Studiogespräch: Rainer Maria Kardinal Woelki, Kölner Erzbischof
Aktuelle Stunde . 21.04.2025. 33:02 Min.. UT. Verfügbar bis 21.04.2027. WDR.
Rainer Maria Woelki: Dieser Kardinal aus NRW wählt den Papst mit
Stand: 22.04.2025, 12:02 Uhr
Wenn in Rom das Konklave zusammentritt, wird er als einer von 133 Kardinälen den neuen Papst wählen: Rainer Maria Woelki. Er ist neben Reinhard Marx aus München und dem in Rom tätigen Gerhard Ludwig Müller einer von drei Deutschen, die dabei sein werden. Der Kölner Woelki war jahrelang aus der Öffentlichkeit verschwunden – nach dem Tod von Papst Franziskus taucht er wieder auf.
Dialogbox
Zu den Kommentaren [10]Nach den Skandalen um sexuellen Missbrauch durch Priester in der Katholischen Kirche und der anschließend sehr schleppenden Aufarbeitung hatte Papst Franziskus dem Kölner Rainer Maria Kardinal Woelki eigentlich die rote Karte gezeigt - und das öffentlich in einer Institution, die Staatsanwaltschaften lieber außen vor lässt und innerhalb der eigenen Mauern selbst aufklärt.
Franziskus entschied nie über Woelkis Rücktrittsgesuch
Franziskus warf Woelki bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Köln insbesondere seine Kommunikation vor und schickte ihn in eine fünfmonatige Auszeit. Anschließend forderte er den Kardinal auf, ein Rücktrittsgesuch einzureichen. Über dieses Gesuch entschied er jedoch nie.
Ein nicht aufgeklärter Skandal und zigtausende Kirchenaustritte
Bei den Gläubigen sorgt der Missbrauchsskandal für großen Frust, erschüttert das Erzbistum und den Stuhl des Erzbischofs. Tausende treten seitdem aus der Kirche aus. Es gibt Streit um Gutachten und um deren Veröffentlichung, Zweifel an Woelkis Willen zur Aufklärung, Kritik am Umgang mit den Tätern. Schätzungsweise drei Millionen Euro zahlt das Erzbistum für Anwälte, Medienstrategen und PR-Berater im Zuge des Missbrauchsskandals.
Ermittlungen wegen Meineids laufen noch
Seit 2022 ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft gegen Woelki wegen Meineids - ein einmaliger Vorgang in der bundesdeutschen Rechtsgeschichte: Es geht um den Verdacht, dass der Kardinal zu seinen Kenntnissen über Missbrauchsfälle unter Eid die Unwahrheit gesagt hat. Dieser beteuert seine Unschuld.
Schwebezustand im Erzbistum Köln
Woelki macht sich öffentlich augenfällig rar: Zu Gottesdiensten ist er im Kölner Dom anzutreffen, zumindest an den hohen Feiertagen. Auch jetzt steht er Festmessen vor. Doch bei großen gesellschaftlichen Anlässen sieht man ihn nicht mehr. Jahrelang befindet sich das Erzbistum Köln und Woelkis Schicksal in einem ungeklärten Schwebezustand.
Woelki mit dem Papst im Reinen
Am Ostermontag 2025 stirbt Franziskus. Und Woelki taucht im ARD-Morgenmagazin auf. Dort wird er gefragt, ob er diese Sache noch mit Franziskus habe klären können. Er antwortet: "Wir haben uns danach noch ein-, zweimal gesehen, und er hat immer gesagt: 'Haben Sie Mut, gehen Sie voran, machen Sie da Ihre Arbeit! Und ich steh' ganz zu Ihnen und ganz hinter Ihnen.' Das war eigentlich immer so seine Botschaft gewesen."
Der Koffer für Rom wird gepackt
Am Mittwoch wird im Kölner Dom ein großes Requiem für den verstorbenen Papst Franziskus gefeiert. Danach will der Kardinal zur Beerdigung nach Rom reisen und dort bleiben, sagt Woelki am Ostermontag dem WDR beim Auftritt in der Sendung "Aktuelle Stunde". Vorher werde man sich in Zirkeln austauschen, um das "Bild der Kirche" und einen geeigneten Kandidaten zu beraten.
