Leichlingen will seine Beschäftigten besser vor Attacken schützen

Stand: 29.06.2023, 15:48 Uhr

Behördenmitarbeiter werden immer öfter Opfer von Attacken durch ihre Kunden, auch in Leichlingen. Die Stadt ist jetzt dem Präventionsnetzwerk #sicherimDienst des Landes beigetreten. Sie will ihre Beschäftigten besser schützen.

Von Johannes Rasch

Ein Bürger ist mit einer Entscheidung des Amtes nicht einverstanden und rastet aus. Er demoliert das Büro der Sachbearbeiterin komplett. Ein besonders krasser Fall, der sich im Leichlinger Rathaus zugetragen hat. Auch wenn die Kollegin nicht direkt angegriffen wurde, leide sie immer noch darunter, sagt Susanne Winkelhoch. Sie ist Personalratsvorsitzende der Stadt Leichlingen. Die Kollegen würden immer häufiger zum Ziel verbaler, psychischer und physischer Attacken ihrer Kunden. Man wolle ihnen aber bestmöglichen Schutz bieten.

Netzwerk soll Sicherheit bringen

Mehr Sicherheit verspricht sich die Personalvertreterin vom Beitritt der Stadt zum Netzwerk #sicherimDienst des Landes NRW. Als erste Stadt im Rheinland ist Leichlingen jetzt dabei. In dem Netzwerk sollen sich Beschäftigte, Vorgesetzte und Behördenleitungen über ihre Erfahrungen mit Gewalt austauschen und voneinander lernen.

Wuppertal verschickt blaue Briefe

So habe die Stadt Wuppertal etwa Erfolg mit blauen Briefen, sagt Andre Niewöhner vom Netzwerk #sicherimDienst. Werden Kunden aggressiv, bekommen sie Post von der Stadt mit der Aufforderung, sich künftig besser zu benehmen. Viele Angesprochene hätten sich daraufhin bei der Sadt gemeldet, sich entschuldigt und Besserung gelobt. Einige Städte hätten sich inzwischen in Wuppertal erkundigt und wollen es den Wuppertaler Kollegen nachmachen.

Messerangriff in der Ausländerbehörde

Dabei ist die Stadt sich im Klaren, dass blaue Briefe nur bei leichteren Fällen helfen. In allen Wuppertaler Ämtern mit Publikumsverkehr sei ein Sicherheitsdienst präsent. Schließlich habe es schon mehrere Attacken auf Mitarbieter gegeben. Erst im verganenen Jahr hatte ein Mann eine Sachbearbeiterin in der Ausländerbehörde mit einem Messer angegriffen. Die Frau wurde schwer verletzt und ist bis heute arbeitsunfähig.

Reul: Null Toleranz

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) spricht vor einem Mikrofon.

NRW-Innenminister Herbert Reul betonte, es dürfe keine Toleranz bei Gewalt auf den Ämtern geben. Jeder Angriff müsse angezeigt werden. Derzeit verzichteten Mitarbeitende in sieben von zehn Fällen darauf, weil ihnen die Vorgänge zu kompliziert seien. Die Staatsanwaltschaften seien inzwischen sensibilisiert. Einige hätten sich bereits auf Gewalt in Amtsstuben spezialisiert.