Was war Anlass der Aktion? In der Aktuellen Stunde am 17. August mit Catherine Vogel und Andreas Bursche berichteten wir über das Thema Blutspende. Der Grund: Das Rote Kreuz warnte, dass die Blutreserven im Westen knapp werden, weil in der Sommerferienzeit wieder viel zu wenig Blut gespendet würde. Bei der Abmoderation schlussfolgerte Catherine Vogel: "Wir haben heute noch gesagt, wir müssen auch noch mal zur Blutspende gehen."
Daraufhin gingen viele Zuschauermails ein, die großes Interesse an einer solchen Aktion bekundeten. Das Moderatorenteam fand die Idee super. Sie entschieden sich dazu, selbst vor laufender Kamera Blut zu spenden - um erneut auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen und auch andere zur Blutspende zu motivieren.
Von der Anamnese bis zu fertigen Blutspende
Gesagt, getan. Am Montag war es dann so weit. Catherine Vogel und Andreas Bursche haben live in der Sendung Blut gespendet. Die Aktion fand in Zusammenarbeit mit dem DRK-Blutspendedienst West statt. Die Zuschauer konnten den gesamten Blutspende-Prozess mitverfolgen, auch wenn nicht alles live in der Sendung möglich war.
Einige Vorbereitungen mussten noch vor der Sendung getroffen werden: Die Anamnese, bei der medizinisch relevante Themen durch das Fachpersonal abgefragt werden und die Messung von Puls, Blutdruck und dem Hämoglobin-Gehalt im Blut, also die Anzahl der roten Blutkörperchen.
Pieks, ausruhen, fertig
Um 18.45 Uhr startete die Aktuelle Stunde wie gewohnt. Ab 19.10 Uhr wurde es dann langsam ernst: Catherine Vogel sagt: "Wir machen das für einen guten Zweck". Kurz danach nahmen die beiden Moderatoren nacheinander auf zwei Liegen Platz, die das DRK für sie aufgebaut hatte.
Zu Gast in der Sendung war Uwe Janssens, Chefarzt Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital in Eschweiler. Er beantwortete wichtige Fragen zum Thema und betonte, dass die Blutspende vor allem für Menschen wichtig ist, die dauerhaft krank sind und dadurch regelmäßig auf Blut angewiesen sind, wie beispielsweise in der Krebstherapie.
Und dann: Ein kleiner Pieks in den Arm und das Blut begann zu fließen - ein halber Liter ungefähr. Nach der Blutspende konnten die beiden Moderatoren jedoch nicht direkt weiter moderieren, denn danach ist für ungefähr zehn Minuten liegen bleiben und Ausruhen angesagt. "Was du bist schon fertig?", fragte Andreas Bursche seiner Kollegin Catherine Vogel gegen Ende der Sendung. Und Janssens erklärte: "Heute Abend können sie schon wieder einen leichten Walk am Rhein entlang machen".
Lauterbach im Gespräch in der Sendung
Während die beiden Moderatoren Blut spendeten, war auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in die Sendung zugeschaltet. Lauterbach gratulierte den beiden Moderatoren zu der Aktion und bezeichnete sie als "vorbildlich". Die Frage, ob er selbst regelmäßig Blut spende, beantwortete er mit "leider nein" - die Sendung sei jedoch für ihn auch wieder ein Ansporn zur Blutspende zu gehen.
Außerdem erklärte Lauterbach, dass die von ihm vorgeschlagene Verordnung es ermöglichen würde, Blutspenden telemedizinisch zu betreuen. Ärzte müssten dann bei Blutspenden nicht mehr physisch anwesend sein, sondern könnten per Video zugeschaltet werden. Ziel ist es, mehr Spendetermine anbieten zu können.
Ein Vorschlag, der auch auf Kritik stößt. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, äußerte beispielsweise Bedenken hinsichtlich der Patientensicherheit und warf die Frage auf, ob die Abwesenheit von Ärzten potenzielle Spender auch abschrecken könnte.
Der Weg des Blutes
Und was passiert nach der Sendung mit dem Blut der Moderatoren? Dieser Frage wollen wir nachgehen. Daher werden wir am Dienstag den Weg des Blutes verfolgen und der führt uns zum Zentrum für Transfusionsmedizin in Hagen.
Hier wird unter anderem die Blutgruppe bestimmt und das Blut wird auf Infektionskrankheiten untersucht. Wir werden uns anschauen, wie das Blut hier aufbereitet wird und darüber berichten.
"Menschen emotionalisieren"
Eine Blutspende dauert im Schnitt - inklusive Vorgespräch und Messungen - eine bis anderthalb Stunden und kann laut dem DRK-Blutspendedienst West bis zu drei Menschenleben retten. Dennoch: In Deutschland wird zu wenig Blut gespendet. Laut einem Bericht des Paul-Ehrlich-Instituts sinkt die Zahl der Spender seit 2012 kontinuierlich.
