Ärger um Wohnungsbau-Projekt in Detmold

Lokalzeit OWL 03.04.2024 03:13 Min. Verfügbar bis 03.04.2026 WDR Von Christine Etrich

Ärger um Wohnungsbau-Projekt in Detmold

Stand: 02.04.2024, 18:26 Uhr

In Detmold steht der Bau von 84 neuen Wohnungen auf der Kippe. Die Bundesanstalt für Immobilien fordert von der Stadt eine Million Euro Fördergelder zurück, weil die Wohnungen wohl nicht bis Ende des Jahres fertig werden.

Leerstehende Gebäude

Der Bürgermeister von Detmold Frank Hilker ist verärgert. Die Stadt will bezahlbaren Wohnraum schaffen – und sieht sich von der Bundesanstalt für Immobilien blockiert, so der Bürgermeister. Wenn es hart auf hart kommt, will Detmold das gerichtlich klären lassen.

Bürgermeister Frank Hilker

Bürgermeister Frank Hilker

Denn die Behörde fordert von der Stadt eine Million Euro Fördergelder zurück. Die Kommune werde es nicht schaffen, die 84 Wohnungen bis Ende des Jahres zu bauen. Das sei jedoch die Bedingung für die Zuschüsse gewesen.

"Das macht uns vor Ort fassungslos. 700 Menschen suchen Wohnraum." Frank Hilker, Bürgermeister Detmold

Vor vier Jahren kaufte Detmold leerstehende Siedlungshäuser, in denen vor Jahren Familien britischer Soldaten gewohnt hatten. 84 Wohnungen sollten nach modernstem Standard renoviert und später günstig vermietet werden. Die Bundesanstalt für Immobilien gewährte der Stadt einen Preisnachlass von einer Million Euro – allerdings mit einer Bedingung: Die Wohnungen sollen bis Ende dieses Jahres fertig sein.

Hohe Bauzinsen lähmen Wohnungsmarkt

Wegen Corona, hoher Bauzinsen und des Handwerkermangels habe sich der Wohnungsbau verzögert, erklärt Bürgermeister Frank Hilker und verweist auf die Baumisere überall in Deutschland. Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) prognostiziere für 2024 lediglich 265 000 neue Wohnungen. Ziel des Bundesbauministeriums sei es aber gewesen, fast doppelt so viele Wohnungen bauen zu lassen.

Gelände für neue Wohnungen

Gelände für neue Wohnungen

Die schwierigen Rahmenbedingungen beim Bau in den letzten Jahren müsse auch die Bundesanstalt für Immobilien bei ihrer Rückforderung berücksichtigen.

Bundesanstalt für Immobilien bleibt hart

Doch die Bundesbehörde verweist auf Verträge. Sie schreibt: "Bis heute – mehr als dreieinhalb Jahre nach Veräußerung der Liegenschaft – ist mit konkreten baulichen Maßnahmen noch nicht begonnen worden. Vor diesem Hintergrund reicht ein allgemeiner Verweis auf (gesellschafts-)politische oder wirtschaftliche Umstände nicht aus, um eine Fristverlängerung zu rechtfertigen".

Bürgermeister Frank Hilker ärgert sich maßlos über dieses Schreiben. Erst vor einem Jahr habe Detmold einen Investor gefunden, der bereit ist, die 84 Wohnungen nach modernstem Standard energiesparend zu sanieren.

Investor steigt bei Rückzahlung aus

"Wir sind so froh, dass er das Gelände von uns kaufen will und Detmold dadurch dringend benötigten Wohnraum bekommt", erklärt der Verwaltungschef. Doch wenn die Kommune eine Million Euro zurückzahlen müsse, werde auch der Kaufpreis für den Investor höher. Und der winkt ab: Dann sei das Projekt gestorben, so ein Sprecher des Unternehmens.

Die Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Immobilien war bislang gut. Denn Detmold hatte schon vor Jahren einen Teil der vielen leerstehenden Siedlungshäuser gekauft und 120 Wohnungen umbauen lassen.

Desaster bei Baustillstand

Es sei ein Desaster, wenn in dem Viertel nicht weiter gebaut wird. Jeder könne sich vorstellen, wie es aussieht, wenn neben sanierten Gebäuden leerstehende Häuser stehen, die langsam verkommen. „Wir werden uns gegen die Rückzahlung von einer Million Euro verklagen lassen“, kündigt der Bürgermeister an. Es dürfe nicht sein, dass bei diesem gravierenden Wohnungsmangel Siedlungshäuser leer stehen.

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Stadt Detmold
  • Bundesanstalt für Immobilien