Omikron: Was über die Wirksamkeit der aktuellen Corona-Impfstoffe bekannt ist

Stand: 09.12.2021, 18:54 Uhr

Die Omikron-Variante könnte bald in Europa dominieren - und es deutet sich an, dass der Schutz durch eine doppelte Corona-Impfung erheblich abnimmt. Die Booster-Impfung könnte aber helfen.

Die Omikron-Variante breitet sich in Europa aus, langfristig könnte sie laut Expertinnen und Experten dominieren - und es häufen sich Meldungen darüber, dass die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Variante nachlässt. Was man bislang dazu weiß.

Zweifache Impfung könnte deutlich schlechter wirken

Erste Studien weisen darauf hin, dass die zweifache Impfung deutlich schlechter vor einer Omikron-Infektion - also Symptomen - schützt. Dabei geht es allerdings nicht um den Schutz vor einem schweren Verlauf. Virologin Sandra Ciesek hat dazu am Mittwoch erste Daten veröffentlicht: Demnach waren die Antikörper-Reaktionen bei Labortests bei zweifacher Biontech-Impfung, zweifacher Moderna-Impfung und Biontech-Astrazeneca-Kreuzimpfung erheblich reduziert.

Ähnliche Daten zur verringerten Wirksamkeit gab es bereits am Dienstag von südafrikanischen Expertinnen und Experten. Und auch das Unternehmen Biontech und Pfizer hat am Mittwoch mitgeteilt, dass zwei ihrer Impfdosen nach vorläufigen Ergebnissen nicht ausreichend vor einer Omikron-Infektion schützen. All diese Daten sind bislang aber noch nicht von Fachkolleginnen und -kollegen begutachtet oder in einem Fachmagazin veröffentlicht worden.

Virologe Drosten: Dreifachimpfung aktuell der beste Schutz

Das Signal ist dabei aber wohl deutlich genug: Denn Ciesek empfiehlt, einen an Omikron angepassten Impfstoff zu entwickeln. Biontech hat damit auch bereits begonnen und kann einen solchen spezifischen Impfstoff nach eigenen Angaben bis Ende März auf den Markt bringen.

Weniger klar ist, wie gut die dreifache Impfung - also Booster inklusive - vor einer Omikron-Infektion schützt. So schreibt Virologin Ciesek, dass dieser Schutz den Daten zufolge auch bei der Dreifachimpfung deutlich nachlasse. Virologe Christian Drosten verweist aber bei Twitter darauf, dass der reale Verlust an Schutz viel geringer sei als der erhebliche Rückgang der sogenannten "Neutralisationsaktivität" im Labor: "Im Moment ist Dreifachimpfung der beste Schutz", so Drosten.

Biontech-Studien: Booster-Impfung wirkt effektiv gegen Omikron

Das wird gestützt von den vorläufigen Laborstudien von Biontech, die dabei im Kontrast zu Cieseks Daten stehen: Denn die Biontech-Studien ergeben, dass die Dreifachimpfung gut gegen die Omikron-Variante schützt. Das Unternehmen zieht dazu folgenden Vergleich: Blutproben von Personen, die vor einem Monat ihre dritte Booster-Impfung bekommen haben, neutralisierten die Omikron-Variante demnach in etwa so wirksam wie Blutproben von Menschen, die zweifach geimpft wurden, das beim ursprünglichen Coronavirus taten.

"Diese ersten Daten lassen darauf schließen, dass eine Auffrischungsimpfung immer noch einen ausreichenden Schutz gegen eine durch die Omikron-Variante ausgelöste Erkrankung jeglicher Schwere bieten kann." Biontech-Chef Uğur Şahin zu den ersten Laborergebnissen

Die Biontech-Studien wurden allerdings mit einem sogenannten Pseudovirus durchgeführt, einer Art Nachbau der Omikron-Variante. Versuche mit echten Viren werden im Zweifel als etwas aussagekräftiger bewertet.

Dritte Impfung schützt wahrscheinlich vor schwerem Omikron-Verlauf

Einige Expertinnen und Experten gehen also von einem nach wie vor bedeutsamen Schutz der Booster-Impfung auch vor Symptomen bei einer Infektion mit der Omikron-Variante aus - außerdem wird vermutet, dass die dritte Impfung auch vor einem schweren Omikron-Verlauf schützt.

Biontech teilte in diesem Kontext mit, dass wahrscheinlich bereits zwei Impfdosen effizient gegen schwere Omikron-Verläufe wirken. Für diesen Schutz sind nämlich nicht die Antikörper im Blut zuständig, sondern sogenannte T-Zellen - und die seien von den Mutationen der Omikron-Variante nicht betroffen.

Wie oft bei der Omikron-Variante schwere Verläufe auftreten, ist noch unklar. Einige Virologinnen und Virologen sind aber vorsichtig optimistisch, dass die Zahl der Krankenhausaufenthalte geringer als bei der Delta-Variante sein könnte. Dazu gibt es erste Hinweise aus Südafrika, wo die Variante entdeckt wurde.