Krefelder Stadtspitze wegen Surfpark-Gutachten verklagt
Stand: 06.08.2024, 14:23 Uhr
Der Streit um die Pläne zum umstrittenen Surfpark in Krefeld geht in die nächste Runde: Eine Ratsfrau bezichtigt Oberbürgermeister Frank Meyer und Stadtdirektor Markus Schön der Lüge. Sie verklagt nun die Stadtspitze.
Von Thomas Kalus
Die Umweltaktivistin Björna Althoff vertritt im Krefelder Rat die "Klimaliste Deutschland". Sie ist auch Sprecherin der Initiative "Fridays for Future". Die zweifache Mutter kämpft schon lange gegen den am Elfrather See geplanten Surfpark. Sie bezeichnet die Folgen des Mega-Projektes als Katastrophe für die Umwelt.
Klage gegen Stadtspitze wird wegen Gutachten eingereicht
Nun bestätigte Althoff am Dienstag dem WDR, dass sie beim Düsseldorfer Verwaltungsgericht über eine Anwaltskanzlei Klage gegen Oberbürgermeister Frank Meyer und Stadtdirektor Markus Schön eingereicht hat. Im Kern geht es in der Klage um das Gutachten zum Surfpark, auf dessen Grundlage der Rat über das Projekt entscheiden soll.
Die Stadtspitze hatte als Antwort auf eine Anfrage von Althoff behauptet, es gebe nur eine Version dieses Gutachtens. Das sei aber falsch, erklärt die Klägerin. Es existiere noch eine zweite längere Version mit wichtigen Aspekten zu dem Projekt. Darin ginge es zum Beispiel um die Umweltverträglichkeit des Projektes und um Rechtsfragen zu Auswirkungen auf das Klima.
Ratsfrau siegt rote Linie überschritten
Das Gericht solle das Fehlverhalten der Stadtspitze feststellen, sagte Björna Althoff dem WDR: "Wenn ich als Opposition im Krefelder Rat meiner Kontrollrechte beschnitten werde, ist bei mir eine rote Linie überschritten. Mir geht es mit der Klage um die Wahrung meiner Rechte im Rat." Anfragen seien für sie als Ratsfrau in der Opposition ein wichtiges Instrument, um missliebige Tatsachen ans Licht zu bringen.
Dienstaufsichtsbeschwerde könnte folgen
Sollte die Klage durchkommen, wolle sie auch eine weitere Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Oberbürgermeister und Stadtdirektor folgen lassen, betonte Althoff. Eine erste solche Beschwerde war von der Düsseldorfer Bezirksregierung im April dieses Jahres nach monatelanger Prüfung abgewiesen worden. Nun gehe es aber eben um andere Verfehlungen der Stadtspitze, so Althoff gegenüber dem WDR.
Monheimer Investor will Millionen in Surfpark investieren
Der Surfpark soll Wassersport-Fans aus ganz NRW anlocken.
Der Investor Elakri aus Monheim will für rund 30 Millionen Euro die Outdoor-Surfanlage mit weiteren Sport- und Gastronomieangeboten im Nordosten Krefelds errichten. Kernstück der neun Hektar großen Anlage ist eine diamantenförmige Lagune, die von künstlichen Wellen durchflutet wird. Die Anlage soll mit weiteren Freizeitangeboten, wie Camping, Beachvolleyball und Kletterpark, jährlich 200.000 Besucher anlocken.
Während die Stadt den geplanten Surfpark als Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus ansieht, ist er Umweltschützern und Anwohnern ein Dorn im Auge: Für sie bedeutet die künstliche Surfanlage einen irreversiblen Eingriff in die Natur. Sie bezeichnen den Bau als historisch unsoziale Klimasünde. Und der Surfpark bringe jede Menge Lärm und Verkehr in die beschauliche Gegend.
Entscheidung zum Surfpark wird wohl verschoben
Eigentlich wollte der Stadtrat nach der Sommerpause über den Bau des Surfparks entscheiden. Auf WDR-Anfrage sagte nun ein Stadtsprecher: "Die Stadt Krefeld befindet sich weiterhin im konstruktiven Austausch mit dem Investor. Ob die Verhandlungen bis zur Ratssitzung abgeschlossen sind, steht noch nicht fest." Gut möglich, dass die Entscheidung abermals vertagt wird.