Schulen im Lockdown: "Es gibt viel mehr Mobbing"

Stand: 07.01.2021, 08:30 Uhr

Ab Montag sollen alle Schülerinnen und Schülerin in NRW bis Ende Januar in den Distanzunterricht. Besonders schwierig für Schulen in sozialen Brennpunkten. Konflikte unter den Kindern steigen.

Roswita Weber ist Schulleiterin der Theodor-Heuss-Realschule im sozialen Brennpunkt Dortmund-Eving. Seit Monaten jongliert sie mit ihrem Team, um die Corona-Maßnahmen der Landesregierung bei den 630 Schülerinnen und Schülern umzusetzen.

WDR.de: Ab Montag nur noch Distanzunterricht: Waren Sie überrascht darüber?

Roswita Weber: Nein, ich habe sehr darauf gehofft. Wir müssen das Virus stoppen und es nicht weiter verbreiten. Es ist für uns auch kein Problem, in den Distanzunterricht zu gehen. Die Kollegen haben sich schon in den Ferien darauf eingestellt.

WDR.de: Für Kinder bis Klasse sechs, die nicht zu Hause lernen können oder Kindeswohlgefährung besteht, soll es Betreuungsangebote in der Schule geben. Ist das ein guter Kompromiss?

Weber: Sehr gut, weil es Familien mit mehreren Kindern gibt, die nicht gleichzeitig zu Hause am Computer arbeiten können. Es ist wichtig, dass man die Eltern und ihre Probleme ernst nimmt. Man weiß ja auch, wie die Gegebenheiten sind. Es waren bislang allerdings nicht viele Eltern, die dieses Angebot in Anspruch genommen haben.
Besonders schwierig ist es auch für Flüchtlingskinder, Kinder aus den Sprachklassen. Aber die Kollegen machen es super, ich bin sehr beeindruckt davon.

WDR.de: Fühlen Sie sich von der Landesregierung im Stich gelassen?

Weber: Ja, beim Thema Digitalisierung. Wir warten gerade noch auf 240 iPads, die Mitte Januar kommen sollen. Das ist wichtig für die Kinder, die zu Hause keine Endgeräte haben.

WDR.de: Mit welchen Sorgen und Fragen kommen Eltern auf Sie zu?

Weber: Viele Fähigkeiten, Kenntnisse, Kompetenzen des letzten Jahres fehlen und das können wir nicht nachholen. Auch beim Thema Noten werden viele Eltern diese hinterfragen.

WDR.de: Und welche Probleme haben die Schülerinnen und Schüler?

Weber: Es findet leider viel mehr Mobbing untereinander statt. Schlimme Aussagen über andere Schüler, Lehrer oder Eltern werden gemacht. Das führt dann zu Konflikten in der Schule. Wir können das alles gar nicht steuern.

Wenn wir dann die Eltern darüber informieren, sind sie entsetzt. Da können wir gerade gar nicht sagen, was das für Folgen haben wird auf das Verhalten unter- und miteinander.

WDR.de: Was müssen Sie jetzt tun, um die Vorgaben des Ministeriums bis Montag umsetzen zu können?

Weber: Es ist schon alles gut organisiert. Das Problem ist eher, wie das mit den Zeugnissen, Anmeldungen neuer Schüler, Stundenpläne usw. wird.

Das Interview führte Marspet Movsisyan.

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