Bis zu 50.000 Menschen drängten am Freitag (11.11.) in das Feierviertel „Kwartier Latäng“ rund um die Zülpicher Straße. Vor allem in den Mittagsstunden wurde es gefährlich eng.
Das Sicherheitskonzept der Stadt hat offenbar nicht funktioniert. Geplant war eigentlich den Zugang zum Gelände mit Zäunen gezielt zu steuern und unter Kontrolle zu halten. Doch schon bald stauten sich die Menschenmassen in den umliegenden Straßen. Gegen 12 Uhr war der Druck so groß, dass die Absperrungen durchbrochen wurden. Mehrere Hundertschaften der Polizei mussten anrücken.
Was ging schief?
Das Feierviertel Kwartier Latäng fasst etwa zehn- bis zwölftausend Menschen. Schon im vergangenen Jahr zogen zum Sessionsauftakt rund 30.000 Menschen zum Feiern dorthin. Die Stadt musste also wissen, was auf sie zukommt.
Das zentrale Problem: Es wurde versäumt, ein Konzept für Entlastungszonen zu erstellen um die Lage rund um die Zülpicher Straße zu entzerren. Feierwütige hätten so eine Ausweichmöglichkeit gefunden, wenn das Kwartier Latäng ausgelastet ist. Die Annahme, man könnte den Zustrom allein durch Zäune und Einlasskontrollen regulieren hat, sich als gefährliche Fehleinschätzung erwiesen.
An dieser Bahnunterführung wurde es zeitweise brenzlig eng
Dass einer der Zugänge zudem unmittelbar an einer Bahnunterführung lag, barg zusätzliches Gefahrenpotenzial. Einsatzkräfte der Polizei mussten den Tunnel frühzeitig abriegeln und die Ankommenden umleiten. Da die meisten Besucher nach Polizeiangaben überwiegend friedlich waren, konnte Schlimmeres verhindert werden.
Wie fallen die Reaktionen aus?
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker räumte ein, dass "zu viele Menschen auf kleinem Raum sind".
Doch, so Reker, man könne die Leute nicht davon abhalten nach Köln zu kommen und auf ihre Art Karneval zu feiern. Das Sicherheitskonzept sei zudem lange vorbereitet worden.
Der Präsident des Festkomitees des Kölner Karnevals, Christoph Kuckelkorn sagte, man wolle nun den Tag analysieren und die Erfahrungen in den nächsten Jahren nutzen.
Doch schon im Vorfeld hatten Gastronomen im Kwartier Latäng kritisiert, dass deren Einwände nicht gehört worden seien. Die Stadt habe hier den Gesprächsfaden abreißen lassen. Doch die Kölner Stadtdirektorin Andrea Blome sah die Verantwortung nicht bei der Stadt. Man müsse sich jetzt zusammensetzen, das "wäre vielleicht ein Job fürs Festkomitee sich da mehr einzubringen", als es jetzt der Fall gewesen sei.
Doch warum wurden keine Entlastungszonen in ausreichendem Abstand zur Zülpicher Straße geschaffen? Henriette Reker meint, dafür hätte sich im Vorfeld kein Veranstalter gefunden. Zudem sei es nicht sicher, dass die Jugendlichen auch wirklich auf eine solche Alternative ausgewichen wären.
Was muss sich ändern?
Für den kommenden Straßenkarneval muss das Sicherheitskonzept nun gründlich überarbeitet werden. An Entlastungszonen führt wohl kein Weg vorbei. Doch die sind logistisch aufwändig. Es reicht nicht, einfach Grünflächen auszuweisen, dort muss auch ein entsprechendes Unterhaltungsprogramm mit ausreichender Infrastruktur wie etwa Getränkestände und Toiletten angeboten werden.
Der Bezirksbürgermeister des Bezirks Köln-Innenstadt, Andreas Hupke von den Grünen, sagte aber: "Es muss sich grundsätzlich was ändern im Kölner Karneval. Solche Massen dürften zukünftig nicht mehr nach Köln kommen."
Wie man allerdings die Menschen davon abhalten kann, nach Köln zu kommen um hier zu feiern – das ist eine ganz andere Frage.