Glashersteller Ritzenhoff kann weitermachen

Lokalzeit Südwestfalen 28.03.2024 28:35 Min. Verfügbar bis 28.03.2026 WDR Von C. Roelvinck

Glashersteller Ritzenhoff kann weitermachen

Stand: 28.03.2024, 18:01 Uhr

Der insolvente Marsberger Glashersteller Ritzenhoff kann weiter machen: Am Mittwoch stimmte der Gläubigerausschuss einem Kaufangebot von Investoren rund um Robert Tönnies zu.

Es ist ein Name mit Tradition, der mit der Firma Ritzenhoff in Marsberg seit Monaten auf der Kippe steht. Bis Mittwochmittag hatten die Mitarbeitenden von Ritzenhoff über Teile eines Sanierungskonzepts abgestimmt, das vor allem sie selbst trifft: Unter anderem verzichten sie auf ihr Weihnachtsgeld. Andernfalls wäre die Sanierung wohl geplatzt.

Beschäftigte verzichten erneut auf Lohn

Der Verzicht sei Teil einer Absprache, die Ritzenhoff mit dem Betriebsrat getroffen habe, sagte Andreas Bier von der Gewerkschaft IGBCE dem WDR. Zwar sei auch eine Lohnerhöhung von zwei Prozent verabredet, aber keine Beschäftigungssicherung

"Da ist schon ein Stein vom Herzen gefallen." Axel Ballez, Betriebsratsvorsitzender Ritzenhoff

Einen Tag nach der Entscheidung sei die Erleichterung groß, sagt Axel Ballez, Betriebsratsvorsitzender bei Ritzenhoff. "Das zu wissen, dass wir weiterlaufen werden, das 340 Mitarbeiter morgen noch einen Job haben, das macht schon viel Frust wieder weg."

Insolvenz kostete 90 Mitarbeitende den Job

Schon im vergangenen Jahr hatten die Mitarbeitenden beim Weltmarktführer für Trinkgläser auf einen Teil ihres Lohnes verzichtet, um die drohende Insolvenz abzuwenden. Vergeblich. 90 Arbeitsplätze in der Produktion sind bei der Insolvenz in Eigenverwaltung bisher auf der Strecke geblieben.

Der Vorstandsvorsitzende der Ritzenhoff AG Carsten Schumacher gibt sich optimistisch: "Wir gehen davon aus, dass wir bereits imJahr 2025 wieder Geld verdienen werden." Rund 20 Millionen Euro will die Firma im kommenden Jahr investieren, um die Produktion zu erneuern und konkurrenzfähig zu sein.

Investoren rund um Robert Tönnies

Glasproduktion bei Ritzenhoff

Die Glasproduktion bei Ritzenhoff in Marsberg ist wohl vorerst gesichert

Im Anschluss an die Belegschaft stimmten Gläubigervertreter und Banken zu, dass die Nachfahren des Ritzenhoff-Gründers mit Unterstützung des Investors Robert Tönnies das Unternehmen kaufen können. Robert Tönnies ist Neffe des Fleischfabrikanten Clemens Tönnies.

Glasproduktion in Marsberg sichern

Das Unternehmen soll nach den Plänen des Sanierungskonzepts in drei Gesellschaften aufgeteilt werden. Auch das solle die Zukunft der Glasproduktion in Marsberg sichern, sagte Carsten Schumacher: "Ich sehe im Kaufangebot und der damit einhergehenden übertragenden Sanierung großes Potenzial." Bis Ende April sollen jetzt noch Kartellbehörden und Gläubigerversammlung den Sanierungsplänen zustimmen.

Unsere Quellen:

  • Ritzenhoff AG
  • Gewerkschaft IGBCE
  • Insolvenzverwalter LIESER Rechtsanwälte

Ritzenhoff kann weiter machen

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