Kürzungen beim Freiwilligendienst
Lokalzeit OWL. 13.09.2023. 14:43 Min.. Verfügbar bis 13.09.2025. WDR. Von Stefan Leiwen.
Sparkurs des Bundes trifft Freiwillige im Erzbistum Paderborn
Stand: 14.09.2023, 12:53 Uhr
Der Bund will beim Bundesfreiwilligendienst und dem Freiwilligen Sozialen Jahr sparen. Stellen sind bedroht, zum Beispiel von Carolin Hensing und Ruben Beintmann bei "Antenne Bethel".
Von Stefan Leiwen
Die Töpferwerkstatt von Bethel. Es ist warm durch den heißen Keramikofen. Im Hintergrund rattert eine große Drehscheibe. Auf ihr werden die Gefäße geformt.
Carolin Hensing und Ruben Beintmann schalten ihr Mikrofon ein. Heute interviewen sie Morgana Becker. Die 19-Jährige kommt aus Brasilien und arbeitet, ebenfalls als Freiwillige, in der Keramikwerkstatt zusammen mit Menschen mit Handicap. "Nach dem Deutschkurs wollte ich hier her kommen. Ich wollte ins Ausland. Hier kann ich Menschen helfen und viel lernen."
"Ein Jahr aus dem Bildungssystem ausbrechen"
Nach einer halben Stunde Interview sind Carolin und Ruben zurück in den Radio-Redaktionsräumen. Beide haben einen ähnliche Motivation für das freiwillige soziale Jahr.
Ruben: "ein Jahr aus dem Bildungssytem ausbrechen"
"Nach dem Abitur hatte ich persönlich Lust, einmal aus dem Bildungssystem ein Jahr auszubrechen und etwas anderes zu tun. Hier habe ich die Möglichkeit, etwas neu zu entdecken, wo ich sonst nicht mehr dran komme", erklärt der 20-jährige Bielefelder.
Verbindung von Inklusion und Journalismus
Erst Anfang des Monats haben sie den neuen Job angefangen. Noch ist alles neu und aufregend. Auch Carolin will sich ausprobieren: "Ich glaube, im Krankenhaus hätte ich es nicht gemacht. Mich interessiert hier die Verbindung von Inklusion und Journalismus. Diese Stelle ist einzigartig in Deutschland."
750 Euro Taschengeld für Wohnung und Verpflegung
In Bethel absolvieren etwa 500 Menschen jährlich ein freiwilliges soziales Jahr. Der Freiwilligendienst ist eine win-win Situation, denn die jungen Menschen bekommen Orientierung und die Gesellschaft Unterstützung. Für ihr Engagement erhalten Caroline und Ruben 750 Euro monatlich, als Taschen-, Wohn- und Verpflegungsgeld.
Nach einer kurzen Redaktionsbesprechung geht es wieder an die praktische Arbeit. Das Interview wird digitalisiert. Ruben schneidet am Computer das Zackendiagramm. Er löscht Pausen und "Äh"s. Das sei dann später für den Hörer angenehmer, kommentiert er lachend seinen Job.
Carolin schreibt unterdessen an ihren Moderationen. Sie wird am Abend die Radiosendung präsentieren.
Ministerium will 78 Millionen Euro einsparen
Carolin: "spannende Verbindung von Inklusion und Journalismus"
Weil die Bundesregierung sparen möchte, hat das Bundesfamilienministerium angekündigt, bei den Freiwilligen 78 Millionen Euro zu kürzen. Das entspreche rund 24 Prozent aller Bundesmittel. Bis 2025 sollen die Mittel insgesamt sogar um rund 35 Prozent gekürzt werden.
Gegen die Geldkürzungen wehren sich die Freiwilligen. Ihre Petition "Freiwilligendienst stärken" unterstützen mehr als 100.000 Menschen. Deswegen gibt es am Montag eine Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestages in Berlin.
Carolin Hensing sendet heute zusammen mit Christian Rödding. Ihr Co-Moderator ist gehandicapt. Für ihn ist die Zusammenarbeit super. Dass die Stellen der Freiwilligen weggespart werden könnten, findet Carolin tragisch: Es könnten Angebote und Hilfen wegfallen, auf die viele Menschen angewiesen sind. Ohne die Freiwilligen wäre nicht so viel möglich.
Und dann leuchtet das rote Schild mit der Aufschrift "On Air" auf. Jeden Werktag sendet Antenne Bethel eine Stunde live Radio. "Aus dem Studio in Bielefeld begrüßen sie heute Carolin Hensing." "Und Christian Rödding"…