Body Shaming: Darf Cinderella nicht mollig sein?
02:39 Min.. Verfügbar bis 21.12.2025.
Body Shaming: Darf Cinderella nicht mollig sein?
Stand: 20.12.2023, 18:32 Uhr
Ein Artikel in der Wuppertaler Rundschau hat in den letzten Tagen für Aufruhr gesorgt. Der Opernkritiker des Anzeigenblattes hatte die Hauptdarstellerin des Musicals "Cinderella" wegen ihrer Körperformen kritisiert. Dagegen regt sich Empörung.
Von Thomas Mau
Die Musicaldarstellerin Susann Ketley spielt die Hauptrolle in dem Musical "Cinderella", das am 9. Dezember Premiere hatte. Ketley steht noch am Anfang ihrer Karriere. Erst in diesem Jahr hat sie ihren Bachelor im Studiengang Musical an der Folkwang Universität der Künste in Essen absolviert. In der Kritik zur Premiere in der Oper Wuppertal musste sie in der Wuppertaler Rundschau lesen: "Mit ihrer Figur wird man wohl eher nicht 'Germany’s next Topmodel.'" Und: "Diese Ella ist hübsch, keine Frage, trotz des erhöhten Body-Mass-Index’."
Schock für Schauspielerin
Cinderella/Susann Ketley
Ein Schock für die 28-jährige Susann Ketley. Sie selbst wollte sich öffentlich nicht dazu äußern. Ihre Kolleginnen und Kollegen allerdings wollten diese Art von "Body Shaming" nicht so hinnehmen und haben ihre Empörung über den Artikel in einem Brief an die Zeitung zum Ausdruck gebracht. Das gesamte Ensemble stellte klar, dass diese Art des Umgangs mit Künstlern, als Menschen, als Darstellende nicht in Ordnung sei.
Kritik an der Kritik: "beschämend, unangebracht, daneben"
Hier ist Susann Ketley aufgetreten: die Wuppertaler Oper.
Auch Rebekah Rota, die Intendantin der Oper in Wuppertal, äußerte ihre Empörung in einem Leserbrief an die Rundschau: "Kriterien wie ein Body-Mass-Index haben in der Beurteilung einer künstlerischen Leistung keinen Platz. Kunst ist alles, was zählt." Zuvor schon hatte Jonas Hein, der Prinz in Cinderella, auf Instagram die Frage gestellt: "Warum ist die körperliche Eigenschaft einer Darstellerin in einem Musical überhaupt erwähnenswert?" Mehr als 6.000 Follower stimmten ihm zu: "Einfach beschämend!", "Unangebracht!", "Völlig daneben!".
Zeitung bittet um Verzeihung
Die Wuppertaler Rundschau wurde durch die massive Kritik geradezu überrollt. Nach einer ersten Erklärung baten die Rundschau und der Kritiker schließlich in aller Form um Verzeihung: "Wir bedauern das Geschriebene sehr. Und wir werden in Zukunft mit größter Sorgfalt darauf achten, dass keine Formulierungen solcher Art mehr den Weg in unsere Veröffentlichungen finden. Sie passen nicht zum Selbstverständnis der Rundschau-Redaktion."
Bundesweite Solidarität
Aus ganz Deutschland hat Opernintendantin Rebekah Rota Nachrichten erhalten, in denen sie sich mit der Darstellerin solidarisieren. Es sei an der Zeit, dass Body Shaming in der Branche endlich thematisiert werde.
Unsere Quellen:
- Eigene Recherche
- Wuppertaler Bühnen
- Wuppertaler Rundschau
Wuppertaler Oper: Kontroverse Rezension zum Musical "Cinderella"
Lokalzeit aus Düsseldorf. 20.12.2023. 06:46 Min.. Verfügbar bis 20.12.2025. WDR. Von Thomas Mau.