasser. Sie dienen dazu, die Fließgeschwindigkeit des Stromes in seiner Mitte zu erhöhen. Dadurch bilden sich gefährliche Strudel und Strömungen, die Badenden die Füße wegreißen können.

"Wer versucht, den Strom schwimmend zu überqueren, kommt, wenn er es überlebt, weit unterhalb der Stelle an, an der er ins Wasser gestiegen ist." Stadt Düsseldorf

Bereits mehrere Tote

Zwei Menschen sind 2023 schon im Rhein in Düsseldorf ertrunken. "Grundsätzlich kann ich verstehen, dass man sich bei 30 Grad eine Abkühlung wünscht. Aber die Schiffe erzeugen große Strömungen. Auch wenn sie weitergefahren sind, ist die Gefahr nicht gebannt. Daher kann ich nur sagen. Abkühlung ja, aber bitte nicht im Rhein", sagt Stefan Böle von der Feuerwehr Düsseldorf. Hier sind rund um die Uhr vier Taucher und Strömungsretter im Dienst. Aber auch ihre Hilfe kam für den 22-jährigen Mann am Wochenende leider zu spät.