Ferien in Corona-Zeiten: Herausforderung für Familien und Jugendämter

Stand: 29.06.2020, 06:00 Uhr

  • Jugendämter in NRW kontrollieren auch während der Ferien
  • Kontakt zu Familien soll persönlich oder virtuell gehalten werden
  • Vielerorts massive Einschränkungen bei Ferienangebot

Mit dem Start der Sommerferien am Montag (29.06.2020) werden viele Familien mehr Zeit auf engstem Raum verbringen. Eltern müssen ihre Reisen wegen der Corona-Pandemie ändern oder streichen. Auch Freizeitangebote fallen aus. Das kommt auf Eltern zu, nachdem sie sich schon wochenlang in Eigenregie um ihre Kinder gekümmert haben.

Die Einschränkungen sind nicht nur stressig für Familien, sondern auch für Jugendämter. Denn Mitarbeiter öffentlicher Einrichtungen sind oft innerhalb der Ferienzeit im Urlaub. So herrscht in vielen Jugendämtern Personalmangel. Doch in NRW seien die Ämter auf die besondere Zeit vorbereitet. Sie versprechen: Notwendige Kontrollen werden bei Gefährdungseinschätzungen auch in den Ferien durchgeführt.

Jugendämter wollen Kontrollen aufrecht halten

"Wenn es in diese Richtung geht, dass wir über Kinderschutzfragen sprechen, dann sind die natürlich ein zentrales Thema für uns. Da gibt es eigentlich keine Ferien", sagt etwa Egbert Willecke, Fachdienstleiter des Remscheider Jugendamts. Das hätten bereits die vergangenen Monate gezeigt, auch während des Corona-"Lockdowns" habe es stets Hausbesuche gegeben.

Damit das auch während der Sommerferien funktioniert, achten viele Jugendämter darauf, dass nicht zu viele Mitarbeiter gleichzeitig im Urlaub sind. Die Jugendämter haben auch vor, die Fälle ausführlich zu dokumentieren, damit alle Mitarbeiter sie bearbeiten können.

Präventivarbeit der Ämter wird befürwortet

Die Ämter, die in den vergangenen Wochen präventiv gearbeitet haben, sind anderen voraus. Der Deutsche Kinderschutzbund befürwortet die Präventivarbeit. Mit der richtigen Vorbereitung können Ferien problemlos sein, sagen Experten. Wichtig sei es, potentielle Gefahren bereits vorab zu thematisieren und nicht größer werden zu lassen.

Dazu setzen die Jugendämter etwa in Hattingen oder Leverkusen neben dem persönlichen Treffen auch auf aktive Kontaktaufnahme per Telefon, per E-Mail oder in Videokonferenzen.

Etwa gleiche Fallzahlen zur Ferienzeit

Für die Bergische Kinderschutzambulanz etwa sticht der Zeitraum um die Ferien herum nicht besonders hervor. Die Ambulanz kümmert sich um Kinder, die mit Gewalt oder Misshandlung in Berührung gekommen sind. Davon gebe es das ganze Jahr über etwa gleich viele Fälle, sagt die Leiterin Birgit Köppe-Gaisendrees. "So etwas wie ein Sommerloch gibt es hier nicht."

In diesem Jahr gibt es allerdings ein neues Problem für die Ämter: Während der Sommerferien hätte es vielerorts spezielle Ferienangebote gegeben, an denen vor allem auch Kinder aus Kontakt-Familien teilnehmen. Diese Angebote können wegen der Corona-Auflagen nun aber fast überall nur in geringerem Umfang stattfinden.

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