Im Flutlicht: Eine quadratische, circa 10 Meter hohe, mehrstöckige Holzhütte, die mit Bannern behangen ist, befindet sich in Schieflage. Ein gelber Bagger greift nach ihr.

Tag vier der Räumung in Lützerath: Polizei hofft auf Entspannung der Lage

Stand: 14.01.2023, 20:45 Uhr

Tausende bei Großdemo in Keyenberg. Viele dringen in Tagebau ein. Aktivisten sind noch im Tunnel. Die Ereignisse des Tages in Kürze zusammengefasst.

Während in Erkelenz-Keyenberg die Großdemo lief, wurde im nur vier Kilometer entfernten Lützerath weiter geräumt: Bäume gefällt, Schutt und Überreste der Barrikaden abtransportiert. Einige Baumhäuser sind weiter besetzt. Eine Aktivistin verletzte sich, als sie im Baum den Halt verlor - sie konnte von der Polizei gerettet werden.

Ein blauer Bagger reißt den Dachstuhl eines Hofs ein

Ein RWE-Bagger reißt einen Hof in Lützerath ein

Auch der Abriss der geräumten Häuser ging weiter. Darunter ist auch der denkmalgeschützte Hof von Eckardt Heukamp. Er war der letzte Bewohner von Lützerath, der das Dorf im Herbst verlassen hatte. Sein Hof war seit Jahren im Hintergrund vieler Protestaktionen zu sehen und hatte hohen Symbolwert.

Aktivisten noch im Tunnel

Lützerath: Polizei und Rettungssanitäter stehen am Eingang eines Hauses, unter dem sich der Eingang zu einem Tunnelsystem befindet

Einsatzkräfte vor einem Haus, in dem sich ein Tunneleingang befindet.

Unterdessen bleibt die Situation der Aktivisten im Tunnel unter einem baufälligen Haus in Lützerath unverändert. Sie werden von außen mit Frischluft versorgt und wollen ausharren. Alle Versuche, die beiden zum Aufgeben zu bewegen, scheiterten. Über eine Kamera hält die Feuerwehr Kontakt zu ihnen. Die Aktivisten gegen ihren Willen herauszuholen, sei kaum möglich, so die Polizei, da die Gefahr für die Einsatzkräfte in den Gängen unter der regennassen Erde zu groß sei.

"Wir gehen davon aus, dass es ihnen gut geht", sagte Bente Opitz von der Initiative "Lützerath lebt". Die Aktivisten hätten genug zu essen und könnten mehrere Tage in dem Tunnel ausharren.

Lützerath weiter abgeriegelt

Die Polizei hat auch am Samstagabend verstärkt damit zu tun, Lützerath abzuriegeln. Bislang sei es niemandem gelungen in den Ort vorzudringen, sagte ein Polizeisprecher. Um die Menschenmenge zurückzuhalten, wurden auch Wasserwerfer eingesetzt.

Die aktuelle Lage in unserem Live-Ticker:

Greta Thunberg in Lützerath

Die Klimaaktivisten Luisa Neubauer, Greta Thunberg und Lakshmi Thevasagayam protestieren gegen den Ausbau des Braunkohletagebaus Garzweiler des deutschen Energieversorgers RWE

Die Klimaaktivistinnen Luisa Neubauer, Greta Thunberg und Lakshmi Thevasagayam

Schon am Freitagnachmittag kam die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg nach Lützerath. Sie war als Begleitung einer "parlamentarischen Beobachterin" angemeldet, deshalb konnte sie überhaupt mit einem Auto in den eigentlich abgesperrten Ort gefahren werden. Auf Deutsch rief sie den Aktivisten zu: "Ihr seid nicht allein". Das Vorgehen der Polizei bei der Räumung des Dorfes kritisierte sie scharf. "Es ist empörend, wie die Polizeigewalt ist", sagte Thunberg.

Polizeipräsident kritisiert Thunberg

Dies wies Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach zurück und kritisierte die Klimaaktivistin: "Sie hat zu keiner Zeit, und das bedauere ich, die Gelegenheit genutzt, sich ein umfassendes und differenziertes Bild zu machen. Sie hat nicht die Gelegenheit ergriffen, mit den zahlreichen Einsatzkräften über die Situation der letzten Tage zu sprechen und sich differenziert zu informieren."

15.000 Menschen bei Demo in Keyenberg

Demonstranten und Polizei liefern sich heftige Auseinandersetzungen

Demonstranten und Polizei liefern sich heftige Auseinandersetzungen.

Zur Demonstration am Samstag sind mehr Menschen nach Keyenberg gekommen, als bei der Polizei angemeldet waren. Allerdings haben sich viele unerlaubterweise an die Kante des Tagebaus gestellt. Nach Polizeiangaben sind einige Personen in den Tagebau eingedrungen und haben Absperrungen der Polizei vor Lützerath durchbrochen.

Hintergrund der Räumung ist ein im vergangenen Oktober von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) und RWE-Chef Markus Krebber vorgelegter Plan, nach dem man in NRW schon 2030 aus der klimaschädlichen Kohleenergie aussteigen will - das sind acht Jahre früher als ursprünglich geplant.

Kurzfristig soll aber wegen der Energie-Krise in der Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zunächst mehr Kohle abgebaggert werden. Lützerath müsse weichen, um den Bedarf zu decken. Das ist umstritten.

Hier gibt es Hintergrundinformationen: