Mehr Brisanz geht kaum: Das Rheinland schaut am Samstagmittag in die Landeshauptstadt, wenn der alte Klassiker zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln angepfiffen wird. Es ist "nur" ein Duell in der 2. Liga, das Interesse an dem Spiel ist dennoch wahnsinnig hoch.
Stadion seit Wochen ausverkauft
Seit Wochen ist die Düsseldorfer Arena mit knapp 55.000 Plätzen restlos ausverkauft. Die Zuschauer dürfen sich auf ein stimmungsvolles Spiel zwischen der jungen, hungrigen Mannschaft aus Köln und dem eher abgezockten Tabellenführer aus Düsseldorf freuen.
Interessant ist die Partie auch unter dem Gesichtspunkt, dass im Vergleich zur Vorsaison beide Teams sich verwandelt haben. Sowohl Daniel Thioune bei Fortuna Düsseldorf als auch Gerhard Struber beim 1. FC Köln verpassten ihren Mannschaften einen neuen Anstrich. Die Wandlungen im Überblick.
Kölns neuer Offensivgeist
Faktor Spielweise: Unter Timo Schultz agierte der 1. FC Köln in der vergangenen Saison weitaus defensiver und abwartender als das in der neuen Saison der Fall ist - das war dem Abstiegskampf geschuldet. Nachfolger Gerhard Struber setzt - angelehnt an die RB-Schule, aus der er stammt - auf intensives Angriffspressing und hohe Viererkette. Köln spielt also viel offensiver. Das Problem: man ist auch konteranfälliger.
Gegenüber Daniel Thioune musste seine Fortuna nach der dramatisch verlorenen Relegation gegen den VfL Bochum im Mai neu ausrichten. Das Ergebnis: Düsseldorf spielt kompakter und Ergebnis-orientierter. Das spiegelt sich auch in der Statistik wider. Während die Kölner in dieser Saison schon 117 Schüsse aufs Tor abgaben, waren es bei der Fortuna 40 weniger.
Umbau nach Tzolis-Abgang
Faktor Personal: Thioune musste vor der Saison seine Offensive neu ausrichten, da Top-Torjäger Christos Tzolis (22 Tore) den Klub in Richtung Brügge verließ. Rückkehrer Dawid Kownacki soll seine Lücke im Sturmzentrum wieder schließen. Auch Danny Schmidt und Myron van Brederode sind neu in der Düsseldorfer Angriffsreihe und müssen sich noch einspielen.
Bundesliga-Erfahrung hin oder her - der 1. FC Köln geht mit der jüngsten Mannschaft der Liga ins Rennen. Spieler wie Jonas Urbig (21), Julian Pauli (19), Tim Lemperle (22), Max Finkgräfe (20), Damion Downs (20) ist der jugendliche Drang noch anzumerken. Wild und stürmisch auf der einen Seite - nicht kaltschnäuzig genug auf der anderen sind Charaktereigenschaften, die Struber zwar gefallen, aber nicht immer zum Erfolg führen.
Fortuna mit viel Selbstvertrauen
Faktor Psyche: Die Düsseldorfer gehen nach dem gelungenen Saisonstart mit breiter Brust in das Rheinland-Derby. Die Stimmung rund um die Mannschaft ist euphorisch. Mit den Fans in der Hinterhand wollen die Fortunen diese Euphorie auch ins Spiel mitnehmen, wobei der Respekt vor dem FC vorhanden ist.
"Der Kölner Kader hat immer noch klangvolle Namen und ist in der Breite gut aufgestellt", sagt Fortuna Kapitän André Hoffmann, "aber man weiß nie, wie sich das in einem Derby auswirkt, weil das dann nicht so wichtig ist."
Köln muss also vor allem mit der Drucksituation gut umgehen. Ein Druck, der per se bei Köln liegt. "Ich glaube, dass der große 1. FC Köln immer als Favorit in der 2. Liga ins Spiel geht", sagt FC-Youngster Max Finkgräfe, der nach Verletzung vor seinem Comeback steht. Sechs Punkte liegt Köln hinter Düsseldorf zurück. Verlieren ist somit verboten.
Vier Duelle in diesem Jahrtausend
Szene aus November 2019: Oliver Fink (Fortuna Düsseldorf) im Duell mit Kölns Kingsley Ehizibue
Im Gegensatz zum Eishockey, wo sich in der DEL die Kölner Haie und die Düsseldorfer EG laufend duellieren, trafen die Fußballklubs beider Städte in diesem Jahr eher selten aufeinander.
In diesem Jahrtausend spielten die rheinischen Rivalen erst viermal gegeneinander um Punkte. Zuletzt in der Bundesliga: Am 27. Spieltag der Saison 2019/20 gab es ein 2:2 in Köln, das Hinspiel hatte Düsseldorf 2:0 gewonnen.
In der 2. Liga begegneten sich die beiden zuletzt in der Spielzeit 2013/14. Die Kölner gewannen am 19. Spieltag in Düsseldorf mit 3:2, im Hinspiel hieß es 1:1.