Freilebende Wisente in Wittgenstein: Runder Tisch soll Projekt retten
Stand: 13.04.2023, 11:16 Uhr
Vor zehn Jahren kehrten Wisente zurück nach Europa und wurden in Wittgenstein ausgewildert. Heute steckt das einzigartige Projekt am Rothaarsteig in einer tiefen Krise. Ein runder Tisch soll es retten.
Das Problem: Die zunächst neun Wisente bleiben nicht im eigentlichen Projektgebiet in Wittgenstein, sondern betreten immer wieder die Grundstücke privater Waldbesitzer im Sauerland. Dort schädigen sie Buchenbestände, indem sie die Rinde der Bäume abschälen.
Waldbauern wehren sich
Darüber klagen die Waldbesitzer seit Jahren. Zwar werden sie aus einem Fonds entschädigt, dennoch fürchten sie, dass ihre Wälder im Laufe der Zeit verschwinden könnten. Dieser Auffassung hat der Bundesgerichtshof stattgegeben.
Danach muss der Wisentträgerverein "geeignete Maßnahmen" ergreifen, um die Wisente vom Betreten der Privatgrundstücke abzuhalten. Das ist ihm bislang nicht gelungen. Nun drohen Strafzahlungen in Höhe von bis zu 250.000 Euro.
Eigentum aufgegeben
Um dem zu entgehen, hat der Wisentverein im vergangenen Jahr das Eigentum an den Tieren aufgegeben und sie für "herrenlos" erklärt. Wie alle Wildtiere dürften sie damit weder eingefangen noch verfolgt werden.
Der Kreis Siegen-Wittgenstein und das Land NRW teilen diese Auffassung nicht. Sie sehen den Verein in der Pflicht und fordern das Ende des Projekts. Die mittlerweile 35 Tiere sollten wieder eingezäunt und anschließend auf andere Projekte aufgeteilt werden.
Ex-Minister als Schlichter
Seit Februar versucht nun ein runder Tisch das Problem zu lösen. Moderiert wird er von den ehemaligen Umweltministern Heinen-Esser und Remmel. Seine genaue Zusammensetzung ist geheim, genau wie der Inhalt der Gespräche.
Ein extra erstelltes Gutachten hatte vorgeschlagen, einen neuen Träger zu suchen. Außerdem müsse ein Konsens mit den privaten Waldbauern erzielt werden. Doch die sind dazu nicht bereit und fordern das Projekt zu beenden.