Der Protoyp des "Space"-Wasserstoffautos in grauer Farbe, die Form ähnlich eines Geländewagens, in einer Halle

Pläne für Wasserstoffauto aus Aachen

Stand: 12.10.2022, 15:07 Uhr

Der Erfinder des Elektroautos e.GO, RWTH-Professor Günther Schuh, hat ein weiteres Automodell der Zukunft vorgestellt: Einen mit Wasserstoff betriebenen Großraumwagen.

Von Michael Esser

Es soll das angeblich umweltfreundlichste Fahrzeug der Welt werden. Mit seinen Maßen und Daten ruft es bei vielen allerdings zunächst Gedanken an Geländemonster und Spritverschwender hervor.

Mindestens aber sieht es aus wie ein neues Abenteuer-Auto für das „A-Team“ im Special-Forces-Einsatz: Siebensitzer, 380 PS, knapp drei Tonnen Gewicht und gut fünf Meter Länge – dazu eine mächtige Karosserie, die jeden Verdacht auf Zierlichkeit sofort verkümmern lässt. Der Auftritt eine Wucht, das Design alles andere als bescheiden, der Name Programm: „Space“.

Wasserstoffauto ohne Brennstoffzelle

Raumgreifend besteht Professor Schuh dennoch auf dem Anspruch, das „umweltfreundlichste Fahrzeug der Welt“ zu planen. Der Wagen sei nur deshalb so groß und schwer, weil anders die Wasserstofftanks nicht in erforderlicher Größe unterzubringen wären. Ein klimaneutraler Antrieb und Null-Emission aber sollten es sein. Der Wasserstoff, der grün gewonnen werden soll, treibt einen modifizierten Dreizylinder-Kolbenmotor an, dieser wiederum lädt über einen Generator eine Batterie, der Wagen rollt elektrisch. Der Clou: Anders als bei den meisten Wasserstoffautos wird auf eine Brennstoffzelle verzichtet.

Nachhaltigkeit auf Rädern

Auch reklamiert Professor Schuh, dass der Allradler mit seiner Kunststoffkarosserie das erste Fahrzeug einer automobilen Kreislauf-Produktion sei. Alle Teile seien nicht nur recycelbar, sondern könnten auch ausgetauscht werden, etwa bei einem ‚Upcycling‘ nach den ersten fünf Jahren. Eine alte Batterie werde dann zum Beispiel als Photovoltaik-Speicher genutzt. Insgesamt zielt das Fahrzeug damit auf eine Lebensdauer von fünfzig Jahren. Für die Entwickler bedeutet das: Konstruktive Nachhaltigkeit auf Rädern.

Verkaufspreis von rund 100.000 Euro

Bei einem angepeilten Verkaufspreis von rund 100.000 Euro ist allerdings die Frage, wer den Wasserstoff-Boliden fahren soll – dazu Schuh: „Familien, Gruppen, Geschäftsleute, Organisationen“ – und wer sich das dicke Ding leisten kann. „Jeder kann sich den leisten, jeder soll den fahren können." Dies soll ein monatlicher „Subskriptions-Mietpreis“ von 1.200 Euro gewährleisten, in dem alle Betriebskosten enthalten seien, von Autoversicherung über Wartung bis zu den Winterreifen.

Bisher größtes Kind einer e-Autofamilie

Der international renommierte Wissenschaftler, Ingenieur und Produktionsexperte Schuh hat neben dem Stadtflitzer e.GO, der auf dem alten Philips-Gelände in Aachen gefertigt wird, bereits etliche Elektrofahrzeuge ins Rollen gebracht. Dazu gehört auch der Streetscooter, der als Elektro-Laster und Lieferfahrzeug in fünfstelliger Stückzahl bei der Post (als neuem Streetscooter-Eigentümer) eingesetzt wird.

Geldgeber gesucht, die auf den Wagen abfahren

Noch gibt es von dem neuen Wasserstoff-Boliden nur einen Prototyp. Wie die früheren Entwicklungen soll der „Space“ in Aachen produziert werden, gerne auf dem Gelände der ehemaligen Conti-Reifenwerke in Aachen Rothe-Erde und gerne schon ab 2025, wünscht sich Auto-Erfinder Schuh. Bis zum Produktionsstart dürften allerdings noch einige Jahre vergehen. Erst einmal werden weitere Geldgeber für das spacige Projekt gesucht.