Woelki: Konklave soll nicht politisch wählen
Von seiner letzten Wahl berichtet Woelki vom Ringen um den besten Kandidaten. Das sei eine Verpflichtung, die einem Kardinal aufgegeben ist, "eben nicht politisch zu wählen, sondern denjenigen zu wählen, den er vor dem Angesicht Gottes als den Kandidaten erkannt hat, den er für den Besten und den Richtigen hält." Der neue Papst müsse ein Herz für die Menschen haben, das Werk Franziskus' fortführen und "der Kirche wieder ein Stück Stabilität geben", sagt Woelki.
Auf die Nachfrage im ARD-Morgenmagazin, ob er im Reinen mit Franziskus sei, erwidert Woelki: "Ja, auf jeden Fall."
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, Woelki sei einer von 137 Kardinälen, die den Papst mitwählen. Dies basierte auf einer Angabe der Nachrichtenagentur dpa. Tatsächlich sind derzeit 135 Kardinäle wahlberechtigt. Zwei haben allerdings die Reise nach Rom aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Wir haben das korrigiert.
Unsere Quellen:
- Interview mit Kardinal Woelki im ARD-Morgenmagazin am 22.04.2025
- WDR-Interview mit Kardinal Woelki in der Aktuellen Stunde am 21.04.2025
- Nachrichtenagentur dpa
10 Kommentare
Kommentar 10: Sandra Schubert schreibt am 24.04.2025, 09:00 Uhr :
Sollen sie doch entscheiden wer und was sie wollen! - Für mich wäre eine strikte Trennung von Kirche und Staat dringend notwendig ! Verstehe nicht ... Sollen sie doch entscheiden wer und was sie wollen! - Für mich wäre eine strikte Trennung von Kirche und Staat dringend notwendig ! Verstehe nicht wieso die“ Würdenträger „ von Steuergeldern, auch Andersgläubiger bezahlt werden ? Glaube fest an einen Gott, aber nicht die Kirche ! weiterlesen
Kommentar 9: Micha schreibt am 24.04.2025, 07:52 Uhr :
Hier sehen mir zu viele Leute nur das negative. Es stimmt beispielsweise nicht das es nur das Zölibat gibt. Es gibt auch ganz selbstverständlich and ... Hier sehen mir zu viele Leute nur das negative. Es stimmt beispielsweise nicht das es nur das Zölibat gibt. Es gibt auch ganz selbstverständlich andere Wege. Bei mir ist so einer, verheiratet und Kinder, das Bistum und vor allem die Gemeinde hat kein Problem damit. Kardinal Woelki hat seine Prinzipien, wie andere auch, Meisner und Hengsbach waren auch nicht besser. Nicht nur die deutschen, sondern die ganzen Europäer sind inzwischen so unterrepräsentiert, dass sie eh nur noch eine Nebenrolle spielen werden. weiterlesen
Kommentar 8: Hajo schreibt am 22.04.2025, 22:21 Uhr :
Denke ich an die evangelische Kirche fallen mir empatische, symptische, freundliche Menschen wie unser inzwischen pensionierter Pfarrer oder seine f ... Denke ich an die evangelische Kirche fallen mir empatische, symptische, freundliche Menschen wie unser inzwischen pensionierter Pfarrer oder seine freundliche Nachfolgerin (eine Frau!) ein. Denke ich an die katholische Kirche fallen mir Zölibat, Verbot von Scheidung, Frauenmißachtung, Kindesmißbrauch und systematische Vertuschung und der Limburger Kirchenmann mit der "goldenen" Badewanne sowie Herr Woelki ein. Und die altersstarsinnigen, greisen Kirchenoberen und Kardinäle wollen nicht im 21. Jahrhundert ankommen. Daher laufen Ihnen die Gläubigen weg. Irgendwann haben sie einen leeren!Riesendom in Köln und kaum noch Gläubige. Nur viele Touristen und wenige "Extremsportler" die illegal Nachts den Turm "erobern". Das ist die Zukunft der kath. Kirche - zunehmende Bedeutungslosigkeit in Dtl. Aber die kathol. Kirche ist weltweit und in einigen Weltregionen ist man völlig anders als Westeuropa - das zweite Dilemma der Institution. Ich halte von der kath. Kirche Abstand. weiterlesen
Kommentar 7: 22.04.2025, 20:40 Uhr :
Name und Kommentar wg. Netiquette-Verstoßes gesperrt. (die Redaktion)
Kommentar 6: Paul Moses schreibt am 22.04.2025, 20:31 Uhr :
RMW guckt wie Esken. Hätte wohl zurücktreten sollen um Austritte zu verringern. Eine Klöcknerin meint dass die Kirche sich aus der Politik mehr raus ... RMW guckt wie Esken. Hätte wohl zurücktreten sollen um Austritte zu verringern. Eine Klöcknerin meint dass die Kirche sich aus der Politik mehr raushalten sollte. Dabei wird in Predigen manchmal für die Politiker gebetet damit sie kluge Entscheidungen treffen! weiterlesen
Kommentar 5: Name unterdrückt (Netiquette-Verstoß) schreibt am 22.04.2025, 16:46 Uhr :
Austreten, einfach austreten. Etwas anderes kann für diesen "Verein" nicht empfohlen werden.
