Madenrutsche in der Fabrik mit Mann in blauer Arbeitskleidung im Hintergrund.

Maden-Mast in Ahaus: Bald auch für unsere Nahrung?

Stand: 14.03.2023, 16:53 Uhr

Im münsterländischen Ahaus-Alstätte züchtet ein Unternehmer Insekten. Im industriellen Maßstab gewinnt er aus tropischen Fliegen eiweißhaltiges Tiermehl.

Von Markus Wollnik

Dirk Wessendorf aus Ahaus ist Herr über 30 Millionen Fliegen. Wenn er zu seinen schwarzen Soldatenfliegen geht, umschwirren ihn Dutzende der 1,5 Zentimeter großen Tiere. Den 50-Jährigen stört das wenig, solange es in dem ehemaligen Textilwerk mit dem Fliegennachwuchs - den Maden - funktioniert. Diese Maden füttert er mit Getreideresten Obstabfällen und Molke.

Dirk Wessendorf in Nahaufnahme mit Fliegen im Gesicht.

Herr über 30 Mio. Fliegen: Dirk Wessendorf

Was den Züchter so fasziniert: Im Vergleich etwa zum Nutztier Schwein brauchen die Fliegenmaden deutlich weniger Futter, Wasser und Fläche und liefern dennoch besonders viel Protein. Abnehmer der getrockneten, gemahlenen Insektenlarven sind Hersteller von Hunde- und Fischfutter, womöglich aber irgendwann auch Produzenten von Lebensmitteln für Menschen.

Landwirte gesucht

Um weiter zu expandieren, sucht der gelernte Bauingenieur nach Landwirten, die in die Insektenmast einsteigen. Sie können die von ihm entwickelte industrielle Mastanlage schlüsselfertig erwerben und auch regemäßig junge Larven beziehen. Allerdings ist es mit sechs Millionen Euro keine ganz günstige Investition.

Tod im Wasserbad

Nach zehn Tagen Mast sind die Larven erntereif; sie sterben in 70 Grad heißem Wasser. Wessendorf sagt, "ein Tod in Bruchteilen von Sekunden". Anschließend werden die Larven getrocknet und zu eiweißhaltigem Mehl verarbeitet. Jeden Tag kommt der Insektenpionier so auf drei Tonnen proteinreiche Trockenmasse.

Madenzüchtungsanlage

In 4200 Schächten werden Millionen Maden gemästet, für zehn Tage

Dabei habe sein Produkt die ganz große Zukunft noch vor sich, frohlockt der Ahauser Tüftler. Denn er rechnet fest damit, dass die EU die schwarze Soldatenfliege noch in diesem Jahr für die menschliche Ernährung zulässt.

"Wir leben alle noch"

"Ich kann mir unser Insektenmehl gut als eiweißreiche Zutat für Wurst vorstellen oder auch im Brot oder in Keksen." Einmal habe er schon einen Metzger Wurst herstellen lassen, mit dem Insektenmehl als Zutat. In der 14-köpfigen Belegschaft sei das geschmacklich gut angekommen. Der Insektenzüchter grinst: "Und wir leben alle noch."