Kostenlose Bürgertests enden: Das müssen Sie jetzt wissen
Stand: 11.10.2021, 16:09 Uhr
Die meisten Bürgerinnen und Bürger müssen ab heute für Schnelltests zahlen. Eine passende Teststelle zu finden, dürfte künftig nicht immer einfach werden, weil deshalb auch viele Testzentren schließen.
Von Louisa Schmidt
Ab Montag ist Schluss: Für die meisten Menschen übernimmt der Bund dann nicht mehr die Kosten für die Antigen-Schnelltests. Damit steigt der Druck auf Menschen, die weder geimpft noch genesen sind. Denn um ins Restaurant, ins Kino oder in die Uni zu gehen, müssen sie ein negatives Testergebnis vorlegen.
Wer bekommt noch kostenlose Schnelltests?
Für alle, die sich bisher nicht impfen lassen konnten, bleiben die Tests kostenlos. Weitere Ausnahmen gelten zum Beispiel für Personen, für die es erst seit Kurzem eine Impfempfehlung gibt. Dazu zählen unter anderem:
- Bis zum 31. Dezember 2021 alle Minderjährigen und Schwangere.
- Darüber hinaus Kinder bis zu einem Alter von zwölf Jahren und drei Monaten. Um das nachzuweisen, reicht ein amtlicher Lichtbildausweis.
- Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Betroffene müssen ein ärztliches Attest vorlegen.
- Schwangere im ersten Schwangerschaftsdrittel auch über den 31. Dezember hinaus. Als Nachweis dient ein Attest oder der Mutterpass.
Das Bundesgesundheitsministerium hat auf seiner Webseite detailliert aufgelistet, wer weiterhin Anspruch auf Gratistests hat.
Dem NRW-Gesundheitsministerium liegen keine Schätzungen vor, wie viele Menschen jetzt für die Tests zahlen müssen, um ihren 3G-Status nachzuweisen. Auf jeden Fall sind es unter 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung: Fast 80 Prozent der Über-18-Jährigen sind vollständig geimpft. Unter den Nicht-Geimpften sind nochmal einige genesen, schwanger oder fallen unter eine der sonstigen Ausnahmen.
Der Arbeitgeber ist weiterhin verpflichtet, allen, die ins Büro kommen, Tests anzubieten – muss aber keinen Nachweis darüber ausstellen. Auch Pflegeheime müssen Schnelltests für Besucherinnen und Besucher mindestens an drei Terminen pro Woche kostenlos anbieten.
Gratis bleiben auch die Tests in Schulen. Wichtig dabei: In den Herbstferien reicht der Schülerausweis nicht mehr als Testnachweis. Auch Kinder und Jugendliche müssen in der Zeit also ins Testzentrum.
Wo kann man sich jetzt noch testen lassen?
Weil die Nachfrage nach Schnelltests vermutlich sinken wird, werden wohl auch viele Testzentren schließen. Schon in den vergangenen Wochen haben viele Teststellen dicht gemacht. Hier entscheiden letztlich Angebot und Nachfrage.
Das NRW-Gesundheitsministerium teilt mit: "Zwar ist von einem Absinken der Testkapazitäten auszugehen, aber nicht so weit, dass der landesweite, niedrigschwellige Zugang zu Testzentren gefährdet wäre."
In vielen kleineren Orten bieten schon jetzt vor allem Apotheken und Arztpraxen Tests an. Sie sind deshalb besonders wichtig, um ein flächendeckendes Angebot zu erhalten. Von den Apotheken werden zunächst gut 90 Prozent weiter testen, schätzt der Apothekerverband Nordrhein auf Basis einer Umfrage, an der sich 200 Mitglieder beteiligt haben. Auch der Apothekerverband Westfalen-Lippe rechnet damit, dass viele ihr Angebot erst einmal erhalten – allerdings oft mit eingeschränkten Öffnungszeiten.
Auch viele Teststellen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) bleiben geöffnet. Der DRK-Landesverband Westfalen-Lippe geht davon aus, dass zwei Drittel der cirka 80 Teststellen ihren Betrieb zunächst mit reduziertem Betrieb weiterführen werden und rechnet mit Preisen von etwa 15 Euro.
Was kostet künftig ein Schnelltest?
Was ein Schnelltest kostet, ist nicht reguliert und wird von Ort zu Ort vermutlich stark variieren. Bisher haben die Anbieter eine Vergütung von 11,50 Euro pro Schnelltest bekommen. Der Apothekerverband Nordrhein schätzt, dass die Tests in Apotheken etwa 20 Euro kosten werden. Zwei größere Anbieter in NRW verlangen 14,90 Euro pro Schnelltest, bei anderen Betreibern könnten die Tests auch deutlich teurer sein.
Warum werden die Gratistests für die Allgemeinheit gerade jetzt abgeschafft?
Das Ende der kostenlosen Tests für alle hatten Bund und Länder Anfang August beschlossen. Der Grund dafür waren vor allem die hohen Kosten. Für willentlich Ungeimpfte gebe es keinen Anspruch darauf, dass die Allgemeinheit diese dauerhaft übernimmt, sagt etwa Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Wie viel genau die Bürgertests gekostet haben, kann das Bundesgesundheitsministerium nicht mitteilen. Nach Testart aufgeschlüsselte Daten gibt es erst seit Juli. In dem Monat haben die Schnelltestanbieter in NRW über 93 Millionen Euro abgerechnet, im August fast 90 Millionen. In anderen Monaten müssen die Kosten deutlich höher gewesen sein: Zum Teil wurde deutlich mehr getestet, gleichzeitig haben die Anbieter bis Ende Juni eine höhere Vergütung bekommen.