Ab Montag wird sich das Leben in NRW anders anfühlen. Es endet die Maskenpflicht in fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Im Supermarkt beispielsweise, in den Schulen und in den Fußballstadien muss man die Maske nicht mehr zwingend tragen. Aus der Pflicht wird eine freiwillige Option.
Noch heute will NRW seine neue Corona-Schutzverordnung vorlegen, die dann für weniger Schutz und mehr Freiheit sorgen wird. Und das in einer Lage, die eigentlich nicht gut ist, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) betont, der immer wieder davor warnt, den Sonntag, also den Tag, an dem die Regeln fallen, als "Freedom-Day" zu bezeichnen.
Hohe Inzidenz und Krankenhausbelastung
Die Nachrichten und Zahlen sind zwiespältig. Einerseits geht die Sieben-Tage-Inzidenz inzwischen zurück, nach Angaben des Robert Koch-Instituts könnte der Höchststand überschritten sein. Andererseits ist diese Zahl immer noch sehr hoch, in NRW am Freitag lag sie bei 1.288, in einigen Kreisen und Städten sogar bei über 2.000.
Die Sieben-Tage-Inzidenz sollte nach Meinung von Expertinnen und Experten wegen der milderen Omikron-Variante und der hohen Anzahl der Geimpften zwar nicht überbewertet werden. Allerdings ist die Hospitalisierungsinzidenz, also der Wert, der die Belastung in den Krankenhäusern anzeigt, am Freitag in NRW leicht gestiegen - von 7,03 auf 7,24. Innerhalb von 24 Stunden sind allein in NRW 73 neue Todesfälle im Zusammenhang mit Corona gemeldet worden, bundesweit waren es 304.
Regierung mahnt: Bitte vorsichtig bleiben!
Der gesundheitspolische Sprecher der Grünen, Janosch Dahmen, betonte denn auch am Freitag in der ARD, man sei noch nicht aus der Pandemie heraus.
Ebenfalls in der ARD gab es die gegenteilige Meinung - vom Regierungspartner FDP. Justizminister Marco Buschmann verteidigte sein Gesetz. Viele europäische Nachbarn würden nicht verstehen, dass Deutschland weiter so strenge Corona-Maßnahmen vorschreibe, sagte Buschmann.
Quarantäne nur noch freiwillig?
Aber nicht nur die Masken werden fallen: Lauterbach und das RKI schlagen eine kürzere Quarantäne vor. Sie empfehlen, diese auf fünf Tage zu verkürzen. Kontakte sollen freiwillig reduziert werden. In NRW wird an den neuen Regeln für Quarantäne und Isolation noch gearbeitet. Gelten werden sie erst, wenn das Land sie entsprechend in einer Verordnung umsetzt.
Phase der "kontrollierten Durchseuchung"
Reinhold Förster, Immunologe an der Medizinischen Hochschule Hannover, sagte dem WDR, die Pläne für eine Verkürzung der Corona-Quarantäne bedeuten den Eintritt in eine Phase der "kontrollierten Durchseuchung".
Die bisherigen Quarantäne-Regeln könnten nicht durchgehalten werden - insbesondere die Isolationsregel. "Die Gesundheitsämter konnten schon lange nicht mehr nachvollziehen: Wer bleibt wirklich zu Hause? Was jetzt entschieden wird, ist im Prinzip ein Appell an die Bürger, vernünftig zu reagieren", so Förster. "Es ist nichts anderes, als ein verantwortungsvolles Zu-Hause-Bleiben, wenn man krank ist. Und das ist nichts Neues."
Studie: Durchseuchung in Schweden fehlgeschlagen
Mit einer kontrollierten Durchseuchung hat Schweden Erfahrungen gemacht. Das Ziel war die sogenannte Herdenimmunität. Eine aktuelle Studie des schwedischen Karolinischen Instituts kommt zu dem Schluss, dass dies ein Fehlschlag war.
Obwohl die schwedische Regierung absichtlich versucht habe, Kinder zur Verbreitung von Covid-19 einzusetzen und Senioren und Menschen mit anderen Erkrankungen die Versorgung verweigert habe, sei das Ziel einer Herdenimmunität nicht in Sicht, heißt es in der in der Studie, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde.