Der Krankenpfleger: "Habt keine Angst, zu uns zu kommen!"

Stand: 10.05.2020, 17:10 Uhr

  • Adrian Kolodziej ist Krankenpfleger
  • Seit Corona kommen weniger Notfälle in die Ambulanz
  • Sein Appell: "Habt keine Angst!"

Mein Job während der Corona-Krise ist es, Leuten in Not zu helfen. Wir in der Notaufnahme sind einfach der Ort dafür. Aber im Moment haben die Leute wegen Corona schon Angst, in die Ambulanz zu fahren. Man merkt ihnen an, dass die zurückhaltender sind. Früher waren sie auch wegen Sachen hier, die der Hausarzt auch gut behandeln könnte. Jetzt kommen sie selbst mit schweren Erkrankungen nicht mehr.

Eine Frau hatte zum Beispiel einen massiven Herzinfarkt und saß damit drei Tage lang zu Hause. Sie hat einfach Angst gehabt, hat sie uns gesagt. Wir hätten ihr besser helfen können, wenn sie sofort zu uns gekommen wäre. Denn die Schäden, die dann auftreten, kann man dann nicht mehr so gut behandeln.

Lieber einmal zu viel isolieren

Wir achten wirklich penibel auf die Hygiene. Es gibt Fragebögen, mit denen wir die Leute direkt einschätzen können, und beim kleinsten Verdacht auf Corona isolieren wir sie. Lieber einmal zu viel als zu wenig. Isolierte Patienten kommen gar nicht mehr in Kontakt mit den anderen, die Ambulanz haben wir danach aufgeteilt. Eine Pflegekraft, die Schicht im Isolationsbereich hat, wird nicht auch auf der normalen Station arbeiten.

Außerdem werden die Angehörigen nach Hause geschickt, wenn sie mit in die Notaufnahme kommen. Das ist natürlich erst mal schlimm für sie, aber wir erklären dann, dass wir so wenig Menschen wie möglich in der Ambulanz haben wollen.

Keine Angst vor eigener Infektion

Wir alle tragen den ganzen Tag Mund-Nasen-Schutz und Schutzbrille und tragen Schutzkleidung. Ich selbst habe keine Angst, infiziert zu werden. Ich bin ja immer geschützt und halte mich wenn möglich an die Abstandsregeln.

Im Moment muss man wesentlich mehr koordinieren, noch flexibler sein. Es ist sehr anstrengend, weil man nie weiß, wer steht vor einem, wie sieht der Tag aus, wie viele Leute kommen? Aber das bringt ja die Notaufnahme mit sich. Das macht den Beruf auch aus.

Appell: "Kommt zu uns!"

Mir wäre es wichtig, dass die Leute keine Angst haben, zu uns in die Ambulanz zu kommen. Sie sollen auf ihren Körper hören und wenn sie das Gefühl haben, dass etwas nicht ok ist, dann sollen sie keine Scheu haben und zu uns kommen.

Protokolliert von Tasja Demel.

Adrian Kolodziej

  • Krankenpfleger in der Notaufnahme
  • Arbeitet im St. Josef-Hospitals Bochum, Universitätsklinikum Bochum

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