Trotz 50 Grad in der Kabine: Urlauber im Jet gefangen

Lokalzeit Münsterland 12.06.2024 02:21 Min. Verfügbar bis 12.06.2026 WDR Von Dennis Burk

Trotz 50 Grad in der Kabine: Urlauber im Jet gefangen

Stand: 12.06.2024, 13:51 Uhr

Über eine Stunde saßen 190 Passagiere in einem Urlauber-Jet im türkischen Antalya fest, der nach Münster zurück sollte. Und das bei 50 Grad Raumtemperatur. Hilfe kam laut den Reisenden erst spät.

Von Marco Poltronieri

Dominik Janßen ist sich sicher. "Das war kein technischer Defekt, sondern menschliches Versagen", so das Urteil des Urlaubers. Zusammen mit über 180 anderen Passagieren saß er im Flieger der türkischen Charter-Fluggesellschaft "Mavi Gök" – bereit zum Abflug.

Es sollte von Antalya aus Richtung Deutschland, zum Flughafen Münster-Osnabrück gehen. Jedoch passierte nichts. Und das bei unhaltbaren Zuständen.

Defekte Klimaanlage ?

Der Pilot sprach von einem "technischen Defekt" des Fliegers. Und das bei einer übergroßen Hitze, die in Antalya herrschte. "Die Klimaanlage war es wohl nicht, sonst hätte der Flieger nicht gegen 23 Uhr ein anderes Ziel angeflogen", ist sich Dominik Janßen sicher. Nur, was dann ?

Bewußtlose Passagiere

Sicher ist: Der Flieger stand auf dem Vorfeld der Rollbahn, ohne weitere Informationen für die Passagiere. Diese hatten mit unzumutbaren Zuständen zu kämpfen. Kein Wasser, keine Hilfe der Crew. Nur Ratlosigkeit, wie und wann es jetzt wohl weitergehen würde.

Schließlich sackten die ersten Kinder zusammen, Erwachsene kollabierten wegen der nicht mehr auszuhaltenden Temperatur im Flieger. Insgesamt verloren drei Kinder kurzzeitig das Bewußtsein, zwei Erwachsenen erging es genauso, erzählt Dominik Janßen.

Entscheidung kam erst spät

Befreite Passagiere stehen vor dem Flugzeug

Nach mehr als einer Stunde konnten die Passagiere aus dem Flugzeug raus.

Vermutlich verging zu viel Zeit, um die Lage richtig einzuschätzen – man wusste wohl nicht, was man jetzt tun sollte, mutmaßen Branchen-Experten. Der Pilot sprach von einem "technischen Defekt", ohne genau zu benennen, was der Grund für die Verzögerung war.

Nach einer Stunde schließlich rollte der Urlauber-Jet zurück zum Terminal, die Passagiere konnten aussteigen und später mit einem Ersatzflieger nach Münster fliegen. Ein Urlaub zum Vergessen, ein Horror-Trip.

Eine Entschuldigung reicht nicht

Und es ist noch nicht vorbei. Nach ihrer Rückkehr organisierten sich rund 100 Passagiere in einer WhatsApp-Gruppe, weil man das Erlebte so nicht hinnehmen wollte. Die Fluggesellschaft hat sich mittlerweile für die Unannehmlichkeiten entschuldigt. "Mit einem 0815-Standardbrief", so Dominik Janßen.

"Um gleich hinzuzufügen: auf Regress-Forderungen oder sonstige Entschädigungen gehen wir nicht ein". Tatsächlich sind die Aussichten dafür nicht gut. Ein Flug aus der Türkei fällt nicht unter Ersatzforderungen von Passagieren, weil die Türkei kein Mitglied der Europäischen Union ist. Allerdings ginge es den Betroffenen nicht in erster Linie ums Geld, sagt Janßen. "Wir wollen nur, dass so etwas nicht noch mal passiert. Das kann man keinem zumuten."

Quellen:

  • Bericht des Passagiers
  • Recherche WDR-Reporter

Urlauber im Jet gefangen

WDR Studios NRW 12.06.2024 00:52 Min. Verfügbar bis 12.06.2026 WDR Online