Nach WDR-Recherchen: Ermittlungen wegen Plastikpellets im Rhein
03:13 Min.. Verfügbar bis 25.08.2025.
Nach WDR-Recherchen: Ermittlungen wegen Plastikpellets im Rhein
Stand: 24.08.2023, 15:46 Uhr
Zwischen Köln und Dormagen liegen mehrere Kilogramm Plastikgranulat am Rhein. Die Wasserschutzpolizei ermittelt jetzt, woher sie kommen. Auch die Kölner Staatsanwaltschaft und der NRW-Landtag beschäftigen sich mit dem Umweltfall.
Von Oliver Köhler
In der Nähe des Chemparks Dormagen hat die Lokalzeit bei Recherchen einen neuen Plastik-Hotspot am Rheinufer gefunden. Auf Wiesen und Äckern liegen mehrere Kilogramm Plastikgranulat. Auf einem Weg am Ufer sind die kleinen Plastikkügelchen deutlich zu erkennen.
Plastik wohl durch Hochwasser angeschwemmt
Der Umweltverein K.R.A.K.E. sammelt Plastikkügelchen auf
Der Kölner Umweltverein K.R.A.K.E geht davon aus, dass das Plastik hier regelmäßig bei Rheinhochwasser angeschwemmt wird. "Das Gebiet wird vom Rhein überflutet. Wenn das Wasser wieder zurückgeht, bleiben die Kügelchen im Gras hängen", sagt Christian Stock vom Umweltverein.
Plastik-Hotspot Dormagen
Das betroffene Gebiet liegt an der Stadtgrenze zwischen Köln und Dormagen. Die Stadt Dormagen weiß nach eigenen Angaben schon seit Jahren davon, dass hier regelmäßig Plastikpellets angeschwemmt werden. Zuständig für die Verunreinigung sei aber der Rhein-Kreis-Neuss, sagt die Stadt.
Der Rhein-Kreis-Neuss wiederum verweist auf die Bezirksregierung Düsseldorf. Die teilt schriftlich mit: "Wir haben im Rahmen unserer Zuständigkeit Nachforschungen angestellt und keine Quellen identifizieren können."
Woher kommt das Plastik?
Vor drei Jahren hatte die Umweltorganisation Greenpeace an mehr als 40 Stellen im Rhein die Konzentration von Mikroplastik gemessen. Ergebnis: Die höchsten Werte im Wasser gab es bei Rheinkilometer 712 – genau dort, wo jetzt auch die Plastikkügelchen bei Dormagen am Ufer liegen.
Im Chempark Dormagen gibt es mehrere Hersteller von Plastikpellets. Sie sagen: Die Kügelchen im Rhein stammen nicht von ihnen.
Rund um den Chempark Dormagen gibt es viel Plastik am Rheinufer
Der Hersteller Covestro hat nach eigenen Angaben Plastikpellets aufsammeln und analysieren lassen, um sicher zu sein, dass sie nicht von ihm stammen. Das Unternehmen Ineos verweist auf Filter in der Abwasseranlage. Die seien so fein, dass alle Plastikkügelchen aufgefangen werden. Trotzdem will das Unternehmen das Rheinufer bei Dormagen jetzt reinigen lassen.
Umweltamt soll Plastikpellets analysieren
Nachdem die Lokalzeit im August zum ersten Mal über die Plastikkügelchen berichtet hatte, ermittelt jetzt die Wasserschutzpolizei wegen des Verdachts der Gewässergefährdung.
Die Wasserschutzpolizei hat Ermittlungen aufgenommen
"Die Ermittlungen konzentrieren sich auf den Verursacher", sagt Daniel Dabrowski, Sprecher der Wasserschutzpolizei. "Wenn wir keine Hinweise erlangen auf einen möglichen Verursacher, müssen wir anhand der Zusammensetzung der Pellets mögliche Rückschlüsse treffen. Dafür haben wir Pellets jetzt beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz eingereicht, um die Zusammensetzung zu erfahren".
Plastikpellets sind Problem für Menschen, Tiere und Natur
Die Plastikkügelchen sind offenbar nicht nur für Tiere im Wasser ein Problem. Am Rheinufer liegen die Pellets beispielsweise auch auf einem Maisfeld. Mais wird unter anderem als Futter für Rinder, Hühner und Schweine verwendet. "Das sind Tiere, die später auf der Schlachtbank landen und die wir dann später zu uns nehmen", sagt Christian Stock von der K.R.A.K.E. "Das Problem betrifft am Ende auch uns Menschen".
Plastik im Rhein auch Thema im NRW-Landtag
Bisher haben weder die Wasserschutzpolizei noch die zuständigen Bezirksregierungen Köln und Düsseldorf herausgefunden, wie die Plastikkügelchen im Rhein landen. Das NRW-Umweltministerium will voraussichtlich in der kommenden Wochen dem Landtag erklären, was es gegen die Plastikkügelchen im Rhein unternimmt.
Über dieses Thema berichtet der WDR am 24. August im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Köln und im Radio auf WDR 2.