Wuppertal: 3. Prozesstag im Fall Erpressung der Familie Schumacher
Lokalzeit Bergisches Land. 08.01.2025. 02:37 Min.. Verfügbar bis 08.01.2027. WDR. Von Rüdiger Knössel, Wolfram Lumpe.
Schumacher-Prozess: Türsteher belastet Hauptangeklagten
Stand: 08.01.2025, 16:25 Uhr
Im Prozess um die versuchte Erpressung der Familie der Rennsportlegende Michael Schumacher belastet ein Zeuge den Hauptangeklagten. Widerspruch kommt von dessen Verteidiger.
Von Wolfram Lumpe und Julian Nothen
Der Mann aus der Türsteherszene hat den angeklagten Wuppertaler stark belastet. Der Wuppertaler soll dem Türsteher aus Süddeutschland Bilder von Michael Schumacher angeboten haben. Konkret sollte der Zeuge versuchen, eine Festplatte mit Fotos in Osteuropa zu verkaufen. Darauf sei er aber nicht eingegangen, so der Türsteher.
Der Verteidiger des Hauptangeklagten, Oliver Doelfs, widerspricht dieser Darstellung: "Er hat ihm davon berichtet, dass er im Besitz entsprechender Unterlagen ist. Aber er hat ihn nicht gebeten, wie der Zeuge heute bekundet hat, dass er diese Fotos für 500.000 Euro nach Russland oder Kasachstan verkaufen soll." Der Anwalt vermutet einen Streit in anderer Sache als Grund für diese Aussage.
Ausgesagt hat am Mittwoch auch ein ehemaliger Sicherheitsmann der Familie Schumacher. Er wurde zur Arbeit dort und zur Digitalisierung von Fotos und Videos befragt. Noch immer ist aber unklar, wie genau die Dateien entwendet werden konnten. Die Staatsanwaltschaft wirft einem ebenfalls angeklagten Mann aus Wülfrath vor, sie gestohlen zu haben. Er war als Sicherheitsmann bei Familie Schumacher beschäftigt.
Sabine Kehm hat abgesagt
Prominenteste Zeugin heute wäre Sabine Kehm gewesen. Die Managerin des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters und Vertraute der Familie hatte ihr Kommen aber schon im Vorfeld abgesagt. Nebenklageanwalt Sven Schnitzler: "Es ist so, dass die Frau Kehm sich einen Gesamtüberblick über die über die ganze Lage verschafft hat. Und den soll sie noch einmal abrunden."
Sabine Kehm informierte regelmäßig über Schumachers Gesundheitszustand
Kehm sollte, nachdem sie bereits zum Prozessauftakt eine Zeugenaussage gemacht hatte, auch Ende Dezember noch einmal gehört werden. Das scheiterte allerdings an einem der Verteidiger. Der hatte beklagt, von der Ladung Kehms nichts gewusst zu haben. So habe er sich nicht entsprechend vorbereiten können. Die 60-Jährige war deswegen kurz vor Weihnachten umsonst aus der Schweiz nach Wuppertal gereist.
Neue Ermittlungen
Zu Prozessbeginn hatte Kehm eine ehemalige Krankenschwester in Diensten der Schumachers belastet und so dazu beigetragen, dass nun gegen diese Krankenschwester wegen einer möglichen Beteiligung an der versuchten Erpressung ermittelt wird. Die Krankenschwester war ebenfalls als Zeugin geladen, ließ sich allerdings krankheitsbedingt entschuldigen.
Der geständige Hauptangeklagte hatte behauptet, die Pflegekraft sei genauso Mittäterin wie auch sein Mitangeklagter aus Wülfrath. Der arbeitete viele Jahre als Sicherheitsmann bei den Schumachers und hatte offenbar engen Kontakt zur Krankenpflegerin. Die Frau sei aber nicht direkt an der Tat beteiligt gewesen.
Gemeinsam sollen sie sich laut Anklage in den Besitz von sensiblen Daten und Aufnahmen aus dem Privatbereich der Schumachers gebracht und versucht haben, von der Familie 15 Millionen Euro zu erpressen.
Amtsgericht Wuppertal
Angeklagter verärgert
Unterdessen ist der angeklagte 53-jährige Wuppertaler ziemlich verärgert über den Prozessverlauf. Das sagte dessen Anwalt im Gespräch mit dem WDR. Er habe nicht nur ein volles Geständnis abgelegt, er habe auch wichtige Aufklärungshilfe geleistet. Dennoch sei sein Antrag auf Haftverschonung abgelehnt worden. Das könne er absolut nicht nachvollziehen. Er wolle sich dem Prozess nicht durch Flucht entziehen.
Im Rahmen der Verhandlung am Mittwoch scheint es allerdings auch Gespräche über eine mögliche Haftverschonung gegeben zu haben, sagt Verteidiger Oliver Doelfs: "Ich habe heute auch noch mal ein Gespräch mit der Staatsanwaltschaft geführt. Es konkretisiert sich jetzt, dass wir eine Kaution für ihn stellen können."
Telefonate sollen angehört werden
Am nächsten Prozesstag am 22. Januar sollen neben der Befragung von Sabine Kehm auch die Telefonate zwischen dem Hauptangeklagten und dem Management der Familie Schumacher gehört werden. Das hat Verteidiger Oliver Doelfs beantragt: "Unter anderem wird man raushören, dass mein Mandant darauf hingewiesen hat, dass das aus seiner Sicht keine Erpressung sein soll. Sondern dass er im Grunde genommen der Familie Schumacher hier anbieten möchte, die Fotos, Videos und Patientenunterlagen, die auf der Festplatte gespeichert sind, zurückzukaufen."
Außerdem soll die Beweisaufnahme geschlossen werden, Plädoyers gehört werden und möglicherweise auch schon ein Urteil verkündet werden.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Verteidiger Oliver Doelfs
- Amtsgericht Wuppertal