Rettung für den Goldenen Scheckenfalter
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Rettung für den Goldenen Scheckenfalter
Stand: 01.08.2023, 19:35 Uhr
Der Schmetterling war vor Jahrzehnten noch in der Nordeifel heimisch, gilt inzwischen aber als verschollen. Ein EU-Projekt soll ihn wieder in seine alte Heimat zurückbringen.
Von Heiko Jaeckel
"In weiten Teilen Deutschlands gibt es den Goldenen Scheckenfalter nicht mehr, obwohl er früher häufiger vorgekommen ist", weiß Marietta Schmitz. Sie arbeitet in der Biologischen Station des Kreises Euskirchen und ist die Leiterin des Großprojekts "LIFE - Helle Eifeltäler".
Ein Projekt, das von der Europäischen Union mit 4,6 Millionen Euro gefördert wird und das Ziel hat, die Natur wieder so herzustellen, dass inzwischen seltener gewordene Tier- und Pflanzenarten in der Nordeifel erneut eine dauerhafte Heimat finden.
Wichtigste Futterpflanze: Der Teufelsabbiss
In einem geschlossenen weißen Pavillon in Nettersheim-Ahrhütte stehen zwei Pflanzentöpfe. Ansonsten ist er leer - noch. Denn wenn alles nach Plan läuft, sollen hier im kommenden Sommer jede Menge Goldene Scheckenfalter herumflattern.
In den Töpfen befindet sich die wichtigste Futterpflanze für den Scheckenfalter: der Teufelsabbiss. Der Pavillon gehört zum Eifalia-Schmetterlingsgarten.
Ulla Große Meininghaus betreibt hier eine Art Zoo für exotische Tagfalter aus aller Welt. Vor einem Jahr hat die Schmetterlings-Expertin von Marietta Schmitz den Auftrag erhalten, den Goldenen Scheckenfalter nachzuzüchten.
Erster Versuch: Gescheitert
Aber das klingt leichter, als es ist. Der erste Versuch scheiterte. "Von den elf Raupen, die wir vor einem Jahr zur Nachzucht bekommen haben, haben sich leider nur fünf erfolgreich verpuppt, weil die anderen schon von einem Parasiten befallen waren - der Schlupfwespe", erzählt Ulla Große Meininghaus. Die fünf Falter seien zwar geflogen , hätten sich aber nicht vermehrt.
Intensive Landwirtschaft schuld am Artensterben
Warum aber ist der Goldene Scheckenfalter überhaupt aus der Nordeifel verschwunden? "Durch die Art der Bewirtschaftung", erklärt Marietta Schmitz. Schuld sei die intensive Landwirtschaft.
"Denn der Teufelsabbiss reagiert sehr empfindlich auf zuviel Dünger, auf Gülle - und jahrelang wurden die Flächen, auf denen er vorkam, zu häufig gemäht". Ist die Futterpflanze weg, können sich die Schmetterlinge nicht entwickeln.
Zweiter Versuch: Eispiegel statt Raupen
In diesem Sommer startet Ulla Große Meininghaus den zweiten Versuch der Nachzucht. Diesmal hat sie von der Biologischen Station keine Raupen, sondern die Gelege der Schmetterlinge bekommen.
In jedem dieser sogenannten Eispiegel befinden sich 80 bis 300 Eier. Solche Eispiegel hat Marietta Schmitz aus Gebieten im Saarland und Rheinland-Pfalz mitgebracht, wo es den Goldenen Scheckenfalter noch gibt.
Fast alle Raupen geschlüpft
Und dabei sieht es im Moment sehr gut aus. Im Pavillon von Ulla Große Meininghaus sind fast alle Raupen geschlüpft. Geschützt durch ein Gespinst, fressen sie sich jetzt durch die Blätter des Teufelsabbiss. Noch sind die Raupen nur wenige Millimeter groß. Sie machen Winterpause.
In der freien Natur ist genau diese Pause im Winter eine heikle Phase, weiß Projektleiterin Marietta Schmitz: "Die Wintergespinste sind fest am Boden verankert. In jedem Gespinst sind viele hundert Raupen, und wenn dann eine Grünfläche nah am Boden gemäht wird, haben die Raupen keine Chance zu überleben".
Auch der Teufelsabbiss muss sich vermehren
Neben der Nachzucht ist deshalb auch die Erhaltung und Schaffung weiterer Wiesen mit Teufelsabbiss ein Teil des Großprojekts. Marietta Schmitz ist zuversichtlich, dass die Nachzucht des Goldenen Scheckenfalters diesmal klappt.