Schikaniert "REWE" streikende Mitarbeitende?
Lokalzeit aus Köln. 28.09.2023. 03:12 Min.. Verfügbar bis 28.09.2025. WDR. Von Patrick Stijfhals.
Schikaniert REWE streikende Mitarbeiter in Köln-Langel?
Stand: 28.09.2023, 18:53 Uhr
"Ohne uns kein Geschäft!“, rufen die Rewe-Mitarbeiter in gelben Warnwesten vor dem Rewe-Zentrallager in Köln-Langel. "Mindestens 400 Euro mehr“ steht auf ihren Bannern. 13 Prozent mehr Lohn fordert die Gewerkschaft ver.di im Groß- und Außenhandel –mindestens 400 Euro soll jeder Mitarbeiter mindestens im Monat mehr verdienen.
Von Patrick Stijfhals
"Dankeschöön!“, ruft der streikende Rewe-Mitarbeiter Thorsten Kraus in die Menge. Es ist Freitag der vergangenen Woche. Das Angebot von Rewe, freiwillig 5,1 Prozent mehr für Mitarbeiter im Großhandel zu zahlen, reicht Thorsten Kraus nicht aus: "Wir wollen einfach nur alle einen fairen Lohn, damit wir leben können. Andere Löhne sind exorbitant, während wir knapp über dem Mindestlohn liegen.“ Er will so lange immer wieder vor dem Zentrallager demonstrieren, bis die Forderungen erfüllt sind – aber Rewe, so der Vorwurf der Streikenden, bestraft die Mitarbeiter, die die Arbeit niederlegen.
Streikenden würde mit Versetzung gedroht
Streikende Rewe Mitarbeiter in Köln-Langel
"Einige Kollegen, die haben erzählt, ihnen wäre eine Versetzung angedroht worden“, sagt Rewe-Kraftfahrer Dirk Befurt. Sogar die Polizei sei regelmäßig hier, sagt Yunus Celen, der in der Warenannahme arbeitet: "Wir würden Ruhestörung machen und die Mitarbeiter belästigen, die reingehen. Ein großer Vorwurf, der auf jeden Fall nicht stimmt: Wir streiken hier schon seit einigen Wochen friedlich.“
Ver.di bestätigt die Vorwürfe gegen Rewe
Rewe selbst äußert sich auf unsere Anfrage bis zum Redaktionsschluß nicht. Aber Jana Zorn von der Gewerkschaft ver.di ist vor Ort. Sie bestätigt, dass Rewe zu drastischen Maßnahmen gegen die Streikenden greift: "Der Arbeitgeber hat am Anfang mit Schadensersatzforderungen gedroht und hat die auch tatsächlich an uns als Gewerkschaft gestellt. Das, was wir erfahren, ist, dass den Kollegen, also den Streikenden, immer unterstellt wird, dass sie andere Mitarbeiter davon abhalten, zur Arbeit zu gehen. Da wissen wir: Das stimmt nicht, weil wir selbst vor Ort sind. Und ihnen bleibt der Zugang zu den Eingängen verwehrt.“
Vorwurf: Rewe verwehre Streikenden den Zugang zum Gelände
Ein Mitarbeiter hält seine Zugangskarte an das Lesegerät der Schranke: Heute funktioniert es, die Schranke öffnet sich. Doch in den vergangenen Monaten sei das nicht immer der Fall gewesen. Während der Streiktage seien die Zugangskarten deaktiviert worden, sagt Thorsten Kraus: "Dann hat man das Auto woanders abgestellt und der Pförtner hat einem gesagt: ´Bist du Streikender? Ja oder Nein?´ Wenn man ´Ja´ sagt und aufs Gelände möchte, muss der Pförtner den Betriebsleiter anrufen und der sagt dann: ´Ja, ist okay, du kannst aufmachen´.“
Rewe-Toiletten würden gesperrt
Vor dem Logistikzentrum haben sie jetzt zwei mobile Toilettenkabinen aufgestellt. Denn auch die Rewe-Toiletten seien für Streikende Tabu, sagt Antonella Bonvissuto: "Die Toiletten wurden vor uns mit dem Zettel ´defekt´ beschriftet, damit keiner von uns auf die Toiletten geht. Unser Arbeitgeber stand davor und hat die quasi bewacht, damit keiner da drauf geht."
Abmahnungen wegen verspätetem Dienstbeginn
Auch zu den Dienstplänen hätten die Streikenden keinen Zugang mehr, sagt Thorsten Kraus. Rewe habe seinen Dienstbeginn vorverlegt, ohne ihm Bescheid zu geben – und ihm dann eine Abmahnung geschickt. So gehe es auch anderen Kollegen: "Wir wurden darüber nicht in Kenntnis gesetzt, wann der Arbeitsbeginn ist, und das wurde uns jetzt zum Vorwurf gemacht, dass wir verspätet zur Arbeit gekommen sind.“
Kurze Streikpause
Wir haben Rewe mehrmals um Stellungnahme zu diesen Vorwürfen gebeten – bis Redaktionsschluß blieb eine Antwort aus.
In dieser Woche ist kurze Streikpause. Die Mitarbeiter sind aber bereit, jederzeit wieder für mehr Lohn die Arbeit niederzulegen.