Puppen aus Köln helfen NASA bei Mondmission
Stand: 09.03.2023, 19:24 Uhr
Nach rund 50 Jahren sollen bald wieder Menschen auf dem Mond landen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist an der Mondmission der NASA beteiligt und hat im Rahmen eines Experiments zwei "Test-Austronautinnen" ins All geschickt. Jetzt werden die Ergebnisse ausgewertet.
Von Franziska Andre
Helga und Zohar sind die ersten beiden Astronautinnen, die an einer Mondmission beteiligt waren. Und doch sehen sie anders aus als ihre Kolleginnen: Sie bestehen nur aus Kopf und Torso und sind gerade mal 36 Kilo schwer. Denn die beiden sind Puppen mit der Aufgabe, die kosmische Strahlung im Weltall zu messen.
Außerhalb des Erdmagnetfeldes ist die Strahlung um ein Vielfaches höher - auf dem Mond rund 800 Mal. Damit ist das Krebsrisiko für Astronautinnen und Astronauten im All stark erhöht. Die Daten, die Helga und Zohar im Rahmen des Experiments gesammelt haben, sollen jetzt helfen, neue Schutzmaterialien zu entwickeln.
Messpuppen aus dem medizinischen Bereich
Messpuppen wie Helga und Zohar kommen normalerweise im medizinischen Bereich zum Einsatz, zum Beispiel bei der Planung von Krebstherapien. "Wir haben sie sie jetzt aus ihrem normalen Umfeld genommen und in den Weltraum geschickt", sagt Thomas Berger, Leiter des Projektes MARE am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
Die beiden Puppen sind dem weiblichen Körper nachempfunden - inklusive nachgebildeter Organe und Knochen aus Kunststoff. Zusätzlich sind sie mit 12.000 Sensoren ausgestattet, die Strahlung messen. So wird getestet, wie sich Strahlung auf besonders strahlungsempfindliche weibliche Organe wie zum Beispiel die Brust auswirkt.
Immer mehr Astronautinnen
Bisher gibt es nämlich nur wenige Informationen über den weiblichen Körper im All. "Wir haben aber immer mehr Astronautinnen und im Rahmen des Artemis-Programms wird bald auch die erste Astronautin auf dem Mond landen", sagt Berger.
Knapp 26 Tage lang waren Helga und Zohar im Weltraum unterwegs. Jetzt werten die Forschenden am DLR die Daten aus, die sie gesammelt haben. Das wird bis Anfang nächsten Jahres dauern.
Dann rückt auch der bemannte Mondflug näher - und der sei aus wissenschaftlicher Sicht nötig, meint Astrophysikerin Anke-Pagels-Kerp vom DLR. "Obwohl der Mond direkt vor unserer Haustür ist, haben wir verhältnismäßig wenig Erkenntnisse über ihn", sagt sie. Die NASA habe ihren Apollo-Programmen zwar Bodenproben entnommen, aber der Forschungsbedarf sei immens: "Besonders, was die Rückseite des Mondes angeht", sagt Pagels-Kerp.