Vor kurzen sei die Ampelanlage auf der Neusser Furth sowieso auf LED-Technik umgerüstet worden, sagt eine Stadtsprecherin. Dabei wurde dort auch ein sogenanntes Safe Light installiert, das das Rotlicht für Fußgänger auf den Boden projizieren.
So solle vor allem die Sicherheit von Fußgängern erhöht werden, die durch Smartphones abgelenkt seien.
Rotlicht am Tag kaum erkennbar
Vor Ort zeigt sich, dass das Rotlicht auf dem Boden bei Tageslicht so gut wie nicht zu erkennen ist. Mitarbeiter der Stadt berichten, dass es aber bei Dämmerung oder Dunkelheit sehr deutlich sichtbar sei. "Uns geht es jetzt vor allem um die technische Machbarkeit, ob diese einfache Methode auch betriebssicher und jederzeit verfügbar ist", erklärt Johannes Steinhauer vom Tiefbaumanagement der Stadt.
Laut Verwaltung ist zunächst ein reiner Testbetrieb vorgesehen, um Erfahrungen mit der Ampeltechnik zu sammeln. Der Test soll mindestens ein Jahr dauern. Danach soll dieser laut Steinhauer in den kommunalen und regionalen Gremien ausgewertet und weitere Schlüsse gezogen werden. Weitere Ampeln im Stadtgebiet damit auszurüsten, sei derzeit nicht geplant.
Polizei begrüßt Versuch
Die Polizei im Rhein-Kreis Neuss steht dem Neusser Testlauf wohlwollend gegenüber. Die Zahl der Unfälle durch Ablenkung per Smartphone habe sich im Kreisgebiet von 2021 auf 2022 von fünf auf 20 vervierfacht, sagt Polizeisprecherin Claudia Suthor. Beteiligt waren in allen Fällen aber Auto- oder Radfahrer, bisher keine Fußgänger.
"Trotzdem zeigen die Zahlen, dass das Problem Smartphone-Ablenkung zunimmt. Wir appellieren deshalb immer wieder: Im Straßenverkehr Finger weg vom Handy", betont Suthor.
Verstöße bisher ohne Konsequenzen
Auch die Landesverkehrswacht NRW sieht Ablenkung durch Smartphones als wachsendes Problem. Zudem hätte die Polizei bei Handyverstößen von Fußgängern bisher keine rechtliche Handhabe, während Auto- oder Radfahrern bei Vergehen empfindliche Bußgelder drohten, sagt Vizepräsident Peter Schlanstein.
Laut einer Studie der Allianz-Versicherung aus dem Jahr 2019 tippen 43 Prozent aller Befragten beim Gehen auf ihrem Handy, rund zwei Drittel telefonieren und etwa ein Viertel hört Musik. Das alles erhöht laut der Studienautoren das Unfallrisiko.
Durchwachsene Erfahrungen in anderen Städten
Andere Städte haben bei ähnlichen Projekten kaum nennenswerte Effekte auf das Verhalten von Fußgängern festgestellt. So hatten die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) in den 2010er Jahren an drei Bahnübergängen testweise Warnleuchten im Boden installiert, um damit abgelenkte Fußgänger besser zu warnen.
Eine wissenschaftliche Begleituntersuchung kam zu dem Schluss, dass das regelwidrige Verhalten von Fußgängern durch die Warnlichter nicht verbessert werden konnte.
Besser helfen dagegen sogenannte inverte Signalschablonen oder Ampeln, berichtet ein KVB-Sprecher. Sie seien inzwischen nahezu flächendeckend an allen Bahnübergängen in der Stadt installiert. Heißt: Statt einem roten Ampelmännchen auf schwarzem Grund sei dort ein schwarzes Ampelmännchen auf rotem Grund zu sehen. Durch das stärkere Rotlicht werde die Aufmerksamkeit merklich erhöht und weniger Fußgänger liefen über Rot.