Jahrelang war klar: Kuckum, Keyenberg, Berverath, Ober- und Unterwestrich würden dem Braunkohletagebau Garzweiler zum Opfer fallen. Je näher die Bagger rückten, desto mehr verwaisten die Orte. Seit Herbst 2022 ist das gestoppt. Wegen des Kohleausstiegs 2030 werden die Bagger vor den fünf Dörfern halt machen. Jetzt aber muss ein Gebiet von 20 Quadratkilometern Fläche von Stopp auf Start umschalten.
Wünsche der Bürger
Im Stadtgespräch gab es viele unterschiedliche Positionen: Von einst 1.500 Einwohnern leben noch um die 150 in den Ortschaften. Sie fordern, dass die Dörfer wiederbelebt werden. Andere hoffen, dass die Felder und Äcker mit ihren wertvollen Böden gerade mit Blick auf den Klimawandel erhalten bleiben. Einige Umgesiedelte wollen ihre Häuser von RWE zurückkaufen.
Für den Erkelenzer Bürgermeister Stephan Muckel ist es noch zu früh, über einzelne Projekte zu entscheiden. Die Stadt wolle „die Substanz der Dörfer“ zukunftsfähig machen. Zunächst sollen die 2.300 Bürgeranregungen aus der Online-Umfrage ausgewertet werden. Vielleicht im Herbst könne der Stadtrat eine Vor-Entscheidung treffen.
Modellregion Klima und Energie
Die Landesregierung will das Braunkohlerevier zu einer Modellregion für Klimaneutralität und nachhaltige Energie machen. Die Wunden aus der Braunkohlezeit zu heilen, werde lange Zeit benötigen, sagte Umweltminister Oliver Krischer. NRW schaffe Rahmenbedingungen und Förderrichtlinien, die konkrete Entwicklung hänge von den Menschen vor Ort ab.
Mitspracherecht der Bürger
Dass vor allem die Bürger immer wieder mitreden müssten, betonte auch Stadtentwickler Hans-Dieter Collinet aus Aachen. Es dürfe keinen Dissens zwischen Planern und Bürgern geben, sondern ein offenes Miteinander. Die Zukunft für die geretteten Braunkohledörfer könne nur mit den Bürgern entwickelt werden.
