Der Sensationsfund von Engelskirchen versteckt sich hinter einer blauen Metallluke am Straßenrand. Hier im oberbergischen Kreis liegt das Windloch. Mit seinen mehr als 8000 Metern Länge ist es das bislang größte Höhlensystem von Nordrhein-Westfalen. Doch unscheinbar soll es im Ortsteil Ründeroth nicht mehr lange bleiben: Die Gemeinde will ein sogenanntes Höhlenerlebniszentrum errichten.
30.000 Besucher pro Jahr in Engelskirchen
Mithilfe von virtueller Realität sollen Besucher in die Höhlensysteme eintauchen und so die faszinierende Karstlandschaft im Untergrund erkunden. 30.000 Besucher erhofft sich Engelskirchen pro Jahr auf dem Areal, das auf einer noch unscheinbaren Brachfläche zwischen Windloch und Aggertalhöhle entstehen soll.
Doch bislang führt das Höhlenerlebniszentrum die Gemeindeverwaltung nur in die Untiefen enger Förderrichtlinien. Denn das Prestigeprojekt wird teuer. Mittlerweile kalkuliert die Gemeinde mit 11,4 Millionen Euro. Allein neun Millionen Euro davon für die Errichtung des Ausstellungsgebäudes. 15 Planungsbüros waren seit der Entdeckung der Höhle im Jahr 2019 mit dem Konzept befasst.
"Jedes einzelne Gewerk mussten wir europaweit ausschreiben", sagt der Engelskirchener Bürgermeister Gero Karthaus dem WDR. Das nun fertige Konzept will der Rat der Gemeinde am Mittwochabend beschließen und dem Land NRW vorlegen. Die Ministerien für Wirtschaft und Heimat hätten die entsprechenden Fördertöpfe, um das Millionenprojekt zu finanzieren, sagt Bürgermeister Karthaus.
Hoffen auf die Landesförderung
In Summe rund zehn Millionen Euro sollen aus Fördermitteln des Landes fließen. Ob das passiert, entscheidet sich wohl im Frühjahr, so der Bürgermeister. Und wenn nicht? "Liegt die Förderquote bei unter 60 Prozent, dann ist das Vorhaben für die Gemeinde Engelskirchen wohl nicht zu finanzieren", so Karthaus. 1,38 Millionen Euro wolle die Kommune selbst beisteuern. Diese Posten seien bereits in den Haushaltsplanungen berücksichtigt.
Die Ideen in Engelskirchen sind groß: Ein Besuch in der Ausstellung könne mit einer Führung durch die Aggertalhöhle verbunden werden. Das ist ja quasi nur eine Tür weiter. Ein eigenes Schülerwaldlabor soll den Nachwuchs für die Höhlenforschung begeistern und gar die Deutsche Höhlenbibliothek in den Komplex im Oberbergischen einziehen.
Das Windloch bekommt Konkurrenz
Das Windloch allerdings werden die Engelskirchener und ihre Gäste wohl nie selbst zu Gesicht bekommen. Die Höhle bleibe der Forschung vorbehalten, so der Bürgermeister. "Wer ins Windloch will, muss sich 17 Meter tief abseilen, robben, kriechen", so Karthaus. "Und bei Schauhöhlen leidet die wertvolle Substanz." Während Engelskirchen auf die Förderzusagen vom Land hofft, bekommt das Windloch heimliche Konkurrenz. Höhlenentdecker und Forscher Stefan Voigt hat in Ennepetal ein neues Höhlensystem aufgetan, welches mit bis zu 9000 Metern sogar noch länger als das Windloch in Engelskirchen sein könnte.
Quellen:
- Reporter vor Ort
- Gespräch mit Bürgermeister Gero Karthaus
- Unterlagen der Gemeinde
Über dieses Thema berichtet der WDR am 09.10.2024 auch im Radio auf WDR 2.