Kommentar 4: Martin schreibt am 22.04.2025, 16:43 Uhr :
Wie kommt es, dass der Kardinal "plötzlich" im ARD-Morgenmagazin auftaucht? Wurde er von der Redaktion nicht eingeladen? Für eine WDR- Redaktion ist ... Wie kommt es, dass der Kardinal "plötzlich" im ARD-Morgenmagazin auftaucht? Wurde er von der Redaktion nicht eingeladen? Für eine WDR- Redaktion ist dieser billige Unterton mehr als peinlich. Vor allem, wenn die einzige Recherche auf einen schlechten Bericht im Kölner Stadtanzeiger beruht. Die Zeitung schreibt seit fünf Jahren über Herrn Woelki, ohne ihn einmal selbst zu Wort kommen zu lassen. Einseitiger geht Journalismus nicht. Egal wie konservativ und mitunter eigensinnig der Kölner Kardinal auch ist. weiterlesen
Antwort von Name unterdrückt (Netiquette-Verstoß) , geschrieben am 22.04.2025, 20:12 Uhr :
Dem stimme ich vollkommen zu. Für den Kölner Stadtanzeiger gebe ich schon lange kein Geld mehr aus; beim WDR bin ich gezwungen, die einseitige, vore ... Dem stimme ich vollkommen zu. Für den Kölner Stadtanzeiger gebe ich schon lange kein Geld mehr aus; beim WDR bin ich gezwungen, die einseitige, voreingenommene Berichterstattung durch die monatliche Zwangsabgabe mit zu finanzieren. Wenn die Medien doch nur auch mal hinter die Kulissen anderer Glaubensrichtungen schauten, würden sie feststellen, dass dort auch nicht alles im Grünen ist. Was die Austritte aus der katholischen Kirche angeht, da trägt die Berichterstattung in den letzten Jahren ein gerüttelt Maß an Schuld. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: den Missbrauch verurteile ich genau so wie jeder andere; ich kritisiere lediglich den Umgang der Medien, die sich nur auf Verfehlungen in der katholischen Kirche stürzen und keinen Platz für Positives lassen und in Köln sich vor allen auf Kardinal Woelki einschießen. weiterlesen
Kommentar 3: Tom schreibt am 22.04.2025, 16:36 Uhr :
Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, sah ich der Aktuellen Stunde R.M.W. Wie konnte man dass zu lassen? War es nicht möglich mehr katholische K ... Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, sah ich der Aktuellen Stunde R.M.W. Wie konnte man dass zu lassen? War es nicht möglich mehr katholische Kompetenz zu einem Interview einzuladen? Für mich hat Herr R.M.W. das menschlisch Zumutbare weit überschritten. weiterlesen
Kommentar 2: Uwe schreibt am 22.04.2025, 15:46 Uhr :
Als ich las das dieser Herr mit im konkave ist viel mir sofort die ganze miesere der katholischen Kirche ein. Wird sich jemals etwas ändern?
Kommentar 1: Franz schreibt am 22.04.2025, 15:38 Uhr :
Es gibt wohl nicht viele charakterliche Gemeinsamkeiten zwischen Wölki und Franziskus. Es war ein Täter des Wortes. Respekt!
Antwort von Li Langensiepen , geschrieben am 22.04.2025, 16:51 Uhr :
Ich kann es nicht begreifen! R.M.W. Soll den neuen Papst mit wählen dürfen.