Urteil im Missbrauchsprozess Köln

Aktuelle Stunde 29.08.2023 15:10 Min. UT Verfügbar bis 29.08.2025 WDR Von Markus Schmitz

Urteil im Missbrauchsfall Köln-Zollstock: Zehn Jahre Haft für Kita-Betreuer

Stand: 29.08.2023, 19:00 Uhr

Nach fünf Monaten Verhandlung hat das Kölner Landgericht das Urteil gegen einen 34 Jahre alten Mann wegen schweren sexuellen Missbrauchs gesprochen. Der Mann hatte zugegeben, als Betreuer in Kindertagesstätten Kindern sexualisierte Gewalt angetan zu haben.

Von Markus Schmitz und Jochen Hilgers

Der 34-Jährige muss wegen schweren sexuellen Missbrauchs, Vergewaltigung und Herstellung kinderpornografischer Schriften eine zehnjährige Haftstrafe absitzen und anschließend in Sicherungsverwahrung. Das urteilten die Richter in Köln.

Außerdem muss der Mann hohe Schmerzensgeldzahlungen an die Opfer leisten, die sich auf rund 200.000 Euro summieren. Er nahm die Ausführungen des Gerichts konzentriert, aber ohne erkennbare emotionale Reaktionen auf.

Richter schildert Vorgehen des Angeklagten

Die Kammer sah es als erwiesen an, dass der Arztsohn als Betreuer in verschiedenen Kindertagesstätten eines privaten Anbieters und als Babysitter mehr als 20 Mädchen und Jungen schwere sexualisierte Gewalt angetan hatte.

Minutiös schilderte der Richter, wie der 34-jährige das Vertrauen der Eltern und seines Arbeitsgebers gewann, um dann den ihm anvertrauten Kindern schwerste sexualisierte Gewalt anzutun. Dabei machte er auch nicht vor einem Kind mit schweren Behinderungen halt. Manche Opfer waren kaum älter als ein Jahr.

Langer, aufwühlender Prozess

Es war ein aufwühlender Prozess mit Einblicken in ein Leben, das offenbar darauf ausgerichtet war, Kinder zu missbrauchen. Der 34-Jährige hatte sich über eine Internetplattform als Babysitter angeboten und es geschafft, als "Springer" bei einem Anbieter mehrerer Kindertagesstätten in Köln zu arbeiten. Der Mann hat um Entschuldigung gebeten, nicht alle haben sie angenommen.

Der Richter schilderte den Angeklagten als verwöhnten Arztsohn, der schon früh verhaltensauffällig gewesen sei. Er war aber demnach auch selbst als Kind Opfer sexualisierter Gewalt durch den Großvater und später durch Mitschüler.

Geheimsprachen mit Kindern

Bei den Eltern stellte er sich der Staatsanwaltschaft zufolge mit gefälschten Empfehlungsschreiben vor. Mit Kindern habe er eine Art Geheimsprache entwickelt, wenn es um intime Berührungen ging. Über Regeln wie ein Wickelverbot in den Kitas soll er sich hinweggesetzt haben.

Während der Verhandlung kamen weitere Vorwürfe ans Licht, die die Staatsanwaltschaft im laufenden Prozess in einer sogenannten Nachtragsanklage zusammenfasste. Auch diese Schrift war für viele Beobachter im Prozess schwer zu ertragen, als die Staatsanwältin sie Anfang August vortrug. 

Urteil im Missbrauchsfall Köln-Zollstock: Zehn Jahre Haft für Kita-Betreuer

00:58 Min. Verfügbar bis 29.08.2025


26 Verhandlungstage

Seit Mitte April lief der Prozess gegen den 34-Jährigen. Die Staatsanwaltschaft forderte für den Mann 12 Jahre Gefängnis und die anschließende Sicherungsverwahrung. Der Gutachter in dem Prozess stellte fest, dass der Angeklagte aktuell "gefährlich" sei.

Mehr als 20 Mädchen und Jungen soll er missbraucht haben. Tatorte waren seine oder die Wohnungen der Familien, aber auch in Umkleidekabinen von Schwimmbädern soll es Übergriffe gegeben haben. In den meisten Fällen filmte oder fotografierte er laut Staatsanwaltschaft seine Taten.

Über dieses Thema berichten wir heute in der Lokalzeit Köln im WDR-Fernsehen und im Radio auf WDR2.

Köln: Urteil gegen Kita-Betreuer

WDR Studios NRW 29.08.2023 00:51 Min. Verfügbar bis 05.09.2025 WDR Online