Eine neue Variante des Coronavirus breitet sich in Großbritannien aus. In Deutschland dürfen keine Flieger mehr von dort landen – auch aus Nordirland nicht.
Menschen, die seit dem 11. Dezember von dort eingereist sind, müssen hier zehn Tage in Quarantäne. Das gilt auch für Südafrika, wo eine ähnliche Virus-Variante kursiert.
Ist die Mutation schon in Deutschland angekommen?
Ja. Experten sehen jedoch keinen Grund zur Panik. Der Berliner Virologe Christian Drosten schreibt zwar auf Twitter: "Das sieht leider nicht gut aus." Denn die Daten der englischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHS) zeigten, dass sich die neue Mutation sehr schnell verbreitet. Angesichts der aktuellen Kontaktbeschränkungen in Deutschland sei es aber eher unwahrscheinlich, dass die Mutation zu einem "größeren Problem" werde.
Reagieren gängige Corona-Tests auf die neue Variante?
Laut dem Virologen Rolf Kaiser von der Uniklinik Köln können nicht alle Testsysteme die neue Mutation erkennen. "Das kann zu falsch-negativen Ergebnissen führen", sagte Kaiser der "Aktuellen Stunde". Die Labore, in denen PCR-Teste durchgeführt werden, seien dazu verpflichtet, dies mit den Herstellern abzuklären. In der Regel seien PCR-Tests großer Hersteller aber sicher. Ob auch bei Antigen-Schnelltests die Gefahr von falsch-negativen Ergebnissen gestiegen ist, sei unklar. "Ob die davon berührt sind, kann man noch nicht sagen."
Ist die neue SARS-CoV-2-Variante aggressiver?
Die Virus-Variante steht im Verdacht, um bis zu 70 Prozent ansteckender zu sein. Ob die Zahl stimmt, ist laut Kaiser noch nicht sicher: Es könnte auch sein, dass sich die Mutation in einem Gebiet ausgebreitet hat, in dem nur wenige Menschen mit dem ursprünglichen Virus infiziert waren." So habe die Virus-Variante bessere Rahmenbedingungen um sich auszubreiten.
Was den durch das Virus ausgelösten Krankheitsverlauf betrifft, gibt es keinen konkreten Anlass zur Besorgnis: "Derzeit gibt es keine Hinweise auf eine erhöhte Infektionsschwere im Zusammenhang mit der neuen Variante", heißt es in einer Mitteilung des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC).
Wirkt der Impfstoff auch gegen die neue Variante?
Mit Blick auf die Wirksamkeit auf einen Impfstoff gegen Corona fürchtet Drosten keine Beeinträchtigung: "Wir haben eine Riesenmischung von Antikörpern als Reaktion auf den Impfstoff und das wären hier nur ein oder ganz wenige Antikörper, die das betreffen würde", sagte Drosten.
"Dazu kommt, dass der Impfstoff gegen das Coronavirus gut auf mögliche Varianten des Virus angepasst werden kann", erklärt Kaiser. "Trotzdem sind Abstand halten, Maske tragen und Hände waschen noch immer das Beste, was wir gegen die Ausbreitung machen können."
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA rechnet damit, dass der Impfstoff der Firmen Pfizer und Biontech auch gegen die neu aufgetretene Coronavirus-Variante wirksam ist. "Zu diesem Zeitpunkt gibt es keinen Beweis für die Annahme, dass der Impfstoff nicht gegen die neue Variante wirken könnte", sagte EMA-Direktorin Emer Cooke am Montag (21.12.2020) in Amsterdam.
Ist die Virus-Variante in Europa dieselbe wie in Südafrika?
Grund zur Sorge macht derzeit eher eine Virus-Mutation, die in Südafrika entdeckt wurde und der Variante in Großbritannien ähnelt. Das südafrikanische Gesundheitsministerium vermutet, dass die Mutation dafür verantwortlich sein könnte, dass sich die zweite Corona-Welle so rasch im Land ausbreitete. Dabei hätten sich mehr jüngere Menschen angesteckt, die auch häufiger unter einem schweren Krankheitsverlauf litten.
Zwischen den Corona-Mutationen in England und Südafrika gibt es sehr wahrscheinlich aber keine direkte Verbindung. Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC teilte mit, die Variante in Südafrika habe "keine enge evolutionäre Beziehung" zu jener in Großbritannien. Sie zeige aber, dass die Entstehung erfolgreicher Varianten mit ähnlichen Eigenschaften womöglich nicht selten sei.
Wie überraschend sind diese Mutationen?
Dass Mutationen auftauchen, ist für die Wissenschaft nicht überraschend. Seit Beginn der Pandemie wurden bereits mehrere Varianten des Coronavirus gefunden. Viele Experten gehen derzeit jedoch nicht davon aus, dass die Mutationen hochgefährlich sind. "Wichtig ist, dass diese Entwicklungen beobachtet werden", sagt Virologe Kaiser. So könne man rechtzeitig darauf reagieren.