Ein Geldautomat ohne Verdeck.

Mutmaßliche Geldautomatensprenger in Bonn vor Gericht

Stand: 22.02.2023, 08:39 Uhr

Vor dem Bonner Landgericht müssen sich von heute an drei mutmaßliche Geldautomatensprenger verantworten. Das Trio soll Teil eines international agierenden Netzwerks sein, das aus den Niederlanden (Utrecht) heraus agiert.

Von Christoph Hensgen

Die Bonner Staatsanwaltschaft wirft ihnen insgesamt vier Taten vor. Allerdings erbeuteten die Männer laut Anklage nur in einem Fall auch Geld. Dreimal scheiterten sie - verursachten dabei aber erheblichen Sachschaden. Nach ihrem bislang letzten Versuch, Ende August 2022 in Königswinter, wurden sie von der Polizei festgenommen.

Zwei Männern im Alter von 27 Jahren und einem 24-jährigen Komplizen wirft die Staatsanwaltschaft wiederholten versuchten und vollendeten Diebstahl mit Waffen, schweren Bandendiebstahl und Herbeiführung von Sprengstoffexplosionen vor. Die Gruppe soll von einer „Depotgarage“ im südlimburgischen Kerkrade aus aktiv geworden sein.

Angeklagt für vier Taten zwischen 2019 bis 2022

Die erste angeklagte Tat soll sich bereits am 25. August 2019 in bayrischen Memmingen ereignet haben. Nach einer erfolgreichen Explosion soll das Trio einen Geldautomaten beschädigt und 11 550 Euro erbeutet haben. Außerdem sollen sie dabei einen Sachschaden von rund 16 500 Euro verursacht haben.

Mehrere Polizistinnen und Polizisten, sowie die Feuerwehr im Einsatz nach der versuchten Automatensprengung.

Großeinsatz der Polizei in Königswinter-Stieldorf.

Knapp zwei Jahre später, im April 2021, sollen die Männer dann versucht haben, im sächsischen Markranstädt einen weiteren Automaten zu sprengen. Die Bank hatte aber offenbar als Sicherheitsmaßnahme eine Vernebelungsanlage installiert und so mussten die Täter ohne Geld flüchten. Schaden: 24.000 Euro.

217.000 Euro in einem Geldautomaten - Automatensprenger scheitern

Entmutigen ließen sich die Männer davon laut Anklage aber nicht. Anfang August 2022 sollen die Männer im rheinland-pfälzischen Ockenheim versucht haben, einen Automaten zu sprengen, in dem sich 217 000 Euro befanden. Das Gerät hielt aber der Explosion stand. Die Täter hinterließen einen Sachschaden in Höhe von mehr als 150.000 Euro.

Nur zwei Wochen später - so steht es in der Anklageschrift - versuchten sich die drei Täter in Königswinter-Stieldorf. Der Automat der Kölner Kreissparkasse war bereits im Jahr 2020 vergeblich von Automatensprengern angegangen worden. Und auch der zweite Versuch wurde durch eine im Foyer installierte Vernebelungsanlage vereitelt.

Vernebelungsanlage nimmt den Männern die Sicht

Noch bevor die Täter die Sprengladung am Automaten anbringen konnten, so der Vorwurf, nahm ihnen dichter, weißer Rauch die Sicht. Die drei Männer brachen die Aktion ab und flüchten ohne Beute in die Dunkelheit. Was sie nicht ahnten: Zu diesem Zeitpunkt waren Spezialeinheiten der Polizei ihnen längst auf der Spur.

Laut Polizei hatten Ermittler zu diesem Zeitpunkt längst Erkenntnisse zu der Gruppe, den Tätern und Fahrzeugen. Beamte hatten die drei Männer bereits im Visier, weil die zuständige Ermittlungskommission mit niederländischen Ermittlern seit Wochen zusammengearbeitet hatte.

Spezialeinheiten verfolgen flüchtige Täter bis nach Rheinland-Pfalz

Links ein roter Audi, der vorne stark beschädigt ist, rechts ein graues Auto, ebenfalls stark beschädigt.

Mit dem roten Audi versuchten die Täter nach der Tat zu fliehen.

Nach einer mehr als 60 Kilometer lange Verfolgungsfahrt auch über die Autobahn 61 rammte ein Wagen des SEK den Fluchtwagen der Täter. Mehrere Einsatzfahrzeuge und der rote Audi der Täter wurden bei der Verfolgungsjagd schwer beschädigt, zwei der mutmaßlichen Automatensprenger verletzt. Im Fluchtwagen fanden die Ermittler unter anderem schweres Werkzeug und Sturmhauben.

Kurze Zeit später nahmen niederländische Polizisten im Raum Kerkrade einen vierten Tatverdächtigen fest, der die anderen drei logistisch unterstützt haben soll. Ihm wird getrennt von seinen drei Mittätern der Prozess gemacht. Alle Männer sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Ihnen drohen jahrelange Haftstrafen. Ein Urteil wird 5. Mai erwartet.

Über dieses Thema haben wir am 21. Februar 2023 bei WDR 2 berichtet: Lokalzeit Bonn, 17:30.