Junger Mann sucht verzweifelt einen inklusiven Arbeitsplatz

Lokalzeit aus Dortmund 26.04.2024 03:16 Min. Verfügbar bis 26.04.2026 WDR Von Kristin Trüb

Junger Mann sucht verzweifelt einen inklusiven Arbeitsplatz

Stand: 26.04.2024, 15:43 Uhr

Menschen mit Behinderung haben es auf dem ersten Arbeitsmarkt schwer. Das Land NRW hat zwar eine Inklusions-Initiative auf den Weg gebracht. Andy Kerber aus Datteln merkt davon aber nichts.

Von Kristin Trüb

Bewerbungen schreiben – das ist gerade Andys Kerbers Alltag. Die letzten fünf Jahre hat der 29-Jährige in der Metallverarbeitung in einem Unternehmen in Datteln gearbeitet. Dann hat die Firma Insolvenz angemeldet und er wurde arbeitslos.

Job auf dem ersten Arbeitsmarkt für selbstbestimmtes Leben

Andy und sein Vater sitzen auf einem Sofa

Andy und sein Vater Detlef

Weil Andy eine Lernschwäche hat, unterstützt ihn sein Vater Detlef Fijalkowski bei der Jobsuche. Durch seinen alten Job konnte sich Andy Kerber seine erste eigene Wohnung leisten. Seitdem sei er viel selbstständiger geworden, findet sein Vater. Damit Andy die Miete auch weiterhin bezahlen kann, braucht er einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt. Detlef Fijalkowski ist enttäuscht, dass sein Sohn Andy nicht mehr Unterstützung von Behörden bekommt.

"Es ist klar, dass man sich nicht hinsetzen, die Hände in den Schoss legen und sagen kann, jetzt macht Ihr mal für uns. Aber dass man null Unterstützung kriegt, das ist das Enttäuschende". Detlef Fijalkowski, Vater des lernbehinderten Andy

Inklusions-Initiative vom Land NRW

Ein Gärtner schneidet mit einer Motorsäcke eine Hecke

Ein Mitarbeiter der Grünbau bei der Arbeit

Tatsächlich hat das Land NRW vor kurzem mit verschiedenen Akteuren eine Initiative gestartet. Menschen mit Behinderung und offene Stellen sollen besser zusammen gebracht werden. Denn zu wenige Unternehmen bieten inklusive Arbeitsplätze an, obwohl sie dazu gesetzlich verpflichtet sind, wenn sie mehr als 20 Mitarbeiter beschäftigen. Die Anreize fehlen offenbar. Stattdessen zahlen die Arbeitgeber ein Ausgleichsgeld. Damit können immerhin sogenannte Inklusionsbetriebe finanziert werden.

Mehr Inklusionsbetriebe

Anja Coumans

Anja Coumans, Geschäftsführerin bei GrünBau inklusiv

Es gibt inzwischen auch schon mehr Inklusionsbetriebe. Betriebe wie zum Beispiel "GrünBau inklusiv" in Dortmund. 40 Prozent der Mitarbeiter haben eine Behinderung. Geschäftsführerin Anja Coumans war anfangs erstaunt, wie leicht sich Menschen mit Behinderung in den Arbeitsalltag integrieren lassen.

"Man muss ein bisschen schauen, wer welche Vorteile hat und die in den Teams verteilen. Dann passt das meistens richtig gut und alle sind zufrieden". Anja Coumans, Geschäftsführerin bei GrünBau inklusiv in Dortmund

Einen Arbeitsplatz, wie Andy Kerber ihn sucht, hat Grünbau allerdings nicht im Angebot. Andy wünscht sich, dass er bald wieder arbeiten und sein eigenes Geld verdienen kann. Sein Vater setzt dafür alle Hebel in Bewegung. Ruft sogar etliche Firmen in der Umgebung an. Zwei Praktika konnte er Andy so schon organisieren. Das ist immerhin ein Anfang.

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • GrünBau inklusiv GmBH Dortmund

Über dieses Thema berichten wir auch in der Lokalzeit aus Dortmund am 26.4.