Das DRK ist dafür zuständig, Krankenhäuser und Praxen in NRW, Rheinland-Pfalz und im Saarland mit Blutpräparaten zu versorgen. Allein für NRW benötigen sie dafür werktags bis zu 2.500 Blutspenden. Um jederzeit sicherzugehen, dass alle Patientinnen und Patienten rechtzeitig mit Blut versorgt werden können, legen die Blutspendedienste Reserven an. Doch die DRK warnt regelmäßig, dass diese Reserven langsam knapp werden.
"In Notsituationen, wenn wir anfangen wirklich laut um Hilfe zu schreien, dann haben wir Glück, dass wir es schaffen Menschen zu emotionalisieren", sagt Küpper. Dadurch würde ein Peak erzeugt, der jedoch auch relativ schnell wieder abbreche - auf "Normalmaß". Schnell wäre man dann wieder in der Situation Alarm schlagen zu müssen.
Wer darf Blutspenden?
Blutspenden kann in Deutschland jeder, der über 18 Jahre alt ist und mehr als 50 Kilo wiegt. Eine Altersgrenze nach oben hin gibt es nicht mehr. Frauen dürfen viermal im Jahr Blut spenden, Männer sechsmal. Und seit das Transfusionsgesetz 2023 geändert wurde, darf auch die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität keine Rolle mehr spielen.
Wann darf kein Blut gespendet werden? Ausnahmen bestehen für bestimmte Erkrankungen, Schwangerschaft oder nach Reisen in bestimmte Gebiete. Auch nach einer Corona-Infektion darf erst zwei Wochen nach der Genesung wieder Blut gespendet werden.
Deutschland im europäischen Vergleich
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern schneidet Deutschland beim Thema Blutspende eher schlecht ab. Laut den Daten der European Blood Alliance wird in Griechenland mit 52,6 Blutspenden pro 1.000 Einwohner das meiste Blut gespendet. Dicht gefolgt von Italien, mit 50,4 Blutspenden pro 1.000 Einwohner. Auf 1.000 Deutsche kommen dagegen nur etwa 29,2 Blutabgaben.
Das unterschiedliche Blutspendeverhalten innerhalb Europas ist wahrscheinlich auf verschiedene Gründe zurückzuführen. Anzahl der organisierten Bluttransfusionszentren, Wirksamkeit der öffentlichen Gesundheitskampagnen oder auch ein unterschiedliches kulturelles Bewusstsein und Einstellung zur Unterstützung der Gemeinschaft.
Ein Generationenproblem
Doch warum wird in Deutschland immer weniger Blut gespendet? Ein möglicher Grund: Ein Generationenproblem. Laut dem DRK ist der durchschnittliche Blutspender in Deutschland 46 Jahre alt. Ein sehr hohes Durchschnittsalter, das deutlich macht: Ältere Menschen spenden häufiger Blut als junge Menschen.
Die regelmäßigsten Spender finden sich in der Generation der Babyboomer. Küpper sagt: "Das ist die Generation, die die Blutspende über Jahre getragen hat. Sie werden jetzt jedoch eher zu Empfängern". Die Boomer sind in einem Alter, in dem sie kein Blut mehr spenden können, weil sie erkrankt sind oder Medikamente einnehmen müssen.
Doch was ist mit Generation X, Y und Z? Auch sie spenden Blut, nur eben nicht so regelmäßig. Dadurch wird die Versorgungslücke immer größer. Helfen könnte ein Generationenwandel. Und um die jüngeren Generationen für die Blutspende zu gewinnen, "ist es immer wichtig neue Konzepte zu fahren", sagt Küpper.
Von Pop-Up Blutspende bis Vampir-Cup
Das DRK entwickelt daher neue innovative Ansätze, um die Blutspende zukunftssicher zu machen - wie beispielsweise die Pop-Up Blutspende. Dabei werden leer stehende Ladenlokale vom DRK besetzt und als Blutspendelokale genutzt. Laut Küpper sind die Spender hier meist deutlich jünger und weiblicher. Außerdem würden durch dieses neue Konzept auch viel mehr Erstspender erreicht.
Ein anderer Ansatz des DRK ist die Entwicklung einer Unterrichtseinheit für Grundschulen - in Kooperation mit KIKA-Moderator Tom Lehel. Hier sollen die Grundschüler frühzeitig und spielerisch an das Thema Blutspenden herangeführt und sensibilisiert werden.
Und es gibt noch weitere Ideen: Ein Blutspendemarathon zu Halloween. Pharmazie-Studierende riefen jetzt wieder zum Blutspenden auf. Es ist ein deutschlandweiter Wettbewerb zwischen den Unis. Die Pharmazie-Fakultät mit den meisten gesammelten Litern gewinnt den Vampir-Cup - dabei geht es nicht um Geld, sondern um die Ehre.
Unsere Quellen:
- Interview mit Stephan David Küpper vom DRK-Blutspendedienst West
- Website des DRK-Blutspendedienst West
- Bericht des Paul-Ehrlich-Instituts
- Website der European Blood Alliance
- Nachrichtenagentur DPA