NRW drückt beim Impfen inzwischen aufs Tempo. Ab Freitag können die Geburtsjahrgänge 1944 und 1945 Termine vereinbaren. Die nächsten Jahrgänge folgen bereits am Montag. Mehr als 3,1 Millionen Menschen in NRW haben bis Donnerstag bereits mindestens eine Erstimpfung erhalten.
Das klingt gut - ist aber nur ein Anfang. Denn nach der Zweitimpfung stehen vermutlich weitere an. Der US-Pharmakonzern Pfizer schätzt, dass eine dritte Spritze als Auffrischung nach sechs bis zwölf Monaten und anschließend eine jährliche Impfung notwendig werden könnte. Wissenschaftler und Pharma-Vertreter hatten sich bereits ähnlich geäußert.
Impfreihenfolge ändern?
Ein wichtiger Grund für die Auffrischungen spielen wohl die Corona-Mutanten. Mit der britischen Virusvariante stecken sich auch immer mehr junge Menschen an - sagte Folke Brinkmann vom Universitäts-Kinderklinik Bochum am Donnerstag in den "Tagesthemen".
Deshalb müssten jetzt auch die Kinder bei der Impfreihenfolge mitberücksichtigt werden. Sobald mehr Erwachsene immunisiert sind, könnte sich das Virus nämlich auf die Jüngeren konzentrieren.
Impfungen für Kinder ab Sommer?
Tatsächlich laufen bei den meisten Herstellern auch entsprechende Studien. Der aussichtsreichste Impfstoff scheint jener von Biontech zu sein. Das Unternehmen arbeitet nach eigenen Angaben an einer Zulassung durch die europäischen Behörde EMA.
Ulrich Heininger, Mitglied der Ständigen Impfkommission, rechnet damit, dass in der zweiten Jahreshälfte Jugendliche unter 16 Jahren geimpft werden könnten. Da etwa 20 Prozent der Bevölkerung Kinder und Jugendliche seien, komme man um eine Impfung dieser Altersgruppen nicht herum. Nur so könne die sogenannte Herdenimmunität erreicht werden.
Gesundheitsministerium: Noch zu wenig Impfstoff
Bislang sind allerdings noch keine Impfungen für Jugendliche geplant. Aus dem Bundesgesundheitsministerium hieß es am Donnertag: "Solange die Verfügbarkeit von Covid-19-Impfstoffen noch eingeschränkt ist, ist eine Priorisierung weiterhin erforderlich."
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach kritisierte in den "Tagesthemen", dass die Impf-Taskforce sich bisher zu wenig um das Thema Kinder kümmere. Es müsse schon vor der Zulassung die Beschaffung der Impfstoffe vorbereitet und angestoßen werden.
Auch der Deutsche Ethikrat sieht die Dringlichkeit. Die Pandemie dürfe nicht irgendwann nur noch in der jungen Bevölkerung weitergehen, sagte die Vorsitzende Alena Buyx. Sie müsse insgesamt gestoppt werden.