Die Corona-Variante Omikron wird sich wohl auch in Deutschland in Windeseile verbreiten. "Wir müssen also sehr schnell sein", sagte am Donnerstag Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und warb für die Booster-Impfungen. Für Kinder und Jugendliche sind diese aber gar nicht zugelassen. Und gerade sie - so hieß es vor einigen Tagen - könnten durch Omikron besonders gefährdet sein. Ist das wirklich so? Die Vermutung bestätigt sich offenbar nicht.
Noch wenige Omikron-Fälle, aber deutlicher Anstieg
Fest steht: Noch gibt es in Deutschland nur sehr wenige Omikron-Fälle. In der Kalenderwoche 47 waren es offiziell gerade mal 0,1 Prozent aller Corona-Neuinfektionen. Das teilte das Robert Koch-Institut am Donnerstagabend anhand von Stichproben in Laboren mit. In der Woche danach, also Anfang Dezember, waren es allerdings schon 0,6 Prozent. Alle anderen Infektionen gingen auf die Delta-Variante zurück.
Drosten: Berichte aus Südafrika "besorgniserregend"
Stark verbreitet ist Omikron unter anderem in Südafrika. Und die Zahlen von dort bereiteten manchen Expertinnen und Experten zunächst große Sorge. Im NDR-Podcast "Coronavirus-Update" vom 5. Dezember bezeichnete Virologe Christian Drosten die Zahl der schweren Verläufe von Kindern als "besorgniserregend". Berichten zufolge betreffe ein Fünftel der Krankenhaus-Aufnahmen Kinder im Alter von unter zehn Jahren, so Drosten.
Mediziner Jörg Dötsch: "keine schwereren Verläufe"
Kinder-Mediziner Jörg Dötsch kommt nun zu einem anderen Urteil. Der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Köln sagte am Donnerstag in der "Aktuellen Stunde": "Wir wissen glücklicherweise, dass die anfängliche Sorge, Omikron könnte bei den Kindern schwerer verlaufen, nicht stimmt. Die südafrikanischen Daten wurden erneut ausgewertet und haben gezeigt, dass keine wesentlich schwereren Verläufe gegenüber der Delta-Variante auftreten."
Das berichtete Dötsch auch schon am Nachmittag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Lauterbach und RKI-Chef Lothar Wieler in Berlin. Es sei zwar richtig, dass die Hospitalisierungsrate von Kindern mit der Omikron-Welle um ein Fünftel angestiegen sei, sagte er dort. Allerdings sei diese Rate in der Delta-Welle davor um die Hälfte zurückgegangen. Bedeutet: Das Verhältnis zu den Erwachsenen-Zahlen hat sich unter Omikron nur wieder ein bisschen angenähert.
"Das heißt: Gegenüber den ursprünglichen Varianten haben wir in Südafrika zumindest unter Omikron nach wie vor keine schwereren Verläufe", so Dötsch.
Wie gefährlich Omikron für Kinder und Jugendliche in Deutschland sein wird, das werde man ohnehin erst besser in den kommenden Wochen beantworten können, wenn die Variante sich hier weiter ausgebreitet habe, sagt WDR-Wissenschaftsjournalistin Christina Sartori. "Anhand der Laboruntersuchungen können Wissenschaftler nichts darüber sagen, ob Omikron häufiger zu schweren Verläufen bei Kindern führt."