Nach dem Windradabsturz in Gescher: Folgen für andere Windräder gleichen Typs?

Lokalzeit Münsterland 17.07.2023 03:59 Min. Verfügbar bis 17.07.2025 WDR Von Christian Schweitzer

Betriebsstopp nach Windradabsturz in Gescher empfohlen

Stand: 17.07.2023, 20:00 Uhr

Der Absturz eines Windrades Anfang Juli bei Gescher hat jetzt Folgen für baugleiche Windräder. Der Schadensgutachter vermutet die gleiche Ursache wie bei früheren Havarien. 

Von Christian Schweitzer

Männer bergen Teile der Windanlage aus dem Boden

Gutachter Holzmüller untersucht die Anlagentrümmer

Ein Bild wie nach einem Flugzeugabsturz: Der Gutachter Jürgen Holzmüller steht in der Grube zwischen den Trümmern des Maschinenhauses, sucht in der Erde vorsichtig nach Einzelteilen. Der Eigentümer und Wartungstechniker schauen gespannt zu. Der rund 50 Tonnen schwere Kopf des Windrades vom Typ DeWind D4 48/600 hatte sich beim Absturz tief in den Acker gebohrt.

Fünfter Absturz nach selbem Muster

Gutachter Jürgen Holzmüller

Holzmüller stellt "dasselbe Schadensbild" fest

Es ist nicht der erste Absturz dieses Windradtyps. "Da gab es bereits vier Fälle im Vorfeld, die nach ähnlichen Muster verlaufen sind. Bei zwei Fällen bin ich selbst als Gutachter dabei gewesen. Es ist relativ klar, dass der Rotor auch hier in Gescher außer Kontrolle geriet," sagt Jürgen Holzmüller.

Sicherheitssysteme versagten vermutlich

Windrad in Gescher eingestürzt

Die Anlage war im Sturm abgebrochen

Anwohner hatten von lautem Lärm wie bei einem Hubschrauber berichtet, bevor der Stahlturm dann im nächtlichen Gewittersturm am 04.07. mit lautem Pfeifen und Donnern kollabierte.

Zuvor hatten offensichtlich gleich zwei Sicherheitssysteme versagt. "Dieser Typ hat eine Blattverstellung. Die Windräder werden aus dem Wind gedreht", erklärt Holzmüller. "Und eine Scheibenbremse soll den Rotor herunter bremsen. - Normalerweise."

Schaltschrank der Windanlage wird geborgen

Der Schaltschrank soll weitere Daten liefern

Im demolierten Schaltschrank ist die Steuerung mit den Betriebsdaten. Holzmüller hofft auf weitere Details zum fünften Absturz einer DeWind D4/600.

Windradtyp weit verbreitet

In NRW sind noch 18 baugleiche Windräder in Betrieb, im Bundesgebiet sogar 146, so die Bundesnetzagentur. Die meisten Betreiber wissen nichts vom Risiko. Jürgen Holzmüller: "Es gibt kein Register, in dem ein solcher Schaden angemeldet werden muss und an alle Betreiber weiter gegeben wird.

Betriebsstopp nach Windradabsturz in Gescher empfohlen

00:37 Min. Verfügbar bis 17.07.2025


Wartungsfirma empfiehlt Betriebsstopp

Das Herstellerunternehmen dieser Windräder gibt es nicht mehr. Für die Wartung von rund 90 Anlagen ist die Firma Enertrag aus Brandenburg zuständig. Die hat inzwischen empfohlen, D4-Windräder bis auf weiteres außer Betrieb zu nehmen. Eine Empfehlung, an die sich die Betreiber aber nicht halten müssen. Wenn sie überhaupt davon wissen.

Windrad in Gescher eingestürzt

Lokalzeit Münsterland 04.07.2023 02:39 Min. Verfügbar bis 04.07.2025 WDR Von Christian Schweitzer