Drei Männer behindern bei einem Einsatz die Arbeit von Polizei und Feuerwehr und greifen dabei einen Polizisten körperlich an.

Wie sich Behörden in NRW besser vor Gewalt schützen wollen

Stand: 13.02.2023, 14:57 Uhr

Wer im öffentlichen Dienst arbeitet, bekommt es immer wieder mit Aggressionen zu tun - und manchmal mit Gewalt. Die Ausbildung bereitet darauf bislang nicht vor. Ein Netzwerk soll nun helfen.

Von Uli Spinrath

Beleidigungen, Drohungen, Ohrfeigen. Immer wieder machen Fälle von Gewalt gegen Mitarbeitende des öffentlichen Dienstes Schlagzeilen. Extrembeispiele wie der Tod eines Angestellten der Stadt Köln sind glücklicherweise aber selten. 2019 wurden er und sein Kollege von einem Mann mit einem Messer angegriffen.

Gewaltprävention nicht Teil der Ausbildung

Dass Polizistinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes mit Gewalt rechnen müssen, ist naheliegend. Busfahrer, Sachbearbeiterinnen im Jobcenter und Lehrerinnen aber nicht - und sie werden in ihren Ausbildungen auch nicht darauf vorbereitet.

Wie man mit solchen Situationen umgeht, lernen die Angestellten also nicht automatisch. Viele Einrichtungen schulen ihre Mitarbeitenden in Eigenregie - aber eben nicht landesweit koordiniert. Seit Anfang 2022 gibt es deshalb das Netzwerk "Sicher im Dienst". Auf einer Website können sich Akteure des öffentlichen Dienstes in NRW anmelden und austauschen.

Blaue Briefe

Die Stadt Wuppertal schildert dort, wie sie mit Menschen umgeht, die sich im Sozialamt schlecht benommen haben: Sie schickt ihnen blaue Briefe. Die Stadt Gütersloh hat alle Schulen mit großen, bunten Buchstaben markiert, damit sich Rettungskräfte im Ernstfall schneller zurecht finden. Und die Stadt Aachen leistet sich einen eigenen Mitarbeiter für Gewaltprävention, der auch andernorts Trainings anbietet.

Dabei geht es um Körperhaltung, um die Ansprache, um die Gestaltung des Arbeitsplatzes und um Fluchtoptionen, wenn es zu Gewalt gekommen ist. Wie kann ich Gewalt verhindern und wie verhalte ich mich, wenn es trotzdem passiert. "Der Täter bestimmt die Lage und nicht ich", sagte Volker Haupt. Er ist der Mann, der bei der Stadt Aachen für die Gewaltprävention zuständig ist. Man könne also oft nur reagieren, sagt Haupt. Dann müsse man wissen, was zu tun ist.

Wehrhaft machen

Die Plattform, die das Innenministerium bereitstellt, soll dazu dienen, von anderen Akteuren im öffentlichen Dienst zu lernen und bestimmte Methoden zu übernehmen. Knapp 1.000 Mitglieder aus über 350 Behörden und Institutionen hat das Netzwerk inzwischen. "Der öffentliche Dienst rüstet auf und macht sich wehrhafter", sagte Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montag bei einer ersten Bilanz. "Der Austausch zwischen den Behörden ist Gold wert".

Über das Thema berichten wir am 13.02.23 unter anderem im Westblick auf WDR 5.

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