Die Räumung in Lützerath geht weiter.

700 Wissenschaftler fordern Stopp der Lützerath-Räumung

Stand: 13.01.2023, 19:15 Uhr

Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete fordern die NRW-Landesregierung in einem gemeinsamen Appell auf, erneut zu prüfen, ob die Braunkohle unter Lützerath tatsächlich gebraucht wird.

Von Oliver Köhler

Klimaforscher, Geologen, Biologen, Physiker und Mediziner haben sich für den Appell zusammengetan.

"Nach den Informationen, die uns heute vorliegen, ist der Abbau der Braunkohle in diesem Bereich nicht notwendig, um die Versorgungssicherheit mit Energie in Deutschland sicherzustellen", sagte Dr. Niklas Höhne, Professor am Kölner New Climate Institut am Freitagnachmittag auf einer Pressekonferenz.

Die Räumung von Lützerath müsse "jetzt ausgesetzt werden, damit wir Zeit gewinnen, gemeinsam eine bessere Lösung zu finden", sagte Höhne.

Räumung in Lützerath: Fakten müssen neu bewertet werden

Pauline Brünger und Niklas Hohne.

Pauline Brünger und Niklas Hohne bei der PK am Freitag.

Pauline Brünger, die Bundes-Sprecherin von Fridays for Future, unterstützt diese Forderung: "Es geht um Millionen Tonnen von Braunkohle. Unter Lützerath und den angrenzenden Gebieten liegen die dicksten Braunkohleschichten. Wenn wir noch eine Chance haben wollen, das Klimaziel von 1,5 Grad zu erreichen, dürfen wir diese Kohle nicht verbrennen."

Der befürchtete Energienotstand sei in Deutschland nicht eingetreten, so Brünger. Jetzt müssten die Fakten neu bewertet werden. Deshalb seien ein Stopp der Räumung von Lützerath und neue Verhandlungen über die Braunkohle der richtige Weg.

Deutschland muss "in den Notfallmodus schalten"

"Wir schaffen die Energiewende nur gemeinsam", sagt Dr. Niklas Höhne. Deshalb sei es jetzt auch im Fall Lützerath wichtig, nicht gegeneinander zu arbeiten. "Die Zeit läuft uns sonst davon."

So wie der Professor vom New Climate Institut sind auch die anderen etwa 700 Unterzeichner des Appells tief besorgt über das Tempo des Klimawandels und die zögerlichen Reaktionen von Landesregierungen und Bundesregierung in Deutschland. "Wir müssen in den Notfallmodus schalten", fordert Höhne, "und das schnell." Notfallmodus bedeute, bei allen politischen Entscheidungen dem Klimaschutz den Vorrang zu geben.

Lützerath sei mehr als ein Symbol, sagt Fridays-for-Future-Sprecherin Brünger. "Wenn die Kohle in dem Tagebau komplett abgebaut und verbrannt wird, sind die international vereinbarten Ziele zum Schutz des Klimas nicht mehr zu erreichen."

Die Folge werde sein, dass Klimakrisen weltweit zunehmen und noch mehr Menschen in Gefahr bringen.