Drogenszene in Münster: Ärger am Servatii-Platz

Lokalzeit Münsterland 10.07.2023 02:27 Min. Verfügbar bis 10.07.2025 WDR Von Dennis Burk

Anlieger verzweifeln am Servatii-Platz in Münster

Stand: 10.07.2023, 20:00 Uhr

Der Servatii-Platz in Münster entwickele sich immer mehr zum Drogenumschlagplatz, sagen Ladeninhaber. Sie fordern ein härteres Vorgehen der Behörden. Polizei und Stadtverwaltung sehen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt.

Von Marco Poltronieri

Für Raimund Gerwing ist das Maß voll: Er betreibt am Servatii-Platz seit Jahren ein großes Fahrradgeschäft, den "Drahtesel", ein in Münster renommierter Zweirad-Laden. Eigentlich laufen die Geschäfte gut – wenn der Platz nicht seit mehr als einem Jahr umgebaut würde.

Der Servatiiplatz Münster

Der Servatii-Platz in Münster ist zum Drogentreffpunkt geworden

Der Platz sieht ungepflegt aus, zwischen vollgestopften Abfallbehältern stehen kaputte Fahrräder. Und noch etwas macht Raimund Gerwing Sorgen: In unmittelbarer Nachbarschaft sollen zwielichtige Gestalten Drogen verkaufen. Immer wieder kommt es zu Problemen.

"Meine Schaufenster wurden schon zwei Mal eingeschlagen, meine Mitarbeiter haben Angst. Und Kunden weisen uns darauf hin, dass es draußen nach Shit riecht", beklagt er. So könne es nicht weitergehen, er selbst sei auch schon bedroht worden.

Müll, Schlägereien und Platzverweise

Tatsächlich meiden immer mehr Bürger den Platz. Laute Musik, Gegröhle und Pöbeleien seien unüberhörbar und morgens müsse man sich einen Weg durch den Müll bahnen, berichtet eine Geschäftsinhaberin: "Sich hier aufzuhalten macht keinen Spass!

Der Fahrradladen Drahtesel am Servatiiplatz in Münster, davor eine Baustelle

Die Baustelle vor dem Fahrradladen

Vor ein paar Tagen dann das: Trotz Polizeipräsenz kommt es zu einer Schlägerei zwischen zwei Männern. Die Beamten erstatten Anzeige und sprechen einen Platzverweis aus. Dann rücken sie ab. Zu früh? Denn nur kurze Zeit später erscheint einer der Männer wieder auf dem Platz, diesmal mit einem Messer in der Hand. Die Polizei rückt zwar wieder an, nimmt aber niemanden fest.

Brandbrief an den Rat

Da war für Gerwing, wie er sagt, das Ende der Fahnenstange erreicht. In einem Brandbrief an die Ratsfraktionen der Stadt macht Gerwing seinem Ärger Luft, fordert ein entschiedeneres Durchgreifen und keine Vertröstungen mehr.

Doch die Reaktionen fallen anders aus als erhofft. "In mehreren persönlichen Gesprächen mit Polizeibeamten wurde mir gesagt, dass ein konsequentes Durchgreifen von Seiten der Politik nicht erwünscht ist", sagt der Ladenbetreiber. Wie kann das sein? Und stimmt das überhaupt?

"Wir tun alles in unserer Macht stehende, um die Situation in den Griff zu kriegen." Antonia Linnenbrink, Polizeisprecherin

Antonia Linnenbrink, Polizeisprecherin in Münster, weist diese Vorwürfe brüsk zurück. "Die Kollegen ermitteln offen und verdeckt. Und eine Ermittlungskommission, extra eingerichtet für Straftaten im öffentlichen Raum, ist längst mit Straftaten auch des Servatii-Platzes beschäftigt."

Mehr Präsenz vom Ordnungsamt

Auch Wolfgang Heuer, Ordnungsdezernent der Stadt, kennt die schwelende Problematik. Der kommunale Ordnungsdienstes hat bereits mehr Kräfte auf dem Platz im Einsatz. Aber Präsenz zeigen ist nicht alles, das weiß auch Heuer. "Wir denken über weitere Maßnahmen nach, um wieder normale Zustände zu kriegen."

Dazu will er sich jetzt mit der Polizei absprechen und zusammentun. "Eine Möglichkeit wäre, die auf dem Platz vorhandenen Sitzbänke wieder abzubauen." Denn die würden ganz offensichtlich gerne von Drogendealern benutzt, die dort auf Kundschaft warten.

Dazu wollen Stadt und Polizei sich nun abstimmen. Soviel scheint sicher: Schnell werden sich die Probleme wohl nicht lösen lassen.

Über das Thema berichtet die Lokalzeit Münsterland am 10.07.2023.