Kaum Umsatz: Händler fürchten um ihre Existenz

Stand: 11.07.2020, 13:24 Uhr

  • Jeder dritte Händler steht vor dem Aus
  • Modebranche stark betroffen
  • Verhaltene Reaktionen auf Sonntagsöffnung

Mehrwertsteuer-Rabatt, Urlaubsgeld, niedrige Infektionszahlen: Der Sommer sollte für den Einzelhandel in NRW den Befreiungsschlag in der Corona-Krise bringen. Doch eine echte Trendwende ist nicht in Sicht.

Zwar sei die Verbraucherstimmung im Juli etwas gestiegen, erklärt der Handelsverband Deutschland in seinem aktuellen Konsumbarometer. Allerdings habe man bisher nur den Wert aus dem April erreicht, als die Krise bereits den ersten gewaltigen Umsatzeinbruch ausgelöst hatte. Für die kommenden Monate sieht der Verband schwarz: Jeder dritte Einzelhändler in NRW sei in seiner Existenz gefährdet.

Textilbranche unter Druck

Das gilt besonders für die Textilbranche. Der Handelsverband Textil (BTE) geht davon aus, dass die Bekleidungsbranche im ersten Halbjahr zwischen 30 und 40 Prozent ihrer Umsätze eingebüßt hat. Weil Auslandsreisen für viele Familien in diesem Jahr ausfallen, liegt die Sommerkollektion vielerorts wie ein Stein in den Regalen.

Auch fehlen Messen und Feste - also Anlässe, zu denen Menschen gewöhnlich Mode kaufen. Bald beginnt außerdem schon die Auslieferung der Herbstware, die lange vor der Corona-Krise geordert wurde. Ob sie mehr Abnehmer findet - das weiß jetzt noch niemand.

Land lockert Öffnungszeiten

Die Landesregierung setzt derweil auf weitere verkaufsoffene Sonntage, um den Konsum anzukurbeln. Das gab NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart am Donnerstag (09.07.2020) bekannt.

Gewöhnlich dürfen verkaufsoffene Sonntage nach dem Ladenöffnungsgesetz in NRW nur als Ergänzung zu einer Veranstaltung stattfinden. Nach dem aktuellen Erlass können bis zu vier Sonntagsöffnungen auch genehmigt werden, um den Einzelhandel und die Innenstädte zu stärken.

Verhaltene Reaktionen aus den Kommunen

Bisher reagieren die Kommunen noch verhalten auf die neuen Freiheiten. Zwar haben Städte wie Detmold und Bad Salzuflen angekündigt, das Angebot zu nutzen. Aber es gibt auch kritische Stimmen. Es reiche nicht, einfach die Läden aufzusperren, zitiert der "Westfälische Anzeiger" einen Sprecher der Stadt Hamm. Ohne Rahmenprogramm und andere Attraktionen könne man an einem Sonntag nicht genug Kunden anlocken. Doch genau solche Großveranstaltungen bleiben bis Ende Oktober in NRW streng verboten.

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