Abschlussempfehlung des Runden Tisches zum Wisentprojekt

Lokalzeit Südwestfalen 22.09.2023 02:20 Min. Verfügbar bis 22.09.2025 WDR Von Mike Külpmann

Freilebende Wisente am Rothaarsteig dürfen bleiben

Stand: 22.09.2023, 20:00 Uhr

Das Wisentprojekt in Wittgenstein soll weitergehen. Das ist die Empfehlung eines Runden Tisches, der sich am Freitag getroffen hat. Allerdings soll die Herde auf eine Größe von 25 Tieren reduziert werden.

Von Mike Külpmann

Nur noch 20 bis 25 Tiere soll die Herde umfassen. Derzeit sind es 40. Und sie sollen aktiv davon abgehalten werden, die Grundstücke von Sauerländer Waldbauern zu betreten.

Stiftung soll Trägerschaft übernehmen

Die Trägerschaft soll eine Stiftung übernehmen. Verkündet wurden die Vorschläge von den beiden Ex-NRW-Umweltministern Ursula Heinen-Esser und Johannes Remmel, die den Runden Tisch leiteten. Er hatte sich zuvor mehrere Male mit der Zukunft der freilebenden Wisentherde beschäftigt.

Fanggatter und Sender zur Ortung der Wisente

Heinen-Esser und Remmel sprachen in einer Erklärung von einem "lähmenden Patt", der überwunden werden müsse. Helfen soll jetzt Herdenmanagement: Dazu soll der schnelle Bau eines Fanggatters für die mächtigen Tiere gehören. Außerdem sollen Wisente Sender zur Standortfeststellung bekommen.

Ursula Heinen-Esser in einer Besprechung zu sehen

Johannes Remmel und Ursula Heinen-Esser machten Vorschläge zur Zukunft der Wisente

Ranger sollten Wisente - möglicherweise mit Unterstützung von Drohnen - vergrämen, wenn sie Schäden auf Privatgrundstücken anrichten. Außerdem schlägt der Runde Tisch einen Fonds mit zunächst 50.000 Euro für den Ausgleich von Wisent-Schäden vor.

Das Wisentprojekt war 2013 mit viel Euphorie gestartet. Das Ziel: Zum ersten Mal sollten in Westeuropa die fast ausgestorbenen Tiere wieder heimisch werden. Das Projektgebiet für die Auswilderung der Wisente war eine knapp 5.000 Hektar große Fläche in Wittgenstein.

Wisente schädigen Bäume

Doch die zunächst neun Tiere verließen dieses Gebiet immer wieder und betraten die Grundstücke privater Waldbesitzer im Sauerland. Dort schädigten sie Buchenbestände, indem sie die Rinde abschälten. Dagegen wehren sich die Waldbesitzer seit Jahren.

Zwar werden sie aus einem Fonds entschädigt. Dennoch fürchten sie, dass ihre Wälder im Laufe der Zeit verschwinden könnten. Dieser Auffassung hat der Bundesgerichtshof stattgegeben. Dem zuständigen Wisentverein als Projektträger war es nie gelungen, die Tiere von den Grundstücken der Waldbesitzer fernzuhalten.

250.000 Euro Strafzahlungen

Zuletzt drohten die Waldbauern dem Wisentverein mit Strafzahlungen in Höhen von 250.000 Euro jährlich. Daraufhin gab der Verein offiziell das Eigentum an den Tieren auf und meldete Insolvenz an.

Seitdem bewegt sich die auf mittlerweile über 40 Tiere angewachsene Herde unkontrolliert durch die Wälder zwischen Wittgenstein und Sauerland.

Im Februar hatte der Umweltausschuss des Kreises Siegen-Wittgenstein einen Runden Tisch unter der Moderation der beiden Ex-Minister Ursula Heinen-Esser und Johannes Remmel installiert, um Vorschläge zur Zukunft des Projekts zu erarbeiten. Mit am Tisch saßen Politiker und Behördenvertreter.

Waldbauern fordern Aus für Wisente

Nicht eingeladen waren die klagenden Waldbauern. Die fordern seit langem, das Projekt zu beenden.