Israelischer Botschafter Ron Prosor besucht Wuppertal

Lokalzeit Bergisches Land 24.05.2024 03:05 Min. Verfügbar bis 24.05.2026 WDR Von Lutz Polanz

Gerichtshof-Urteil überschattet Besuch des israelischen Botschafters in Wuppertal

Stand: 24.05.2024, 18:27 Uhr

Der israelische Botschafter Ron Prosor hat am Freitag Wuppertal besucht. Der Termin wurde von einem Entscheid des Internationalen Gerichtshofs (IGH) überschattet.

Von Lutz Polanz und Martin Henning

IGH-Präsident Nawaf Salam gab am Freitag einem Eilantrag Südafrikas bei einer Anhörung statt. Südafrika hatte verlangt, die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu müsse den Einsatz beenden und ihre Truppen aus dem Gazastreifen abziehen. Israels Botschafter Prosor wollte sich gegenüber dem WDR nicht zum Urteil äußern. Ein Interview mit der "Aktuellen Stunde" sagte er kurzfristig ab.

Gerichtshof-Urteil überschattet Besuch des Botschafters

WDR Studios NRW 24.05.2024 00:24 Min. Verfügbar bis 24.05.2026 WDR Online


Israels Regierungssprecher Avi Hyman hatte bereits am Donnerstag zu einem möglichen Urteil gesagt: "Keine Macht der Welt wird Israel davon abhalten, seine Bürger zu schützen und gegen die Hamas im Gazastreifen vorzugehen." Dem Internationalen Gerichtshof fehlen die Möglichkeiten, die Umsetzung des Urteils auch zu erzwingen.

Botschafter setzt auf die Jugend

Die Synagoge in Wuppertal-Barmen

Die Synagoge in Wuppertal-Barmen

Botschafter Prosor traf bei seinem Besuch am Freitag den Wuppertaler Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und trug sich in das goldene Buch der Stadt ein. Der Botschafter besuchte unter starkem Polizeischutz auch die Bergische Synagoge. Der Freundeskreis Beer Sheva hatte ihn eingeladen. Prosor ist seit 2022 Botschafter Israels in Deutschland.

Die langjährige Städtefreundschaft zwischen Wuppertal und Beer-Sheva ist laut Prosor ein wichtiger Baustein für Frieden und Versöhnung. Bei seinem Besuch sagte Prosor, man wolle den Schüleraustausch zwischen beiden Städten vertiefen. "In diesen Zeiten ist es besonders wichtig, weil die Jugendlichen die Zukunft dieser Beziehungen sind", sagte Prosor dem WDR.

Zur Kritik am israelischen Vorgehen im Gazastreifen

Rabbi Chaim Kornblum und Arno Gerlach vom Freundeskreis Beer-Sheva

Rabbi Chaim Kornblum und Arno Gerlach vom Freundeskreis Beer-Sheva

Angesichts der Kritik am israelischen Vorgehen im Gazastreifen verwies der Botschafter auf die anhaltenden Raketenangriffe auf Israel durch Hamas und Hisbolla. "Während wir sprechen, schießen sie auf uns und auf die Grenzübergänge für humanitäre Hilfe nach Gaza", so Prosor. "Wir haben das Recht und die Pflicht, unsere Bevölkerung zu schützen, damit nicht noch ein 7. Oktober passiert." An diesem Datum startete die Hamas den Angriff auf Israel.

Diejenigen, die die Hamas anerkennen, würden einen Terrorstaat anerkennen, sagte der Botschafter weiter. Man müsse die Infrastruktur der Hamas beseitigen und "klare Kante zeigen". Trotzdem glaube er langfristig an ein Ende des Konflikts. Als wesentlich dafür sieht er das sogenannte Abraham-Abkommen an. Dabei handelt es sich um ein diplomatisches Dokument, das neben Israel auch die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Marokko und der Sudan unterschrieben haben.

In diesem halten sie unter anderem fest, dass sie ihre Koexistenz anerkennen und den Frieden auf der Grundlage des gegenseitigen Verständnisses erhalten und stärken wollen. Außerdem soll der Dialog zwischen den Religionen und Kulturen gefördert werden.

Ängste bei Mitgliedern der jüdischen Gemeinde

Der Rabbi der Wuppertaler Gemeinde Chaim Kornblum berichtete beim Treffen am Freitag, dass die jüngsten Proteste in Deutschland auch Ängste der mehr als 2000 Gemeindemitglieder im Bergischen hervorgerufen haben. Bislang habe es keine verbalen oder tätlichen Angriff im Bergischen gegeben. "Wir sagen den Leuten aber, dass sie nicht mehr mit Kippa auf der Straße gehen. Der Schutz steht über allem", so Kornblum.

Seit langem Partnerstädte

Wuppertals israelische Partnerstadt Beer Sheva liegt rund 100 Kilometer südlich von Jerusalem und Tel Aviv im nördlichen Teil des Negev. In der Wüstenstadt leben rund 200.000 Menschen.

1977 wurde das Partnerstädte Abkommen zwischen Beer Sheva und Wuppertal abgeschlossen. Es war das erste soziale und kulturelle Abkommen zwischen einer israelischen und deutschen Stadt.

IGH: Israel muss Rafah-Offensive stoppen

WDR Studios NRW 24.05.2024 00:45 Min. Verfügbar bis 24.05.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Nachrichtenagentur AP